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Deutschland wird Klimaschutzziel 2020 wohl verfehlen

Im Klimaschutzbericht 2016 räumt die Bundesregierung nun ein, dass ihre Schätzungen zur Reduzierung der CO2-Emission doch zu optimistisch gewesen seien. Vor allem im Verkehrssektor werde zu wenig eingespart, gefolgt von Industrie und Landwirtschaft.

Bis 2020 sollten die CO2-Emissionen in Deutschland im Vergleich zu 1990 um 40 Prozent sinken. Im Klimaschutzbericht 2016, den das Bundeskabinett am Mittwoch in Berlin verabschiedete wird klar, dass die CO2-Emissionen bis 2020 ohne zusätzliche Maßnahmen nicht im erhofften Umfang begrenzt werden. Die Branchen-Verbände sowie Umwelt- und Entwicklungsorganisationen fordern daher ein Sofortprogramm zur Rettung des Klimaziels 2020 und warnen vor „Augenwischerei im Klimaschutz“. Anstatt den Handlungsbedarf aufzuzeigen und wirksame Maßnahmen zu benennen, verharmlose die Bundesregierung das drohende Scheitern.

Die Bundesregierung gehe seit 2014 davon aus, dass ohne zusätzliche Anstrengungen die jährlichen Treibhausgasemissionen in Deutschland im Jahr 2020 um 62 bis 100 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente höher liegen werden als es das 40-Prozent-Ziel zulässt, so die Verbände. Nach einer Studie von BUND, Greenpeace, Oxfam, WWF und dem Bündnis Klima-Allianz Deutschland könnte die Lücke noch um ca. 20 Mio. Tonnen CO2-Äquivalente größer ausfallen als von der Bundesregierung behauptet. Der heute verabschiedete Klimaschutzbericht zeigt nun, dass auch das Aktionsprogramm der Bundesregierung die Klimaschutzlücke nicht schließen wird. So könnten die Treibhausgase bis 2020 statt um 40 Prozent nur um 33,5 Prozent sinken.

Laut Klimaschutzbericht wird vor allem im Verkehrssektor nach der aktuellen Schätzung bei weitem nicht so viel eingespart wie ursprünglich vorgesehen. Um sieben bis zehn Mio. Tonnen sollte hier reduziert werden, der Beitrag wird laut Bericht aber nur bei 1,6 Mio. Tonnen liegen. Auch Industrie und die Landwirtschaft leisteten nicht den erwarteten Beitrag.

Umweltverbände fordern: Schneller raus aus der Kohle

Während Wirtschaftsminister Gabriel aber die Energiewende weiterhin auf gutem Kurs sieht sind sich Branchen-Experten einig, dass vor allem bei der Stromerzeugung gehandelt werden müsse, ebenso im Verkehrssektor und bei der Steigerung der Energieeffizienz. Kurzfristig wirksam sei jedoch nur noch das Abschalten weiterer Kohlekraftwerke. Zumindest bei der Entwicklung der Energieeffizienz sieht immerhin auch die Bundesregierung Handlungsbedarf.

Neben dem Kohleausstieg müsse die Bundesregierung auch rasch die notwendige Umsteuerung im Verkehrs-, Wohnungs- und Landwirtschaftssektor festlegen fordern die Verbände. Es sei dazu jetzt eine Transformation der Wirtschaft notwendig. „Anstatt gerade als Exportnation die Chancen neuer Arbeitsplätze in Zukunftsbereichen zu erschließen, gefährdet die Bundesregierung damit bestehende Arbeitsplätze“, so die Grünen.

Auch die Einspar-Ziele durch die energetische Gebäudesanierung fallen geringer aus: Um hier die Ziele zu erreichen müsste sich die Sanierungsquote stark erhöhen – doch dafür fehlten nach wie vor genügend Anreize, vor allem bei den Förderbedingungen. Ebenfalls wurde hier die Chance einer steuerlichen Begünstigung vertan, die Sanierungswillige und Branchenkenner sich erhofft hatten.

Ein Verfehlen des 2020-Ziels untergräbt aus Sicht der Verbände zudem den internationalen Ruf Deutschlands: „Das 40-Prozent-Ziel bis 2020 ist ein Meilenstein auf dem Weg zur vollständigen Dekarbonisierung bis spätestens 2050. Scheitert Deutschland schon mit diesem ersten Schritt, werden die langfristigen Klimaschutzziele umso schwerer zu erreichen sein“, kommentiert Jan Kowalzig von Oxfam. 

Quelle

energiezukunft.eu | na 2016

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