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© Fotolia.com | Lucatof | „Ostafrika kann nicht warten. Die durch Klimaveränderungen und COVID-19 verursachte Hungerkrise verschärft sich von Tag zu Tag. Oxfam appelliert an alle Geber, die Finanzierungslücke des humanitären Appells der Vereinten Nationen dringend zu schließen.

Fluchtursachen in Afrika bekämpfen

Die wenigsten der 18 Millionen Klima-Flüchtlinge, die zurzeit in Afrika unterwegs sind, kommen nach Europa. Aber das könnte sich ändern, wenn die Fluchtursachen nicht intensiver als bisher bekämpft werden.

Das Gros der 1.1 Millionen Immigranten, die 2015 nach Deutschland kamen, sind aus Syrien, Afghanistan oder der Irak hierhergekommen. Nur wenige kamen aus Somalia, Eritrea oder Nigeria. Bevölkerungssoziologen gehen jedoch davon aus, dass sich die Bevölkerung Afrikas bis zur Mitte des Jahrhunderts verdoppelt.

Noch immer gibt es in Afrika die meisten Analphabeten. Zwei Defizite behindern bisher die ökonomische Entwicklung unseres Nachbarkontinents hauptsächlich: Afrikas Länder müssen Lebensmittel einführen und Energie importieren. Das führt zu einem hohen Handelsdefizit.

Der Bevölkerungssoziologe Reiner Klingholz weist in der „Zeit“ darauf hin, dass Afrika zwar über ein Viertel aller weltweit nutzbaren Ackerfläche verfügt, aber nur 9% aller Lebensmittel anbaut. Deshalb leiden 200 Millionen Afrikaner Hunger (Wetterphänomen El Niño bringt schleichenden Hunger). Zudem ist Afrika geradezu gesegnet mit der ganzen Palette der erneuerbaren Energien, aber südlich der Sahara hat nur jeder Siebte einen Stromanschluss. Aber ohne Energie gibt es keine Entwicklungschance, weil es kein Licht und keine Computer gibt. Hier liegen die künftigen Fluchtursachen.

Energie, Wasser und Bildung sind die Säulen der ökonomischen Entwicklung. Doch Afrika braucht keine Großkraftwerke wie die Industriestaaten und könnte diese auch gar nicht finanzieren, sondern massenhaft kleine und dezentrale Lösungen, wofür alle Voraussetzungen bestehen. Allein Afrika und die Sonne – welch eine Chance!

Ein positives Entwicklungsmodell in ganz Afrika ist das mobile Telefon, das in den letzten Jahren einen grandiosen Siegeszug über den gesamten Kontinent antrat.

„Die gleiche Chance bieten jetzt die erneuerbaren Energiequellen“, schreibt Reiner Klingholz. Stromanschlüsse bringen große Entwicklungsschübe – so zeigen es bereits tausend Beispiele in allen afrikanischen Ländern.

Mit Hilfe der erneuerbaren Energien können Bauern Lebensmittel verarbeiten und die Lebensmittelproduktion erhöhen. In Kenia funktionieren bereits viele Geothermie-Kraftwerke, in Äthiopien werden hunderte Dörfer schon komplett mit Solarstrom versorgt, in Marokko werden bald Hundertausende über Solarkraftwerke Stromanschluss bekommen  und in Nigeria wird Biogas mit Hilfe von Schlachtabfällen produziert.

Ägypten und Südafrika haben Windparks aufgestellt. Doch das sind leider noch Ausnahmen. Aber der gesamte Kontinent hat die Voraussetzung, um sich in 25 bis 30 Jahren zu hundert Prozent erneuerbar selbst versorgen zu können.

Industrieländer sollten auf diesen Ausbau und Aufbau ihre Entwicklungspolitik in Afrika konzentrieren. Nur wenn afrikanische Länder an dieser künftigen Entwicklung teilhaben können, werden die Fluchtursachen beseitigt oder zumindest stark reduziert werden können.

 

Bigi AltGütersloher Verlagshaus
Quelle

FRANZ ALT 2016

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