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Eher still und leise vollzieht sich derzeit eine energie- und klimapolitische Revolution

Ölpreishoch, Preistaucher bei den Erneuerbaren, heissester Sommer und Gerichte, die der Bewegung Schub verleihen.

Jetzt ist der Ölpreis wieder dort, wo er eigentlich hingehört. Seit anfangs Oktober bewegt sich der Fasspreis über jenem 80-$-Level, das schon einmal vor rund fünf Jahren als Ausgangspunkt für den Start der erneuerbaren Energierevolution galt. Dann kam es anders und das Preisniveau verringerte sich auf bis unter deren 30$. Der deutsche Verband für Solarwirtschaft hält nun aber fest und meint damit vor allem das Geschäft mit den Sonnenkollektoren (Solarthermie): «Die Ölpreisrallye belebt Solarenergie». 

Es geht aufwärts, wie auch die Graphik über drei Jahre hinweg nachweist und verschiedenste Wirtschaftsmedien konstatieren (Momentum für weitere Steigerungen ist vorhanden). Unter anderem Donald Trump zum Dank, der mit seinen Wütereien gegenüber dem Iran dessen Förderkapazität wieder eingeschränkt hat und damit das Ölgeschäft verunsichert und das Angebot verknappt. Die Entwicklung kommt auch bei den KonsumentInnen an: Denn jetzt müssen sich Hausbesitzer mit Heizöl eindecken, meldete der Tages-Anzeiger am Mittwoch. Und die Automobilisten dürften auch schon realisiert haben, dass es mit den günstigen Benzinpreisen wieder mal vorbei ist. Noch vor kurzem bei rund 1.30 CHF, bewegt sich der Literpreis hierzulande unterdessen auf die 1.80 CHF zu. Das ist, so nebenbei vermerkt, sicher auch ein zusätzliches Verkaufsargument für die E-Mobil-Branche (100$ pro Fass sind genau, was E-Autos brauchen, siehe Bloomberg).

Doch die eingeleitete Energie- und Klimarevolution geht  über den Ölpreis hinaus: Haben wir doch eben den heissesten Sommer ever hinter uns (ja wirklich, es war der heisseste, wie Meldungen dieser Woche bestätigten). Da wird so mancher ins Grübeln gekommen sein, ob es denn mit dem CO2-Ausstoss so weiter gehen kann. Dass dem nicht so ist, hat die kohlepolitische Auseinandersetzung dieser Woche in Deutschland verdeutlicht – und mit einem erstaunlichen Erfolg für die Kohlegegner und Desaster für den RWE-Konzern geendet: Nicht nur wurde eine zuvor verbotene Demonstration dann doch erlaubt (die mit einem friedenspolitischen Erfolg der Extraklasse gestern Samstag über die Bühne ging). Auch die vermeintlich schon sicher geglaubte Rodung des Hambacher Waldes zugunsten einer intensivierten Kohleförderung wurde gerichtlich untersagt – zweifellos ein Fanal für die fossile Energiegewinnung – und das weit über die Grenzen Deutschlands hinaus. Wie etwa auch diese Meldung bestätigt: Auf dem Gelände eines Kohle-Elektrizitätswerks im US-Bundesstaat Massachusetts steht nun eine Solarfarm. Sie wird ergänzt mit grossem Speicher von 6 Megawatt Leistung für das Brechen der Spitzen beim Stromverbrauch.

Die Revolution zeigt sich in weiteren konkreten Schritten – der Weg in die Zukunft ist längst vorgezeichnet. Wie es die Energiebeilage der NZZ vom heutigen Sonntag auf dem Titelblatt (siehe oben) bekennt. Und diese Zukunft ist in der Schweiz zweifellos solar – denn die Bedingungen für deren Anwendung haben sich in den letzten Jahren radikal verändert und verbessert, zuallererst an der Preisfront. Die Möglichkeit, vermehrt auf Eigenverbrauch zu setzen, könnte hierzulande zusätzlichen Schub verleihen. Wie der St. Galler Hochschulprofessor Wüstenhagen in einem NZZ-Interview denn auch festhält: «Mich stört, dass man sich auf Schwierigkeiten konzentriert.» Wie etwa auf die Speicherprobleme des unregelmässig anfallenden Solarstroms. Doch, wie Wüstenhagen festhält, gerade bezüglich der Speicherung von Energie hat die Schweiz mit dem Potential der Wasserkraft (Speicherseen und Pumpkraftwerke) besonders gute Voraussetzungen – und die technische Entwicklung hat das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht.

Schliesslich gibt es auch politisch Anzeichen der anbrechenden Revolution: Sogar eine Klimaabgabe für den Flugverkehrscheint unterdessen in der Schweiz nicht mehr tabu und soll in den anstehenden parlamentarischen Beratungen zum CO2-Gesetz bessere Chancen als auch schon haben. Um den Eindruck einer angebrochenen Revolution zu vervollständigen, hat die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien IRENA grade nebenstehende Graphik veröffentlicht. Sie zeigt auf, dass die Erneuerbaren nun den fossilen Energien den Rang abzulaufen beginnen, vor allem was die Preise anbelangt. Nur: Tiefe Preise sind das eine, aber entgegen der ökonomischen Lehrmeinung setzen sie sich längst nicht immer durch – der politische Kampf um die Revolution geht trotzdem weiter.

Quelle

Guntram Rehsche | Solarmedia

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