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Beenden Sie diese Schande, Angela Merkel!

Die „Wertegemeinschaft EU“, also das christliche Abendland, will künftig ein paar Flüchtlinge mehr retten als bisher, aber bitte ja nicht alle. So hat es der Flüchtlingsgipfel in dieser Woche beschlossen.

„Wir ermorden sie“, schrieb ich vor eineinhalb Jahren im SPIEGEL über die Flüchtlinge, die wir im Mittelmeer ertrinken lassen. Damals verbaten sich einige Leser diese Überschrift. „Ich bin doch kein Mörder“, ereiferte sich ein Empörter.

Im ersten Quartal 2015 hat sich die Zahl der Toten gegenüber dem Vorjahr mehr als verzehnfacht. Das Mittelmeer wird zum Massengrab. Bei der Lampedusa-Katastrophe 2014 sind an einem Tag 368 Flüchtlinge ertrunken. Martin Schulz, Präsident des EU-Parlaments, eilte damals ebenso wie Papst Franziskus an den Unglücksort und versprach vor den aufgereihten Särgen eine Wende der europäischen Flüchtlingspolitik. Doch am 12. April 2015 ertranken etwa 400 Menschen. Das war nicht plötzlich und unerwartet, das war erwartbar und ist die billigste Art der Entsorgung von Flüchtlingen. Menschenrechte bleiben auf der Strecke, wenn europäische Rechtsstaaten sie nicht mehr beachten. Sie liegen tausendfach am Meeresgrund. In diesen Tagen hat CDU- Fraktionschef Volker Kauter noch erklärt, Deutschland könne mehr Flüchtlinge aufnehmen. Aber am letzten Wochenende die neueste Horrormeldung: Bis zu 700 Flüchtlinge ertrunken.

Bisher folgten den schönen Worten nach Lampedusa keine Taten. Nichts hat sich seither geändert. Während die europäischen Binnengrenzen fallen, machen wir die Außengrenzen noch undurchlässiger. Wie viele müssen noch sterben nach dem Motto: „Selber schuld, dass ihr nicht schwimmen könnt.“!

Die europäische Flüchtlingspolitik erleidet Schiffbruch. Ein zehntausendfacher Skandal. Das Problem: Jeder Flüchtling, der nicht ertrinkt, stellt einen Asylantrag. Aber davor fürchtet sich auch der deutsche Innenminister. Die Pegida-Demonstranten glauben, das „christliche Abendland“ vor dem bösen Islam schützen zu müssen. Doch wie christlich ist dieses Abendland noch, wenn es Hunderte und Tausende direkt vor seiner Haustür, seinem „Mare nostrum“, unserem Meer, absaufen lässt, obwohl Schiffe da sind, die wie vor 35 Jahren die „Cap Anamur“ im Südchinesischen Meer Flüchtlinge retten könnten?

Damals hatte der Journalist Rupert Neudeck mit seinem Rettungsschiff über 11.000 Boat People gerettet. Haupteinwand damals wie heute: „Wir können doch nicht alle retten“. Soll man deshalb, diejenigen, die wir tatsächlich retten könnten, ertrinken lassen? Im Südchinesischen Meer sind circa 250.000 Boat People ertrunken – hätte Neudeck auch die 11.000 Geretteten deshalb absaufen lassen sollen? In der Sure fünf des Koran steht: „Wer  e i n e m  Menschen das Leben rettet, rettet die ganze Welt“.  Ach wäre das christliche Abendland doch ein klein wenig islamischer!

Es war die italienische Marine, die von Oktober 2013 bis Oktober 2014 über 100.000 Flüchtlinge vor dem elenden Ertrinken gerettet hat. Keiner kann also sagen, Rettung ist nicht möglich. Deshalb kamen im letzten Jahr 160.000 Flüchtlinge auf dem Seeweg lebend in Italien an – die höchste Zahl je. Aber im letzten Herbst wurde die Aktion eingestellt – sie hatte nur einen Fehler, sie hat zu vielen Menschen das Leben gerettet. Warum Angela Merkel habe Sie sich auch in dieser Woche beim EU-Gipfel geweigert, sich für ein „Mare Nostrum 2“ zu engagieren?  Heribert Prantl hat in der Süddeutschen Zeitung vorgeschlagen, der EU den Friedensnobelpreis, den sie 2012 bekommen hat, wieder weg zu nehmen. Ein zusätzlicher konstruktiver Vorschlag: Diesen Preis sollte jetzt die italienische Marine für ihre erfolgreiche Rettungsaktion bekommen und diese erneut starten. Das bedarf aber Ihres Engangements. Und es wäre eine Ermutigung sein, die Aktion sofort wieder aufzunehmen. Die EU müsste dafür pro Jahr um die 120 Millionen Euro aufbringen. Umgerechnet auf die 500 Millionen EU-Europäer wären das pro Nase im Jahr knapp 25 Cent. Will jemand ernsthaft behaupten, dass das reiche Europa und das noch wohlhabendere Deutschland dazu nicht in der Lage seien?

Angela Merkel, bitte beenden Sie als Vorsitzende einer Partei mit dem hohen C im Namen und als mächtigste Politikerin  in Europa diese Schande sofort. Und sagen Sie bitte nie wieder: „In der Tat ist die Lage im Mittelmeer unbefriedigend“. Wie ernst nehmen wir als Christen noch, was der wunderbare junge Mann aus Nazareth gesagt hat: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Matthäus 25,40).

Ermorden wir also die Flüchtlinge, wenn wir weiter wegschauen? Deutschland und Europa leisten Beihilfe zum Massenmord. Das Mittelmeer wird dabei als Verbündeter missbraucht. Wie lange noch? Bitte nicht länger als bis zum Flüchtlingsgipfel bei Ihnen im Kanzleramt am 8. Mai, Frau Bundeskanzlerin. Hoffnungsvolle Grüße  Ihr Franz Alt

Quelle

FRANZ ALT

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