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TU/e | Bart van Overbeeke

© TU/e | Bart van Overbeeke

Grüner Bus fährt mit der Kraft von Ameisensäure

Sprit aus CO2 und mit Solar- und Windstrom produziertem Wasserstoff.

 

Studenten der Technischen Universität Eindhoven stellen einen Elektrobus vor, der seine Energie aus der Spaltung von Ameisensäure bezieht. Der Strom wird in einem „REX“ genannten Anhänger produziert. Da die Säure aus CO2 und mit Solar- und Windstrom produziertem Wasserstoff hergestellt wird, fährt der Bus völlig emissionsfrei. Normale Elektrobusse, die ihren Strom aus Batterien beziehen, emittieren dagegen indirekt Schadstoffe, nämlich jene, die bei der Stromproduktion in Kraftwerken anfallen.

„Hydrozine“ aus der Zapfsäule
Die Vorteile von Ameisensäure: Sie ist nicht nur umweltfreundlich, weil sie nur so viel CO2 emittiert, wie zur Produktion eingesetzt wird. Sie lässt sich auch genauso schnell nachfüllen wie Diesel, weil sie flüssig ist. Zudem ist sie sicher, wenn auch leicht ätzend. „Hydrozine“ haben die Studenten, die sich zum FAST-Team zusammengeschlossen haben, den Sprit genannt. 2016 präsentierten die 35 jungen Leute ein Modell, das mit Hydrozine angetrieben wurde. Die Technik unterscheidet sich kaum von der in heutigen Tankstellen. Die Infrastruktur müsste also bei einer Einführung des neuen Treibstoffs kaum verändert werden.

Ameisensäure wird heute ausschließlich aus Erdöl hergestellt. Sie wird in der Medizin als Anti-Rheuma-Mittel genutzt. In der Textil- und Lederindustrie findet sie Verwendung. Sie wird auch zum Desinfizieren eingesetzt, beispielsweise um die Verbreitung von Tierseuchen zu verhindern. FAST ist das erste Team, das einen Prozess zur Herstellung von Ameisensäure entwickelt hat, der die Umwelt nicht belastet.

Katalysator verschmelzt Stoffe
Der Wasserstoff wird in einem Elektrolyseur produziert, der ausschließlich mit Wind- und Solarstrom betrieben wird. CO2 wird aus Biogasanlagen bezogen. Dort wird es abgetrennt, um das produzierte Gas ins Erdgasnetz einzuleiten. Mithilfe eines Katalysators und Wärme werden Kohlendioxid und Wasserstoff zu Ameisensäure verschmolzen, ein Prozess, der der Herstellung von anderen Treibstoffen aus den gleichen Gasen ähnelt – Power-to-Liquid.

2018 soll mithilfe des Chemieunternehmens Volta Chem eine Anlage gebaut werden, in der Ameisensäure im industriellen Maßstab hergestellt wird. Dann geht es darum, den Generator zu verkleinern, sodass er in Fahrzeuge eingebaut werden kann. Hydrozine kann, so eine Idee des Teams, auch zur Versorgung von Treibhäusern eingesetzt werden. Dort liefert es Strom, Wärme, CO2 und Wasser – lauter Wertstoffe, die zum Pflanzenwachstum benötigt werden.


Quelle

pressetext.comWolfgang Kempkens 2017

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