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© Depositphotos | wavebreakmedia | Im Superwahljahr 2021 werde sich zeigen, wer Energiewende und Klimaschutz am besten auf die politische Agenda bringe. Dafür brauche es einen politischen Wettbewerb um konkrete Umsetzungskonzepte, denn die Technologien seien sektorübergreifend vorhanden.

Der globale Energiebedarf sinkt dauerhaft

Neuer Bericht stellt signifikante, strukturelle Verschiebungen fest, die zu neuen Rahmenbedingungen im Energiesektor führen.

Der Weltenergierat zeigt in seinem neuen Bericht, dass der Energiebedarf pro Kopf noch vor 2030 seinen Höhepunkt erreichen wird. Dies steht im starken Kontrast zum Wachstumsniveau in der Vergangenheit – seit 1970 hat sich der globale Energiebedarf mehr als verdoppelt. Technologische Innovationen, Regierungspolitik und geringere Wachstumserwartungen werden in den kommenden Jahrzehnten signifikanten Einfluss auf den Energiesektor haben. 

Diese Ergebnisse gehen aus den Szenarien hervor, die der Weltenergierat in Zusammenarbeit mit Accenture Strategy und dem Paul Scherrer Institute entwickelt und auf dem 23. World Energy Congress in Istanbul vorgestellt hat. Die drei explorativen Szenarien „Unfinished Symphony”, „Modern Jazz” und „Hard Rock” stellen drei klar zu unterscheidende Entwicklungsrichtungen des Energiesektors bis 2060 dar und berücksichtigen dabei unter anderem auch regionenspezifische Besonderheiten.

Ged Davis, Executive Chair Scenarios, Weltenergierat, sagte bei der Vorstellung des Berichts: „Es ist klar zu sehen, dass wir uns inmitten einer großen Energiewende befinden, die grundlegend neue Rahmenbedingungen für die Energieindustrie schaffen wird. Haben wir in der Vergangenheit hauptsächlich vom Öl-Fördermaximum oder Peak Oil gesprochen, betrachten Energieexperten aufgrund bahnbrechender Umwälzungen die Implikationen von Spitzennachfrage. Unsere Forschung hebt sieben Schlüssel-Implikationen für den Energiesektor hervor, die die Entscheider in Vorstands- und Kabinettsetagen sorgfältig bedenken sollten.”

Der Bericht stellt weiterhin auch eine Verschiebung im Energieendverbrauch fest: Die Nachfrage nach Elektrizität wird sich bis 2060 im Vergleich zum Niveau heute verdoppeln. Solar- und Windenergie, die aktuell rund vier Prozent der Stromerzeugung ausmachen, werden am stärksten wachsen und bis 2060 einen Anteil von 20 bis 39 Prozent an der Stromerzeugung haben.

Der Verbrauch fossiler Brennstoffe könnte laut eines der Szenarien auf bis zu 50 Prozent des Primärenergie-Mixes sinken, mit stark unterschiedlichen Folgen für Kohle, Öl und Gas. In allen drei Szenarien wird das Kohlenstoff-Emissionsbudget in den nächsten 30 bis 40 Jahren überschritten. Öl wird weiterhin eine signifikante Rolle im Transport-Sektor spielen und macht in allen drei Szenarien bis 2060 über 60 Prozent des Energie-Mixes aus. Der Erdgasverbrauch wird weiter konstant steigen.

Nuri Demirdoven, Managing Director, Accenture Strategy ergänzt: „Alle Szenarien weisen auf einen Anstieg der Gasnachfrage bis 2060 hin. Zwischen 2035 und 2045 wird eine mögliche Spitzennachfrage nach Öl erwartet. Falsche Verwendung und fehlgeleitetes Kapital waren schon immer ein Risiko für Energie-Assets. Dies wird aufgrund fundamentaler Verschiebungen in der Industrie weiter steigen. In allen drei Szenarien werden jene Unternehmen die Führung übernehmen, die sich am schnellsten anzupassen verstehen und zwei zwingend notwendige Schritte einleiten: ihr Energie-Portfolios hinsichtlich Ausgewogenheit überdenken, und darüber hinaus geschäftliche und digitale Technologien nutzen, um Arbeitsweise und Performance über sämtliche Geschäftsbereiche hinweg zu neu zu organisieren.”

Ged Davis sagte abschließend: „Diese maßgeblichen Treiber werden die Energiewirtschaft verändern. Wir begeben uns in eine Welt, in der wir uns nicht nur über verlorenes Vermögen (stranded assets) sorgen werden, sondern auch über die Auswirkungen von verlorenen Energie-Ressourcen auf ganze Volkswirtschaften.”

Ein Netzwerk von mehr als 70 Experten aus über 25 Ländern hat unter dem Titel „The Grand Transition” die Weltenergieszenarien zusammengestellt. Diese Szenarien wurden mit Hilfe eines globalen Energiesystem-Modells vom Paul Scherrer Institute quantifiziert.


Quelle

Weltenergierat (World Energy Council) 2016

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