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© Fotolia.com | IngoBartussek | Sorgenkind Gebäudesektor: Viele Gebäude in Deutschland verlieren noch zu viel Energie. Das will die EU jetzt ändern.

Ipsos-Umfrage: Deutsche bereit zur energetischen Sanierung

Bürgerinnen und Bürger in Europa wären zur energetischen Sanierung ihrer Häuser bereit, um Wohnkomfort und Wohnqualität zu steigern, sowie Energiekosten zu senken. Doch die meisten werden von den erwarteten finanziellen Investitionen zurückgehalten – sowie durch die Umstände der Sanierung.

Das ist die Hauptaussage einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos im Auftrag der European Climate Foundation, die heute veröffentlicht wurde. Ziel der Umfrage war es, die Beweggründe und Hindernisse von Bürgerinnen und Bürgern für energetische Sanierungen besser zu verstehen.

Die Ergebnisse in Kürze:

  • Für die Untersuchung hat Ipsos Haus-, Wohnungsbesitzer und Mieter in Bulgarien, Frankreich, Deutschland, Polen und Spanien befragt. Die Länder wurden ausgesucht, weil sie unterschiedliche sozioökonomische, geografische und kulturelle Aspekte in Europa repräsentieren. Die Ergebnisse basieren auf qualitativen Befragungen von jeweils zwei bis vier Fokusgruppen pro Land (August 2018) sowie repräsentativen Umfragen von insgesamt 6004 Bürgerinnen und Bürgern. In Deutschland wurden 2001 Menschen befragt, um sowohl unter Mietern als auch Wohneigentümern ein repräsentatives Panel zu erreichen.
  • Mehr als 97 Prozent des europäischen Gebäudebestands müssen aufgewertet werden, um eine Dekarbonisierung bis 2050 zu erreichen. Dafür müssen sowohl auf EU- als auch nationaler Ebene Investitionen in Gebäudeeffizienz deutlich gesteigert werden.

Wichtigste Ergebnisse für Deutschland:

  • Geldsparen, Wärmekomfort und eine gesunde Umwelt wurden in Deutschland als Hauptbeweggründe für energetische Sanierung genannt. Haus- und Wohnungseigentümer nannten als zentrale Hindernisse, für eine energetische Sanierung keinen Kredit aufnehmen zu wollen und dass sie sich die Investition nicht leisten können. 61 Prozent der befragen Mieter stimmten der Aussage zu, dass sie eine Mieterhöhung befürchteten.
  • Frauen gaben häufiger an, durch ökologische Aspekte motiviert zu sein. Sie machen sich häufiger Sorgen über die Folgen des Klimawandels und fühlen sich verantwortlicher dafür, die Umwelt zu schützen.
  • Befragte im Alter von 18 bis 34 Jahren scheinen sich eher von Gleichgesinnten beeinflussen zu lassen. Sie sind motivierter, eine Sanierung durchzuführen, weil es jeder macht oder weil es von anderen empfohlen wurde.

Dazu sagt Constantin Zerger, Bereichsleiter Energie und Klimaschutz bei der Deutschen Umwelthilfe:

„Die Umfrage zeigt, dass Bürgerinnen und Bürger den Nutzen der energetischen Sanierung erkannt haben. Sie möchten weniger Geld für Strom und Heizung ausgeben und wissen, dass eine energetische Sanierung nicht nur den Immobilienwert, sondern auch die Lebensqualität steigern kann. Doch besonders die vermeintlich hohen Kosten und fehlendes Wissen über Fördermöglichkeiten schrecken Wohneigentümer ab. Die Bundesregierung muss hier dringend nachbessern und Investitionshemmnisse abbauen um ihre Klimaziele im Gebäudebereich noch zu erreichen. Dazu gehört die steuerliche Förderung der Kosten für energetische Sanierung und eine sozial gerechte Verteilung der verbleibenden Kosten.“

Ergebnisse für alle Länder:

  • Wärmekomfort, Geldsparen und eine gesunde Umgebung gaben die Befragten als Hauptbeweggründe an, um energetische Sanierungen durchzuführen.
  • Das größte Hindernis ist: Geld. Auch die erwarteten Unannehmlichkeiten (z. B. Baumaßnahmen, Bürokratie oder das Finden eines Auftragnehmers) schrecken ab – aber in geringerem Maße.
  • Frauen sind stärker als Männer durch Umweltaspekte und Luftqualität motiviert – sie gaben auch an, stärker von erwarteten Investitionen zurückgehalten zu werden. Männer gaben häufiger an, dass sie die Ausstattung mit neuer Technologie motivieren würde.
  • Städter gaben häufiger an, von den erwarteten Unannehmlichkeiten zurück gehalten zu werden. Ein Hauptmotivator ist die Reduktion von Lärm. Menschen in ländlichen Regionen sind häufiger motiviert, weil andere es tun, um das Aussehen ihres Hauses zu verbessern und es mit neuer Technologie auszustatten.
  • Insgesamt variiert zwischen den Ländern die Zahl derer die angaben, energetische Sanierungen durchgeführt zu haben. Am häufigsten wurden Gebäudedämmung und neue Fenster als Maßnahme genannt. In Bulgarien gaben mit 87 Prozent die meisten an, energetische Sanierungen durchgeführt zu haben, gefolgt von Polen (69 Prozent), Spanien (58 Prozent), Frankreich (49 Prozent) und Deutschland (41 Prozent). (Wichtig: Die Ergebnisse beruhen auf Selbstangaben).

Dazu sagt Vijoleta Gordeljevic, Sprecherin für Energiearmut und Gesundheit bei HEAL (Health and Environment Alliance):

„Bürgerinnen und Bürgern wissen, dass die Wohnqualität auch Einfluss auf Gesundheit und Wohlbefinden hat. Das bestätigt die Umfrage. Energetische Sanierung kann positive Auswirkungen auf die physische und psychische Gesundheit von Millionen Europäerinnen und Europäer haben, wenn sie mit der Schaffung besserer Innenluftqualität, Standards für Wärmekomfort sowie nicht-toxischen Baustoffen zusammen gedacht wird. Bezahlbarkeit ist der Schlüssel. Regierungen müssen diese Möglichkeit allen eröffnen, nicht nur ein paar wenigen.“

Ergebnisse für Deutschland und alle Länder (Zusammenfassung) auf deutsch: hier
Alle Ergebnisse (Englisch): hier, englische Pressemitteilung: hier

Quelle

European Climate Foundation 2019 | pv-magazine | Verena Schneider 2019 

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