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Photovoltaik-Anlage neben Tschernobyl-Sarkophag kurz vor dem Start

In spätestens zwei Wochen soll die Pilotanlage mit einem Megawatt Leistung ans Netz gehen. Mit niedrigen Pachtpreisen und hohen Einspeisevergütungen will die ukrainische Regierung Investoren für Photovoltaik-Projekte im Sperrgebiet gewinnen.

100 Meter neben dem zerstörten Atomreaktor in Tschernobyl soll im Februar eine Photovoltaik-Anlage mit einem Megawatt Leistung in Betrieb gehen. Das deutsch-ukrainische Joint-Venture „Solar Chernobyl“ hat die Eine-Million-Euro-Anlage als Pilot für weitere weitaus größere Projekte in der Sperrzone entwickelt. Nach dem Testlauf im Dezember soll die Anlagen in den nächsten ein bis zwei Wochen final ans Netz gehen, wie Enerparc-Vorstand Stefan Müller auf Nachfrage von pv magazine erklärt. Das Hamburger Unternehmen ist neben der ukrainischen Rodina Energy Group an „Solar Chernobyl“ beteiligt.

Mehrere Photovoltaik-Unternehmen, unter anderem aus Frankreich und China, sehen in dem Gebiet die Chance für gute Geschäfte: Die alten Stromleitungen des Kernkraftwerks können für den Abtransport des Solarstroms in den erhofft großen Mengen reaktiviert werden, die Pachtpreise sind einem Bericht der „Tageszeitung“ (taz) zufolge günstiger als andernorts und der Abnahmepreis pro Kilowattstunde Solarstrom soll bei der Ein-Megawatt-Anlage bei 15 Eurocent pro Kilowattstunde bis 2030 liegen. Müller will die niedrigen Pachtpreise nicht bestätigen. „Über den Pachtpreis herrscht bei Solar Chernobyl Stillschweigen, das Unternehmen hat dabei einen Vertrag für 49 Jahre unterzeichnet“, sagt Müller.

Für Bau und Betrieb eines Photovoltaik-Kraftwerks gelten in einem verstrahlten Landstrich jedoch besondere Sicherheitsbedingungen – die ein Projekt natürlich verteuern. „Wir mussten uns den vorgebebenen Vorschriften anpassen und haben die gleichen Anforderungen gehabt wie die anderen Baufirmen, die an dem Sarkophag arbeiten“, sagt Müller. Für Projekte in der Sperrzone seien der Aufwand höher, die Kontrollen aufwändiger und die Vorbereitungen intensiver, alles müsse oberirdisch und dementsprechend teurer errichtet werden. So sind die Solarmodule zum Beispiel auf extra errichteten Betonplatten installiert, da in dem Gebiet nicht gegraben werden darf.

Erfahrungen für den Bau einer solchen Anlage hat das Konsortium nach dem Zeitungsbericht bereits in einem Projekt in Weißrussland gesammelt. Demnach errichtete „Solar Chernobyl“ 60 Kilometer nördlich des Unglück-Reaktors eine Photovoltaik-Anlage. Auf der Fläche lagerten zuvor verstrahlte Fahrzeuge, die bei den Rettungsarbeiten nach der Reaktorkatastrophe 1986 in Tschernobyl eingesetzt wurden.

Zusammen mit Rodina will Enerparc in dem Gebiet für 100 Millionen Euro Photovoltaik-Kraftwerke mit insgesamt 100 Megawatt Leistung aufbauen. Das Joint Venture hofft auf grünes Licht noch dieses Jahr. Mitte 2016 gab das ukrainische Umweltministerium seine Pläne bekannt, wonach in der Tschernobyl-Sperrzone Photovoltaik-Kraftwerke mit insgesamt einem Gigawatt Leistung entstehen. Die Regierung bietet dafür relative günstige Flächen und relativ hohe Einspeisetarife an, um so Investoren anzulocken. Berichten zufolge gibt es aber auch Kritik an den Gigawatt-Plänen des ukrainischen Umweltministeriums – schließlich müssten die Photovoltaik-Anlagen als verstrahltes Material irgendwann umweltverträglich entsorgt werden. „Für die Entsorgung gibt aktuell keine Vereinbarung“, sagt Enerparc-Vorstand Müller. „Wir sehen das weniger kritisch.“ Andere Unternehmen vor Ort verfügten über Regelungen, auf die Enerparc später auch aufsetzen könnte.

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „pv-magazine“
(Daniel Seeger) 2018
 verfasst –
der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von Daniel Seeger 2018 weiterverbreitet
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Artikel von Daniel Seeger
 
„pv magazine“ 04/2017 | Online
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