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Bis 2020: Eine Welt ohne Atomwaffen?

Der frühere Bürgermeister von Hiroshima, Tadeshoki Akiba, schrieb 2005 an tausende Bürgermeister-Kollegen auf der ganzen Welt: „Die vornehmste Aufgabe eines Bürgermeisters ist es, das Leben und das Eigentum seiner Bürger zu schützen“.  Das war zum 60. Jahrestag der Atombomben-Abwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.

Jetzt, zum 70. Jahrestag ist das Resultat der Verhandlungen über die Abschaffung aller Atomwaffen, vernichtend. 30.000 Atomsprengköpfe sind nach wie vor weltweit stationiert – davon sind knapp 7.000 ständig einsatzbereit – darunter auch 20 auf dem Fliegerhorst Büchel in Rheinland-Pfalz.

Hiroshimas und Nagasakis Bürgermeister haben die Initiative „Mayors for Peace“ (Bürgermeister für den Frieden) gegründet. Seither sind über 2.000 Bürgermeister beigetreten. Sie repräsentieren über 120 Millionen Menschen in 110 Ländern. Ihr Ziel: Bis 2020 soll die Welt atomwaffenfrei sein. Gedenken an die bis heute über 400.000 Todesopfer von Hiroshima und Nagasaki reicht nicht. Möglichst viele Menschen sollen aktiv werden für eine atomwaffenfreie Zukunft. Nur dann werden ihre Politiker den Mut haben, die schrecklichsten Waffen unserer Zeit wieder abzuschaffen. Auch 2015 gibt es am 6. und 9. August weltweit vielfältige und kreative Aktionen der Bürgergesellschaft für die Ziele der „Mayors for Peace“.

Welche Zerstörungskraft Atombomben besitzen, wurde in Hiroshima und Nagasaki deutlich: 90.000 und 70.000 Sofort-Tote  und noch mehr Krebstote in den Folgejahren bis heute. Ich werde nie vergessen, dass mich nach einem Vortrag in Nagasaki der Bürgermeister zur Seite nahm und sagte: „Ich möchte Sie an etwas erinnern, was in Europa kaum jemand weiß: Wir haben hier in Süd-Japan bis heute jedes Jahr über 3.000 Folgetote – noch über 60 Jahre danach.“

Der aktuelle Ukraine-Krieg macht deutlich, dass auch 2015 die Gefahr eines Atomkrieges nicht gebannt ist. Solange es Atombomben gibt, ist die gesamte Weltzivilisation bedroht.

Nicht umsonst wurde die Doomsday-Clock des Bulletins of  Atomic Scientists, welche die Gefahr eines Atomkriegs anzeigt, auf drei Minuten vor zwölf gestellt. Diesen Stand hatte die Uhr auch 1984 auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges in der Zeit der atomaren „Nachrüstung“.

Die Menschen in Hiroshima und Nagasaki haben vor 70 Jahren das Tor zu Hölle erlebt: Tausende Tote in Sekundenschnelle. Sie zerfielen plötzlich und einfach zu Staub. Bis zum heutigen Tag haben sich die USA für dieses Verbrechen an der Menschheit nicht entschuldigt.

Ist das Ziel der „Mayors of Peace“ nach Abschaffung aller Atomwaffen bis 2020 utopisch? Den Regierungen gelang es, die biologischen und chemischen Waffen abzuschaffen. Warum sollte es bei Atomwaffen nicht auch gelingen?

Hiroshima, Nagasaki und Fukushima: Der Mahnruf des missachteten Gewissens
Die US-Regierung rechtfertigt ihren brutalen Einsatz bis heute mit dem Argument, dass nur durch die beiden Atombomben der Zweite Weltkrieg im Fernen Osten rasch beendet werden konnte.

Depositphotos | Sergey Nivens
Quelle

FRANZ ALT 2015

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