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Stadtwerke München | Geothermie-Bohrung am Münchner Heizkraftwerk Süd.

© Stadtwerke München | Geothermie-Bohrung am Münchner Heizkraftwerk Süd.

München baut Deutschlands größtes Geothermie-Kraftwerk

München treibt seine CO2-neutrale Fernwärme-Vision voran. Am Heizkraftwerk Süd entsteht bis 2020 Deutschlands größtes Geothermie-Kraftwerk, das sechste der Stadtwerke. 2040 soll die Geothermie den Großteil der Fernwärme-Versorgung übernehmen.

Ende Januar schlossen die Stadtwerke München die zweite Bohrung am neuen Geothermie-Standort ab. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass die tatsächliche Leistung der Anlage mehr als die geplanten 50 Megawatt betragen wird“, sagte Helge-Uve Braun, Technischer Geschäftsführer der Stadtwerke. Die ersten Ergebnisse der Bohrung seien „sehr vielversprechend“. Mit 108 Grad lag die gemessene Temperatur höher als erwartet – ein gutes Zeichen. Gut 4.000 Meter tief muss man dafür in München bohren. Die dritte von sechs Bohrungen ist bereits in Planung, parallel wird die Heizzentrale gebaut.

Bis Ende 2019 sollen die Bohrungen abgeschlossen sein und die gesamte Anlage 2020 ans Netz gehen. Mit einer Leistung von mindestens 50 Megawatt wird das Kraftwerk erneuerbare Fernwärme für mindestens 80.000 Menschen liefern. Die Erdwärme-Anlage am Heizkraftwerk Süd, nur zwei Kilometer von der Theresienwiese entfernt, ist nicht die letzte ihrer Art. Drei weitere Anlagen sollen bis 2025 entstehen. Bis 2040 ist eine CO2-neutrale Fernwärmeversorgung der gesamten Stadt geplant, überwiegend mit Energie aus der Erde.

Hotspot der deutschen Geothermie

Die Region um München gilt als Hotspot der tiefen Geothermie in Deutschland. Dort stehen die meisten Kraftwerke, das Potenzial ist groß. Andere geeignete Regionen im Norddeutschen Becken oder in Nordrhein-Westfalen sind zurückhaltender. Die Technologie verursacht zwar zunächst größere Kosten, erfordert aufwendige seismologische Untersuchungen und Bohrungen. Einmal angezapft, ist das heiße Wasser aber zuverlässig und kostengünstig.

Für die Energiewende spielt die tiefe Geothermie ab einer Bohrtiefe von 400 Metern noch keine Rolle. Derzeit sind deutschlandweit 47 solcher Kraftwerke mit einer Wärmeleistung von 337 Megawatt in Betrieb. Zum Vergleich: Die neben der neuen Geothermie-Anlage bereits bestehenden Gasturbinen am Heizkraftwerk Süd besitzen eine Wärmeleistung von über 800 Megawatt.

Auch Potsdam setzt auf Erdwärme

Mehr Demonstrationsanlagen und mehr Forschung wünschen sich Experten. Branchenvertreter betonen, Erdwärme könne auch beim Kohleausstieg behilflich sein. Immerhin würden weite Teile der Kohleregionen in geeigneten Geothermie-Gebieten liegen. Die Infrastruktur in Form von Fernwärmenetzen sei vielerorts vorhanden, die Potenziale gewaltig und der Flächenbedarf sehr gering.

Entsprechend schwärmen die Münchner Stadtwerke von einem „Geothermieschatz unter München“, der nur gehoben werden müsse. Die Stadtwerke Potsdam sehen das ähnlich: Im Zuge des städtischen Aktionsplan Klimaschutz soll der Erdgas-Anteil im Fernwärmenetz von derzeit 95 Prozent zugunsten der Geothermie bis 2030 deutlich zurückgedrängt werden. Zunächst ist für neun Millionen Euro eine Pilotanlage bis 2022 geplant, insgesamt investieren die Stadtwerke 330 Millionen Euro in das Fernwärmenetz. 

 

Deutsches GeoForschungsZentrum | Wissensplattform Erde und Umwelt, CC BY 4.0 | Regionen in Deutschland mit hohem Erdwärme-Potenzial (gelb).
Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion “energiezukunft“ (cw) 2019 verfasst – der Artikel darf nicht
ohne Genehmigung
 weiterverbreitet
werden! | energiezukunft |
Heft 25 / Herbst 2018 | „Baustelle Energiewende – Was jetzt zu tun
ist“ | Jetzt lesen | Download

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