19.05.2017
Elektromobilität: Tiefschlaf vor dem Elektrosturm?
Wenn die durchschnittliche Wachstumsgeschwindigkeit der letzten
drei Jahre beibehalten wird, ist das für 2020 ausgegebene Millionenziel
der Bundesregierung, welches Kanzlerin Merkel zu Beginn dieser Woche bereits als unrealistisch bezeichnete,
im Jahr 2022 erreicht. Dies ermittelten Experten der Managementberatung
Horváth & Partners in ihrem jährlichen „Fakten-Check Mobilität
3.0“.
„Nur wenige Treiber der Elektromobilität haben sich
2016 deutlich positiv entwickelt“, stellt Dr. Oliver Greiner,
Studienleiter und Partner bei Horváth & Partners, fest. „Vor allem
aber ist es den Herstellern noch nicht gelungen, eine ausreichend
ansprechende und wirtschaftlich attraktive Auswahl an E-Modellen
anzubieten.“ 2016 kamen mit dem Hyundai Ioniq EV und dem Tesla Model X
nur zwei neue reine Elektrofahrzeuge auf den Markt, bei den
Plug-in-Hybriden waren es nicht viel mehr. Da auch 2017 die Anzahl neuer
Elektromodelle gering bleiben wird, rechnen die Experten lediglich mit
einem moderaten Bestandszuwachs von rund 40.000 Elektrofahrzeugen (inkl.
Plug-in-Hybride) auf dann etwas über 100.000 Elektrofahrzeuge.
„Für einen Durchbruch der Elektromobilität in Deutschland ist die
Modellvielfalt zu gering, die Preise sind zu hoch und der Ausbau der
Ladeinfrastruktur an relevanten Verkehrspunkten noch zu langsam“, sagt
Achim Kostron, Co-Autor der Studie aus dem Competence Center Automotive
von Horváth & Partners. „Dagegen kann auch die aktuelle Kaufprämie
zur Förderung elektrisch betriebener Fahrzeuge wenig ausrichten.“
Optimistisch
stimmen die Autoren allerdings die Ankündigungen der Automobilisten für
die kommenden Jahre. Vorreiter Tesla, der im ersten Quartal 2017 einen
Rekordabsatz verzeichnen konnte, wird mit dem Model 3 voraussichtlich
2018 in den deutschen Massenmarkt einsteigen. Daimler kündigte an, bis
2022 mehr als zehn neue Elektroautos in Serie zu bringen, wofür die neue
Elektromarke EQ geschaffen wurde. BMW plant mit weiteren
vollelektrischen Modellen ab 2019. Auch Volkswagen hat eine
Elekro-Offensive angekündigt, unter anderem mit den e-tron Modellen von
Audi und der neuen I.D. Produktmarke. Porsches Mission E soll ab 2018
startklar sein. Aber auch viele weitere Hersteller haben für die
kommenden Jahre massentauglichere Elektrofahrzeuge angekündigt. Mit
Blick auf die rasante Entwicklung der Elektromobilität zum Beispiel in
China scheint diese Dynamik auch zwingend nötig.
Über die Studie:
Im Rahmen des „Horváth & Partners Fakten-Check Mobilität 3.0“
analysieren die Berater jährlich die Entwicklung wesentlicher
Treibergrößen der Mobilität in Deutschland. Auf der Grundlage der
verwendeten Ist-Werte rechnen sie dabei das aktuelle Wachstumsmomentum
auf die kommenden Jahre hoch. Dieser Hochrechnung werden entsprechende
Zielwerte gegenübergestellt. So lassen sich Aussagen zur
Wahrscheinlichkeit des Erreichens relevanter Schlüsselgrößen der
Mobilität treffen.
- Merkel glaubt nicht mehr an eine Million E-Autos bis 2020 | Bundeskanzlerin Angela Merkel hat sich von dem Regierungsziel, dass bis 2020 eine Millionen Elektro-Autos auf deutschen Straßen fahren sollen, verabschiedet. Dabei gilt die Elektromobilität als Kernstrategie zur Dekarbonisierung des Verkehrssektors.
Quelle Horváth AG 2017
Das könnte sie auch interessieren