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Sofortmaßnahmen für Erhalt der europäischen Solarindustrie notwendig

Die Photovoltaik-Vereinigungen ETIP, EUREC und Solarunited haben sieben Forderungen öffentlich gemacht. Sie sind darauf ausgerichtet, die komplette Photovoltaik-Wertschöpfungskette in Europa zu erhalten und gleichzeitig damit Forschung und Entwicklung sowie dem Markt eine Zukunft zu geben.

Anlass für den Brief ist die Insolvenz von Solarworld, die Ängste schürt, Europa könnte den Anschluss an den Photovoltaik-Weltmarkt komplett verlieren.

Die europäischen Forschungsorganisationen ETIP und EUREC sowie die Herstellervereinigung Solarunited haben einen Offenen Brief – Open Letter from European PV Community  – dringende Maßnahmen für die Zukunftsfähigkeit der europäischen Photovoltaik-Hersteller gefordert. Sie wenden sich damit an die europäischen Politiker, um die weitere Photovoltaik-Entwicklung in Europa sicherzustellen, heißt es in einem am Freitag veröffentlichten Statement. Hintergrund seien die jüngsten Entwicklungen, die zur Sorge Anlass geben, dass wichtige Teile der Photovoltaik-Produktion in Europa verloren gehen könnten und damit auch andere Bereiche wie Forschung und Entwicklung in Mitleidenschaft gezogen würden.

Eicke Weber, ehemaliger Leiter des Fraunhofer-ISE und derzeitiger Präsident des europäischen Forschungsverbunds EUREC, erklärt, dass die Photovoltaik-Gemeinde in Europa sehr besorgt sei, da die Gefahr bestehe, den Anschluss an den global florierenden Photovoltaik-Markt zu verlieren. „Anlass des Briefes ist natürlich die Insolvenz der Solarworld, des letzten großen PV-Produzenten aus Europa“, so Weber weiter, der den Offenen Brief angeregt und gezeichnet hat. „Hier sehen wir die unmittelbare Gefahr, dass Solarworld das Schicksal von Q-Cells teilt: Übernahme aus Asien, was die mittelfristige Gefahr der Schließung der Produktion in Deutschland mit sich bringt – eine entsetzliche Vorstellung!“ Weber betonte die Bedeutung des Erhalts der kompletten Photovoltaik-Wertschöpfungskette in Europa. Denn auch die Forschung in diesem Gebiet könne nur florieren, wenn sie mit einer erfolgreichen Photovoltaik-Industrie zusammenarbeiten könne.

Die Photovoltaik sei ein strategisch wichtiger Sektor für die Wirtschaft in Europa – mit Blick auf die Energieunabhängigkeit, Industriearbeitsplätze und Wirtschaftswachstum, heißt es in der Einleitung des Offenen Briefes. Zudem sei Europa seit zwei Jahreszehnten technologisch führend, verfüge über moderne und nachhaltige Produktionsstätten und stehe für Qualität und Effizienz. Trotz der entstandenen weltweiten Überkapazitäten außerhalb Europas sei es bislang gelungen, die komplette Wertschöpfungskette für die Photovoltaik-Herstellung und Anlagenbau auf dem alten Kontinent zu erhalten. Dies sei neben der Unterstützung für die Forschung und Entwicklung auch künftig die Basis, um einen signifikanten technologischen Vorteil gegenüber der Konkurrenz außerhalb Europas aufrechtzuerhalten, heißt es in dem Offenen Brief.

Insgesamt sieben Sofortmaßnahmen werden formuliert, um Forschung und Entwicklung sowie die Photovoltaik-Produktion in Europa zu erhalten und zugleich den Markt wieder zu stärken. So sollte Europa die bestehenden modernen Fertigungen erhalten und weitere große state-of-the-art-Fertigungen entwickeln. Die weitere Verlagerung der Photovoltaik-Produktion in Stätten außerhalb Europas müsse verhindert werden. Interessierte Investoren sollten ermutigt werden, ihr Geld in Europa auszugeben. Zudem müssten die nationalen und europäischen Investmentbanken, ihr Interesse an einer Unterstützung der Photovoltaik-Produktion rasch und stärker signalisieren. Darüber hinaus sei es notwendig, Photovoltaik-Herstellern Zugang zu Investitionsförderungen zu gewähren, so die erste Forderung.

Punkt zwei sieht vor, die Unterstützung auf hochqualitative, technologisch fortgeschrittene Produkte, die in größeren Volumen gefertigt würden, zu fokussieren. Damit sichere sich Europa seine internationale Wettbewerbsfähigkeit. Zugleich – so die dritte Forderung – müssten die Forschungs- und Entwicklungsmaßnahmen erhöht und entsprechend finanziert werden. Die derzeitigen nationalen und europäischen Finanzierungsmaßnahmen müssten auf das Niveau angehoben werden, das ausländischen Unternehmen zur Verfügung stehe. Zudem müssten öffentliche Gelder für Pilotproduktionen auch dazu führen, dass danach eine kommerzielle Fertigung in Europa stattfinde.

Die Organisationen fordern weiter, dass eine intelligente Regulierung eingeführt werden sollte, die Produkten, die den EU-Herstellungsstandards entsprechen, einen Vorteil geben. Die Photovoltaik-Förderung in der EU sollte daher an Nachhaltigkeits- und Effizienzkriterien geknüpft werden. Denkbar seien Top-Runner-Programme, Umweltlabel oder höhere Qualitätsstandards, um Investitionen in Richtung höherwertiger Produkte zu lenken, heißt es in Punkt vier. Daneben sollte ein Sonderbeitrag von den EU-Mitgliedsstaaten mit den größten Forschungs- und Entwicklungsausgaben zugesichert werden – auch für deren Bereitschaft in Energiepartnerschaften zusammenzuarbeiten. Auch sollte die politische und technologische Kooperation mit aufstrebenden Märkten, besonders Indien, Afrika, Lateinamerika und dem Nahen Osten ausgebaut werden.

Der siebte Punkt der Sofortmaßnahmen umfasst den Aufruf nach mehr Photovoltaik-Installationen in Europa. Bis 2012 sei der Kontinent weltweit führend gewesen. 2016 habe er nur noch einen Anteil von acht Prozent am Photovoltaik-Weltmarkt gehabt und die neu installierte Leistung sei auf das Niveau von 2009 abgesunken. Dabei seien die Preise für neue Photovoltaik-Anlagen heutzutage wettbewerbsfähiger denn je. Daher müsse Europa alle Barrieren für die Installation großer und kleiner Anlagen beseitigen.

Die Photovoltaik-Entwicklung in Europa könne nur in einem innovationsgetrieben, robusten System mit Herstellern und Forschungsinstituten weiter vorangetrieben werden. Große Produktionsstätten für alle Photovoltaik-Produkte entlang der Wertschöpfungskette seien dabei genauso wichtig wie eine günstige Finanzierung, geförderte Forschung und Entwicklung sowie eine passende Gesetzgebung, heißt es am Ende des Offenen Briefs.

Quelle

pv-magazine.de | Sandra Enkhardt 2017Mehr Artikel von Sandra Enkhardt

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