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Murmann Publishers | Franz Josef Radermacher "Der Milliarden-Joker: Wie Deutschland und Europa den globalen Klimaschutz revolutionieren können"

© Murmann Publishers | Franz Josef Radermacher "Der Milliarden-Joker: Wie Deutschland und Europa den globalen Klimaschutz revolutionieren können"

Kompensation als Klima-Joker

Die Politik allein kann die Erderwärmung nicht unter zwei Grad halten, warnt das Club-of-Rome-Mitglied Professor Franz Josef Radermacher. Reiche Emittenten sollen mehr zahlen. 

Professor Franz Josef Radermacher fordert: Wohlhabende und Unternehmen sollen freiwillig und in großem Stil in die CO2-Kompensation einsteigen. Das könne ein „Milliarden-Joker“ fürs Klima werden.

Die Zeit fürs Weltklima läuft davon. Erst kürzlich hat der Weltklimarat IPCC festgestellt: Die globalen Treibhausgas-Emissionen müssen schon bis 2030 mehr als halbiert werden und bis 2050 auf null sinken, um die Sicherheitslinie von 1,5 Grad Erwärmung zu halten. Tatsächlich steigen sie derzeit weiter an, eine Trendwende ist nicht in Sicht.

Der renommierte Ökonom und Informatiker Franz Josef Radermacher hat nun einen „Milliarden-Joker“ ins Gespräch gebracht, mit dem die Klimaschutz-Lücke geschlossen werden könne: Privatleute, Unternehmen und andere Organisationen sollen freiwillig und auf breiter Front CO2-Kompensationsprojekte in Entwicklungsländern finanzieren und sich dadurch „klimaneutral“ stellen.

Deutschland zum Beispiel könne seine Emissionen so bis 2025 unter dem Strich auf null senken – und zwar zu tragbaren Kosten.

Radermacher sieht keine Chance mehr, mit der bisherigen internationalen Klimapolitik die CO2-Einsparung zu erreichen, die nötig ist, um das im Pariser Klimaabkommen verankerte Limit von „deutlich unter zwei Grad“, besser aber 1,5 Grad, einzuhalten. „Der Paris-Vertrag ist eine wichtige Grundlage, aber er wird nicht zum Ziel führen“, wenn wir nur auf die Politik und Regulierung setzen, sagte der Ulmer Professor im Gespräch mit Klimareporter°.

Die Politik ist nach Rademachers Ansicht überfordert, den nötigen Umbau der Wirtschaft schnell genug durchzusetzen: „Dafür sind zu viele Interessen im Spiel. Es geht um viel Geld. Es gibt Gewinner und Verlierer. Und die Bevölkerung will nicht gerne die Unterstützung für Entwicklungs- und Schwellenländer im Klimabereich erhöhen, was aber unbedingt erforderlich wäre.“

Schärfere Klimaziele allein führen nicht zum 1,5-Grad-Ziel

Tatsächlich bringen die von den Regierungen der Welt bisher zugesagten Reduktions-Ziele nur eine Treibhausgas-Einsparung gegenüber dem „Business as usual“ von – alles in allem – rund 500 Milliarden Tonnen bis 2050. Das brächte die Welt auf einen Drei-bis-vier-Grad-Erwärmungspfad. Um das Zwei-Grad-Limit zu halten, müssen weitere rund 500 Milliarden Tonnen CO2 eingespart werden, beim 1,5-Grad-Limit sogar 700 Milliarden. Derzeit werden weltweit jährlich etwa rund 41 Milliarden Tonnen CO2 freigesetzt.

Der Experte hält es sogar für „kontraproduktiv“, alle Kraft nur in die Verschärfung der nationalen Emissionsziele zu setzen, um so die Paris-Ziele zu erreichen. Dies werde absehbar nicht zum Ziel führen, glaubt Radermacher.

Hier können Sie den Bericht weiterlesen

Grafik: Maren Urner, Felix Austen; Daten: Oxfam | "Sektkelch": Die reichsten zehn Prozent der Weltbevölkerung sind für die Hälfte der CO2-Emissionen verantwortlich, während die ärmere Hälfte der Menschheit zusammen nur auf zehn Prozent kommt.
Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2018 verfasst – der Artikel
darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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