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Nissan Leaf / Dieser Nissan LEAF kann seit kurzem auf dem Firmengelände von Enervie am Markt für Primärregelleistung teilnehmen - es ist das erste Elektroauto in Deutschland, das dazu zugelassen wurde.

© Nissan Leaf / Dieser Nissan LEAF kann seit kurzem auf dem Firmengelände von Enervie am Markt für Primärregelleistung teilnehmen – es ist das erste Elektroauto in Deutschland, das dazu zugelassen wurde.

Studie: Flexibilitätsoptionen entscheidend für Erfolg der Energiewende

Batterien, Elektroautos, intelligente Laststeuerung und eine Kopplung zu nordischen Wasserkraftressourcen sind Grundlage für ein bezahlbares erneuerbares Energiesystem in Deutschland und Großbritannien. Zu diesem Schluss kommt eine Studie von Bloomberg NEF, Statkraft und Eaton.

Wie eine bezahlbare Stromversorgung mit einem Anteil von mindestens 80 Prozent erneuerbaren Energien in Deutschland und Großbritannien bis 2040 erreicht werden könnte, zeigt die am Mittwoch veröffentlichte Studie „Flexibility Solutions for High Renewable Energy Systems“. Darin haben Bloomberg New Energy Finance (NEF), Statkraft und Eaton verschiedene Szenarien untersucht, wie sich die Energiesysteme in den beiden Ländern in den kommenden Jahren unter dem Einfluss flexibler Technologien entwickeln würden. Klar ist dabei, dass die weitere Steigerung des Anteils von Photovoltaik, Windkraft und Co. nur mit Flexibilitätsoptionen gelingen kann. Andernfalls blieben Deutschland und Großbritannien auf lange Sicht auf fossile Backup-Kapazitäten angewiesen.

Flexible Lösungen, die in Zukunft eine größere Rolle spielen müssen, sind Energiespeicher, intelligent ladende Elektrofahrzeuge, Laststeuerung und Übertragungswege zu den nordeuropäischen Wasserkraftressourcen. Batteriespeicher und intelligente Ladung von Elektrofahrzeugen würden eine Ausgleichsfunktion für das Netz wahrnehmen. Elektroautos könnten, sofern sie ungenutzt sind, Lastspitzen abfedern oder bei Engpässen auch Energie für das Netz bereitstellen, heißt es in der Studie. Mit einer gezielten Laststeuerung sinke der Bedarf an fossilen Backup-Kraftwerken und in der Folge auch die Emissionen. Auch die Wasserkraftressourcen in Nordeuropa könnten über Übertragungsleitungen Strom nach Mitteleuropa liefern oder überschüssige Energie aufnehmen.

Entscheidend für die Umsetzung der Energiewende in beiden Ländern seien die politischen Rahmenbedingungen, die den neuen Technologien zum Durchbruch verhelfen müssen. In Deutschland sei dies etwa ein verbindliches Kohleausstiegsdatum oder Preiserhöhungen bei der Braunkohle, so eine der wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie. Nur auf diese Weise würden neue Flexibilitätsoptionen finanziell attraktiv. Bislang übernehmen oft inflexible Kohlekraftwerke die Aufgabe der Netzstabilisierung, was auch am günstigen Preis der Braunkohle liege. Dennoch sind die Studienautoren zuversichtlich, dass bis 2040 gesteigerte Flexibilität die weitere Verbreitung regenerativer Energien ermöglicht. Zu diesem Zeitpunkt sei der Beitrag der Kohleverstromung zum Gesamtsystem geringer und die erneuerbaren Energien günstiger. Bereits jetzt sorge der Einsatz von Elektrofahrzeugen zudem dafür, dass die durch den Verkehr entstehenden Emissionen gesenkt würden.

Die Szenarien für Großbritannien zeigten hingegen, dass bereits bis 2030 der Anteil der Erneuerbaren an der Erzeugung die Marke von 70 Prozent übersteigen werde. Dies sei in allen erstellten Szenarien der Fall. Windkraft und Photovoltaik würden dank sinkender Kosten zur dominierenden Energiequelle aufsteigen. „Ohne gesteigerte umweltfreundliche Flexibilität wird das System jedoch überdimensioniert sein, was sich bis 2040 in 13 Prozent höheren Kosten und 36 Prozent höheren Emissionen niederschlägt“, heißt es zu den Erkenntnissen weiter. Die stärkere Elektrifizierung des Verkehrs werde zu erheblichen Emissionseinsparungen führen, die auch zusätzliche Emissionen des Stromsektors bei weitem überträfen. Lokale Verteilnetze könnte die Integration der Elektroautos aber vor neue Herausforderungen stellen, die durch flexibles Laden abgefedert werden könnten. Die Energiewende in Großbritannien könnte zudem durch eine schnelle Entwicklung von Energiespeichern beschleunigt werden, heißt es in der Studie.

„Für Statkraft, den größten Erzeuger erneuerbarer Energien in Europa, ist es interessant zu sehen, dass nordische Wasserkraftressourcen zusammen mit anderen Flexibilitätslösungen eine wichtige Rolle beim europäischen Kohleausstieg spielen können“, erklärte Henrik Sætness, SVP Strategy and Analyses bei dem norwegischen Energiekonzern. Mit modernen Lösungen für Flexibilität und Marktgestaltung müsse aber dafür gesorgt werden, dass die günstigen Erneuerbaren die teuren fossilen Lösungen ersetzen können. „Die unbestreitbaren Vorteile von Wind- und Solarenergie führen zu einem Energiesystem, dessen Erzeugung wesentlich auf variabler, regenerativer Erzeugung beruht. Zusammen mit dem Siegeszug der Elektrofahrzeuge ist das Teil einer Energiewende, die die CO2 -Emissionen drastisch reduzieren wird“, ergänzte Stefan Haslinger, Head of Project Realization, Electrical Sector bei Eaton.

BloombergNEFBloomberg NEF
Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „pv-magazine“
(Sandra Enkhardt) 2018
 verfasst – der
Artikel darf nicht ohne Genehmigung von Sandra Enkhardt 2018 weiterverbreitet werden!  Mehr Artikel von Sandra Enkhardt |  „pv magazine“ 04/2018 | Online bestellen!

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