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Kalte Enteignung bewährter Mittelständler?

Ministerialbürokratie will regionalen Mühlen das Wasser abgraben.

Brot entsteht aus Mehl. Stammt dieser weiße Grundstofff aus ortsnah bewährten Mahlwerken, dann oft von Wassermühlen. Über 5.000 Wassertriebwerke arbeiteten um 1900 auf dem Gebiet des heutigen Baden-Württemberg. Rund 1.700 sind es aktuell noch. Darunter viele aktive und ehemalige Mühlen, Sägereien und ähnlich alten Gewerkebauten. Doch jetzt sind bis zu 800 vor allem kleinere Wasserkraftanlagen bedroht. Denn das Stuttgarter Umweltministeriumwill ihnen das Wasser abgraben. Genauer: bis zu zwei Drittel davon. Und zwar per „Wasserkrafterlass“ voraussichtlich ab 26. Juli 2018. Gegen diesen Kultur-KO-Schlag auf Kosten des Klimaschutzes wehren sich die mittelständischen Wasserkraftler.

Ein energiepolitischer Kahlschlag? Oder bestenfalls „kalte Enteignung? Zumindest nach einem Ent- wurf des Stuttgarter Umweltministeriums für einen neuen „Wasserkrafterlass“. Die Regierungsbe- amten möchten Kleinwasserkraftanlagen, die pro Sekunde 400 bis 1.000 Liter Wasser für ihre Räder und Turbinen nutzen, bis zu zwei Drittel des „Mittleren NiedrigwasserQuotients“ (MNQ) wegnehmen. Angeblich zum Fischschutz. Folge: Bei Trockenheit wie gegenwärtig dürfen die Wassertrieb- werke allenfalls noch ein Drittel des Niedrigwassers nutzen. Deshalb befürchten die Wasserkraftler teils Monatelangen Stillstand pro Jahr. Oder: das betriebswirtschaftliche A u s .

Bewährter Klimaschutz
Dabei entsteht eine Kilowattstunde Strom in solch tüchtigen Triebwerken, ohne dabei ein Gramm des Klimagases Kohlenstoffdioxid (CO 2) in die Luft zu blasen. Ebenso wenig Schwefel, Stickstoff oder Staub. Außerdem bestärkt der Stau der Mühlbäche das Grundwasser und bietet sich für Feuerwehrleute ebenso an wie für Badefreudige. Und die Staubereiche halten teils Hochwasser zurück. Manches Wassertriebwerk begründet mit seinem Aufstau zudem Ruhezonen für Vögel – und damit Naturschutzgebiete. * Solche Vorteile liegen zwar auf der Hand, spielen aber bei den erkennbar verblendeten Ökokraten im Stuttgarter „Umweltministerium“ kaum eine Rolle.

Derweil wirken die Wassermühlen bisher noch als aktive Zeuginnen einer Zeit, als das Wort „Mühle“ für Maschine stand und so menschliche Arbeit erleichterte. Außerdem gelten sie als Mütter der Stromversorgung im Land – heute mit der „Energiewende“ wieder hochaktuell. So gehören sie zu gewachsenen Kulturlandschaften. Bemerkenswert, dass sich um 1900, als noch zehnmal mehr Wassertriebwerke deutsche Bäche und Flüsse nutzen, mehr Flossentiere und mehr Fischarten in den Gewässern tummelten als heute. So sprechen sich international anerkannte Fachleute wie Ernst Ulrich von Weizsäcker und Ex-„Greenpeace“-Chef Gerd Leipold f ü r Kleinwasserkraft aus.

Doch ohne Wasser oder mit viel zu wenig Wasser funktionieren die Triebwerke nicht. Dabei liefern sie ortsnah und meist `grundlastfähig‘ sauber Strom und helfen oft, regional nahe am Verbrauch Mehl zu erzeugen. Wenn es also weiterhin heißen soll „Unser täglich Brot gib uns heute“ – statt „Unser täglich Brot gib uns ALDI“ oder „Unser täglich Brot gib uns LIDL“, brauchen die bewährten Mühlen vor Ort genug Wasser. Ebenso andere mittelständisch-bewährte Wasserkraftler. Wieviel, das sollte besonnen und in Ruhe ermittelt werden. Etwa wie im Nachbarbundesland Bayern. Dort lässt man sich für einen „Mindestwasser“-Erlass Zeit bis 2020. Den in der „Arbeitsgemeinschaft Wasserkraftwerke Baden-Württemberg eV“ (AWK BW) vereinigten Mittelständlern bleibt dagegen zum Schutz ihrer verfassungsgemäß gewährten Eigentumsrechte künftig der Weg, den schon ein Müller gegenüber Friedrich II. von Preußen geäußert haben soll: „Es gibt ja noch det Berliner Kammergericht.“

Quelle
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