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locomore.com | Locomore - Wir bringen neue Züge auf die Gleise!

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Ökologisch Fernzugfahren

Als Alternative zur Deutschen Bahn möchte Locomore ab dem Jahr 2016 zwischen Stuttgart und Berlin einen ökologisch nachhaltigen Zugbetrieb aufbauen. Das Projekt klingt sehr vielversprechend und stößt mit seinem Crowdfunding bereits auf große Resonanz, erläutert Derek Ladewig im Interview.

Locomore hat es sich zum Ziel gesetzt, eine Alternative zur Deutschen Bahn auf die Gleise zu bringen. Diese soll dabei nicht nur unter ökologischen Gesichtspunkten einen großen Fortschritt bringen, sondern seinen Kunden auch ein preiswertes und trotzdem komfortables Reisen ermöglichen. Der studierte Verwaltungswissenschaftler Derek Ladewig ist Gründer, Gesellschafter und Geschäftsführer von Locomore und arbeitet bereits sein gesamtes Berufsleben im Bereich Verkehr und Bahn.

Herr Ladewig, Locomore hat es sich zum Ziel gesetzt ab September 2016 einmal täglich zwischen Berlin und Stuttgart mit seinen Fernzügen zu verkehren. Wie wird sich das Angebot von der Deutschen Bahn unterscheiden?

Grundsätzlich wird sich das Angebot durch zwei Hauptmerkmale unterscheiden. Zum einen ist es unser Ziel, dass wir das gesamte Thema Fernzugfahren ökologisch sauber durchdeklinieren wollen. Das heißt wir werden verschiedene umweltrelevante Aspekte einfließen lassen. Zum anderen möchten wir aber auch preiswertes und trotzdem komfortables Reisen ermöglichen. Das wird uns sicherlich von der Deutschen Bahn (DB) unterscheiden, da wir günstigere Tickets als die Bahn anbieten wollen.

Sie erwähnten ja gerade, dass der Zugbetrieb ökologisch nachhaltig gestaltet werden soll. Wie und in welchem Umfang hat man sich das vorzustellen?

Es sind mehrere Elemente die wir umsetzen wollen. Der erste ist, dass wir mit einer deutlich höheren Auslastung als die Bahn fahren wollen, gerne 70% wenn wir das erreichen. Dadurch hat man den Effekt, dass man den Pro-Kopf-Energieverbrauch senken kann, was zu einer höheren Umweltfreundlichkeit führt. Der zweite Aspekt ist, dass wir ganz bewusst bei 200 km/h eine Geschwindigkeitsgrenze setzen wollen, da der Energieverbrauch ja selbst schon bei Geschwindigkeiten zwischen 160km/h und 200 km/h stark ansteigt. Bei Geschwindigkeiten über 200 km/h steigt der Verbrauch jedoch extrem exponentiell an, was wir gerne vermeiden wollen. Ein dritter Aspekt wäre, dass wir für unseren Zugbetrieb Ökostrom beziehen möchten, der auch wirklich klar und deutlich als Ökostrom gelabelt ist.

Wieso eigentlich gerade die Strecke Berlin – Stuttgart?

Dafür gibt es wieder verschiedene Gründe. Es ist nicht ganz einfach, einen wirklich guten Fahrplan für eine längere Fernverkehrsstrecke zu bekommen. Außerdem verkehren wir quer durch Deutschland, wodurch eine starke Nachfrage gewährleistet werden kann. Es ist für uns natürlich wichtig, gerade am Anfang des Projektes ein ausreichend großes Kundenpotenzial zu haben.

Sie hatten ja bereits angesprochen, dass die Preise gegenüber der DB niedriger sein werden. Zu welchen Preisen wird es, auch bei spontanen Buchungen, die Tickets geben?

Wir werden von Anfang an eine faire Preisspanne klar kommunizieren. So wird zum Beispiel für die lange Strecke zwischen Berlin und Stuttgart die Spanne zwischen 22€ und 66€ liegen. Der tatsächliche Preis ist dann abhängig vom Buchungszeitraum und der Anzahl der getätigten Buchungen. Hierbei muss man anerkennen, dass der Höchstpreis von 66€ immer noch unter dem BahnCard 50 Normalpreis von 71,50€ liegt und damit ein ziemlich attraktiver Preis ist. Zu diesen 66€ kann man dann auch spontan sein Ticket im Zug buchen. Außerdem kann jederzeit über das Smartphone auch noch kurz vor der Abfahrt oder sogar im Zug ein Ticket gekauft werden.

Grundsätzlich möchte Locomore ja eine Alternative zu den bisherigen Reisemitteln in Deutschland schaffen. Empfinden Sie das selbst als ein sehr ambitioniertes Ziel, den Wettbewerb gerade im Bereich eines Natürlichen Monopols zu steigern?

Ja sicherlich ist das ein ambitioniertes Ziel, dessen sind wir uns bewusst. Vom Rechtsrahmen her kann man schon seit 20 Jahren dem Monopolisten DB im Fernverkehrsbereich durch private Züge Konkurrenz machen. Es gab jedoch nur weniger Versuche und substantiell fährt seit drei Jahren eigentlich nur der Hamburg-Köln Express, der jetzt sein Angebot auch nach Frankfurt erweitert hat. Deshalb ist unser Vorhaben, allein schon aus der Analyse heraus was bisher passiert ist, auf jeden Fall ambitioniert. Trotzdem glaube ich, dass es realistisch ist und man es schaffen kann. Die Hauptherausforderung ist dabei, die Menschen so zu erreichen, dass sie auch regelmäßig und in ausreichender Anzahl den Zug nutzen. Damit lässt sich das Hauptrisiko als ein Vertriebsrisiko beschreiben, weswegen wir auch durch das Crowdfunding sehr früh damit anfangen, die entsprechende Nutzergruppe anzusprechen.

Stichwort Crowdfunding, es gibt ja auf der Homepage von Locomore und bei Startnext ein Crowdfunding für das Projekt. Wie ist hier der aktuelle Stand?

Damit wir das gesamte Projekt im Detail vorbereiten können, ist es unser Ziel, 460.000€ bis Ende Januar an Startgeld anzusammeln. Das Crowdfunding läuft bereits seit Anfang November. Aktuell ist also etwas mehr als die Hälfte der Zeit verstrichen und wir stehen bei knapp 300.000€. Das heißt, wir haben schon ein Stück Weg zurückgelegt. Allerdings fehlt auch noch etwas an Geld, weswegen wir weiterhin arbeiten und Menschen von unserer Vision überzeugen müssen.

Um noch mehr potentielle Kunden zu erreichen, befindet sich das Team von Locomore seit Anfang Dezember auf einer Info Tour. Im Januar werden Sie noch in Frankfurt und in Berlin anzutreffen sein. Was kann man bei den Veranstaltungen erwarten?

Bei den Info-Veranstaltungen stellt sich das Unternehmen Locomore zunächst einmal vor und erläutert sein Angebot sowie die gewünschten Ziele. Außerdem wird darüber gesprochen, wie das Crowdfunding funktioniert und welche Möglichkeiten jeder einzelne hat, sich daran zu beteiligen. Daraus entstehen dann meist sehr viele Fragen, die zu einem umfangreichen Dialog führen. Daher würden wir uns natürlich freuen, bei unseren letzten zwei Terminen im Januar wieder viele Leute antreffen zu können.

Herr Ladewig, herzlichen Dank für das Gespräch. Das Interview führte Joschua Katz.

Quelle

energiezukunft.eu | Joschua Katz 2015

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