22.01.2019
E-Auto-Ausblick 2019
Der Start des Honda Urban EV, bereits 2017 als Urban EV Concept erstmals
in der Grundkonzeption gezeigt, wird auf 2020 verschoben. Damit
verpasst Honda die Chance, sich nach Nissan und Mitsubishi als dritter
japanischer Autokonzern mit einem vollelektrischen Fahrzeug zu
präsentieren. Dafür überrascht Renault die Fachwelt mit der Ankündigung
einer Nutzfahrzeugvariante „ZOE Cargo“. Was die E-Mobilität 2019 sonst
noch an Neuigkeiten zu bieten hat:
Audi bringt
seinen bereits im letzten Jahr vorgestellten e-tron zu den Kunden. Der
SUV mit rund 400 km Reichweite, ermöglicht durch seinen 95 kWh-Akku, und
einem Preis von ca. 80.000 Euro ist das erste E-Auto des „Vorsprung
durch Technik“-Konzerns aus Ingolstadt. Und das Vier-Ringe-Unternehmen
will es dabei nicht belassen: in der zweiten Jahreshälfte folgt die
Vorstellung des Crossover e-tron-Sportback – der aber wird wohl erst im
nächsten Jahr auf die Menschheit losgelassen.
BMW,
mit seinem i3 bereits lange in der Emobility unterwegs, aber vielfach
noch dem Plugin-Hybrid-Segment verhaftet, stellt den Mini Electric auf
die Räder. Das Auto wird mit 300 km mehr als genug Reichweite haben für
den typischen deutschen Pendler. Der Mini Electric dürfte preislich
deutlich unter den 38.000 Euro des durch seine CFK-Karosserie teuren i3
liegen.
Citroen schickt den Light-SUV DS3
Crossback E-Tense ins Rennen um die Kundengunst. Dieses im 2. Halbjahr
2019 bestellbare Fahrzeug soll einen 100-kW-Motor und einen 50 kWh
großen Li-Io-Akku für 290 km Reichweite haben. Genauere Daten dürfte es
auf dem Pariser Autosalon im Herbst geben, nach dem relativ zeitnah mit
der Auslieferung begonnen werden sollte. Der Crossback E-Tense wäre das
erste originäre E-Auto des PSA-Konzerns, dessen bisherige E-Fahrzeuge
mehr oder minder umfangreiche Adaptionen von Mitsubishi sind, oder mit
Opel (Ampera-e) eingekauft wurden.
e.Go, das
Startup aus den Reihen der in E-Mobilität erfahrenen (Streetscooter)
RTHW Aachen, startet mit dem Life sein erstes E-Stadtauto. Den flotten,
leichten Zweisitzer gibt es ab 15.900 Euro mit drei verschiedenen
Akku-Größen (14,9 bis 23,9 kWh), die innerstädtischen Reichweiten von
104 bis 158 km ermöglichen. Das reicht für den täglichen Weg zur Arbeit
und zurück bei rund 85% der deutschen Pendler. Und es reicht für ein
problemloses nächtliches Laden mit dem Schuko-Stecker. Zudem zeigt der
Life mal wieder deutlich: Sprüche wie „E-Autos sind nur was für
Millionäre“ sind einfach nur Quatsch.
Hyundai,
zusammen mit Kia Teil der Hyundai Motor Group, bringt im Herbst sein
überarbeitetes Erfolgsmodel Ioniq Elektro auf den Markt. Neben den
üblichen Verbesserungen dürfte die Kapazität des Akkus von 28 kWh
zumindest auf die im Hause üblichen 39,2 kWh wachsen. Diesen Basisakku
verwendet ebenfalls der bereits 2018 vorgestellte Kona Elektro, der sich
auch durch lange Bestellzeiten auszeichnet. Dieser kompakte SUV wird
zudem mit dem größeren 64 kWh-Akku angeboten, welcher dann eine
Reichweite von ca. 460 km nach dem neuen WLTP-Messverfahren haben
dürfte. Ebenfalls mit diesen zwei Akku-Größen verlässt im April der Kia
e-Niro die Werkshallen. Dieser Crossover ist etwas länger und niedriger
als der ansonsten sehr ähnliche Kona. Für SUV-Fans bietet Kia zudem
einen überarbeiteten e-Soul, der sich seiner fossilen Geschwister
entledigt hat und nur noch elektrisch zu haben ist.
Mercedes
bietet seinen massigen SUV EQC, der bereits Anfang September 2018 seine
„Weltpremiere“ hatte, ab diesem Frühjahr zur Bestellung an. Das
Schwergewicht mit 80 kWh-Akku und einer Reichweite wohl über 450 km wird
dann frühestens im Herbst geliefert.
Micro Mobility
aus dem schweizerischen Küsnacht wird ihren Microlino 2019 in der
Schweiz und vielleicht auch in Deutschland ausliefern. Die moderne,
elektrische Interpretation der alten BMW Isetta ist als maximal 90 km/h
schnelles Stadtauto mit zwei Plätzen und zwei Akkupacks von 8 kWh bzw
14,4 kWh für 125 bis 200 km Reichweite konzipiert.
Nissan
hat seinen Anfang vergangenen Jahres vorgestellten Leaf II jetzt im
Januar als Sondermodell mit einem großen mit 62 kWh-Akku zum Leaf E-Plus
aufgerüstet, der bereits bestellbar ist und zur Jahresmitte
ausgeliefert werden dürfte. Ob auch dieser größere Akku ähnliche
Wärmeprobleme mit vielen Schnellladungen hat, wird sich zeigen. Immerhin
steigt die Reichweite nach dem neuen WLTP-Zyklus auf 385 km, der Preis
aber auch auf über 45.000 Euro.
Porsche wird
seine 4-türigen E-Sportlimousine Taycan frühestens zum Jahresende in
einigen Exemplaren auf den Markt bringen; umfangreiche Auslieferungen
des mit 800-Volt-Technik und ca. 500 km Reichweite bemerkenswerten, aber
mit rund 150.000 Euro auch teuren Fahrzeugs erfolgen wohl erst 2020.
Renault
bringt in diesem Jahr den ZOE II, eine aktualisierte Form seines seit
2013 erfolgreich gebauten E-Autos, das in Deutschland Marktführer ist.
Dass der Wagen einen Schnelllade-Anschluss (CCS) haben wird, ist
bekannt, ob auch die Akkukapazität steigt bisher noch nicht.
Wahrscheinlich wird das Fahrzeug zusammen mit seiner „Schwester“, dem
neuen Renault Clio, auf dem Genfer Salon vorgestellt. Es dürfte dann
spätestens im Sommer/Herbst auf den Markt kommen. Ebenfalls angekündigt
ist eine Nutzfahrzeugvariante „ZOE Cargo“. Ob es sich dabei um eine
eigenständige Karosserie-Variante wie bei Golf und Golf Variant handelt,
oder ob der ZOE II nur innerlich an die Bedürfnisse von Handwerkern und
Lieferdiensten angepasst wurde, ist noch unklar. Ebenfalls nicht
ausgeschlossen ist, dass Renault noch einen Überraschungscoup landet,
und zum Jahresende seinen kleinen E-SUV K-ZE nach Europa bringt, der
dieses Jahr zuerst in China auf den Markt kommen soll.
Seat
hat seinen eMii bereits seit Mai 2018 als Carsharing-Wagen für seine
Mitarbeiter in Barcelona in Betrieb. Ende 2019 soll der dem VW Up
entsprechende Wagen auch auf den Rest der Menschheit losgelassen werden.
Große Überraschungen sind wohl nicht zu erwarten; schließlich gibt es
das Pendant e-Up bereits seit einem halben Jahrzehnt.
Schwesterunternehmen Skoda wird 2019 einen elektrischen Citigo ins
Rennen schicken.
Tesla hat sein Model 3 endlich
auch nach Europa gebracht. Ab März dürften daher lang gehegte
Kundenträume in Erfüllung gehen. Allerdings werden wohl zuerst die
teuren und umfangreich ausgestatteten 3er über unserer Straßen gleiten –
schließlich muss Tesla Geld verdienen, und das ist im Luxussegment nun
mal einfacher als bei Basisversionen.
VW stellt –
last and least – Ende des Jahres sein neues Basismodell I.D. vor.
Dieses E-Auto der dem Golf entsprechenden Kompaktklasse wird allerdings
erst 2020 ausgeliefert werden. Es ist der erste Wagen aus dem neuen
Modularen Elektrifizierungs-Baukasten (MEB), und soll den Konzern, der
den E-Antrieb lange verschlafen hat, ins Zeitalter der Emobility
hinüberretten. Damit ähnelt er dem VW Golf, der 1974 den VW-Konzern
retten musste, als dieser den Übergang ins Frontantrieb-Zeitalter
verschlafen hatte.
Fazit
Bevor wohl 2020 die
große China-Offensive in Europa beginnt, haben die europäischen
E-Auto-Hersteller ihre Hausaufgaben so einigermaßen gemacht. Allein in
der oberen Mittelklasse klafft bei den Premium-Herstellern wie Audi,
BMW, und Mercedes eine E-Lücke, in die Tesla jetzt hineinstößt. Die
Marken-Vorstände können dabei noch heilfroh sein, dass Tesla wegen
anfänglicher Produktions-Schwierigkeiten und den vielen Vorbestellungen
auf dem US-Markt – wo das Unternehmen mit seinen Absatzzahlen bereits
vor entsprechenden deutschen Marken rangiert – nicht so große
Stückzahlen nach Europa liefern kann. Dass man den Start in die
E-Mobilität schneller und eleganter hätte hinlegen können als die
hochbezahlten Manager der deutschen Autoindustrie, zeigen die Beispiele
kleiner Konstruktions-Teams wie beim Streetscooter der Deutschen Post
oder bei den o.a. Firmen e.Go und Micro Mobility. Viele andere Konzerne
wie Bosch oder Siemens wären ebenso zu neuen E-Autos in der Lage. Aber
die stehen in einer Geschäftsbeziehung zur Autoindustrie und wollen sich
ihr Basisgeschäft nicht verderben – zum Glück für die Automanager!
Quelle Der Bericht wurde von der Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (Götz Warnke) 2019 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | SONNENENERGIE 03/2018 | Das Inhaltsverzeichnis zum Download!
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