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bigstock | volrab-vaclav | „Make Solar great again“. Kein Thema für das Sommerloch und die Hitze im Sommer 2018? Was für ein Armutszeugnis der gutbezahlten Mainstream-Journaille.

© bigstock | volrab-vaclav | „Make Solar great again“. Kein Thema für das Sommerloch und die Hitze im Sommer 2018? Was für ein Armutszeugnis der gutbezahlten Mainstream-Journaille.

Make Solar Great Again

Hitze und Trockenheit in Deutschland sind seit mehr als zwei Wochen das Medienthema Numero 1. Es ist sicher nicht bösartig zu vermuten, das wäre anders gewesen, wenn Deutschland Fußballweltmeister geworden wäre. Nun ist das ärgerlicherweise in Wasser gefallen und Mesut Özil hat ins Sommerloch gegrätscht und die sommerliche Ruhe gestört. Von Klaus Oberzig

Normalerweise sind Themen des medialen Sommerlochs mehr harmonischer Natur. Also die Kanzlerin im Sommerurlaub, irgendwelche fürstlichen Liebschaften oder ein Kreuzfahrtschiff, das auf Grund läuft und dessen Kapitän sich verpisst, dazwischen auch mal ein Flugzeugabsturz, alles schön mit Puderzucker bestreut und in Watte verpackt. All das will sich in diesem Jahr nicht so recht ins Konzept der medialen Regisseure und Geschäftemacher einfügen. Seehofers Zwergenaufstand ist noch nicht ganz vergessen. Natürlich wäre die Hitzewelle per se ein Knallerthema: Rekorde bei den Temperaturen, Rekorde bei den Ernteausfälle, Rekorde bei der Überzeugung der Deutschen, dass uns der Klimawandel inzwischen voll erwischt hat. Doch halt. So einfach lässt sich daraus kein Medienhype machen. Selbst der hilfsweise Begriff der Klima-Eskapaden trägt nicht mehr wirklich, auch wenn ein leibhaftiger SPD-Umweltminister diesen zu popularisieren versuchte. Schließlich wird in unseren deutschen Medien der Klimawandel nicht geleugnet. Wir leben ja nicht im Amerika des Donald Trump oder in Putins unüberschaubarem Riesen-Erdgasreich.

Aber verzwickt ist es doch. Haben schließlich die allerwenigsten Medien die verfehlte Klima- und Energiepolitik der Bundesregierung kritisiert, oder etwa das Verfehlen der Klimaziele als Versagen dieser Politik angeprangert. Da kann man doch jetzt nicht gleich volle Kanne eine Kehrtwende hinlegen und der Klimakanzlerin die Rechnung für den Mist, den sie seit 2011 als „Energiewende“ verzapft, vor den Latz knallen. An den Fakten lässt sich nicht viel rütteln. Es läuft alles ziemlich so, wie es Klimaforscher und Solarfreunde vorhergesagt hatten. Aber genau das ist ja das Problem. Diese Wahrheit einzugestehen wäre ja fast schon so, als ob man diese Wachstumsfeinde und Zukunftskritiker in den Adelsstand erheben wollte. Das bringt keiner übers Herz, zumal es weder mit den parlamentarischen Mehrheiten noch sonst mit den dort vertretenen Richtungen in Übereinstimmung zu bringen wäre. Die Medien sollen schließlich neben der Unterhaltung – in jedem Sender täglich mindestens zwei Krimis, die unseren Bürgern zeigen, wer die Guten sind – auch Bildung vermitteln. Also zumindest die Öffentlich-Rechtlichen und die Printmedien. So in etwa jedenfalls. Bildungsauftrag heißt das.

Da passt es doch ganz gut ins Bild, dass neben den schwitzenden Bundesbürgern, die leider gerade keinen Urlaub haben, die Bauern die Hauptleidtragenden sind. Zumindest die nördlich des Weißwurstäquators. Die im Süden kriegen vielleicht demnächst wieder Hochwasser ab. Also, die Bauern gelten als subventionsgeil und strecken bei jeder Gelegenheit die Hand in Richtung Steuersäckel. Sie taugen ganz gut für ein mediales Ablenkungsmanöver der anspruchsvolleren Art. Erstens sind sie Mittäter, Bauern verursachen jede Menge CO2-Emissionen. Also nicht die Landwirte in Person, sondern ihre Rindviecher. Immerhin sollen 20 Prozent der Treibhausgase von bäuerlichen Arschlöchern stammen, also wissenschaftlich und marktwirtschaftlich betrachtet. Darüber lässt sich öffentlich ganz trefflich diskutieren, ob den Landwirten geholfen werden sollte oder nicht, oder jetzt oder bald. Dazu braucht es nur eine flinke, redegewandte Agrarministerin. Unsere Weinkönigin Julia die 1. Klöckner hat das voll drauf. So elegant wie sie das macht, denkt keiner mehr an die Energie- und Klimapolitik ihrer Regierung, nicht mehr an die Abgase aus Kohlekraftwerken oder die Stickoxide aus Dieselmotoren. Chapeau Frau Ministerin.

Über diese Streitereien lässt sich also trefflich medial Bericht erstatten. Journalisten sollen schließlich auch Chronisten sein. Um die charmante Ministerin und ihre, trotz Urlaubszeit, aus allen Löchern auftauchenden Mitdiskutanten, kommt kein Berichterstatter momentan herum. Was bringt da das tröge Erinnern der Solar- und Windkraftfreunde, die bieten ja nur trockene Zahlen. Warum ich jetzt an den BSW denken muss, weiß ich nicht. Allerdings, nachdem sich die Mediendiskussion etwas unkontrolliert in die Richtung Konsequenzen bewegt hatte, was man gegen die Hitze und Dürre tun solle, ging es munter drunter und drüber. Die Landwirte müssten sich besser versichern, sie seien schließlich Unternehmer. Die Versicherungsfritzen mussten sicher grinsen. Man müsse andere Pflanzensorten und nicht so monokulturell anbauen, meinten andere. Ja, nach der Dreifelderwirtschaft wurde gerufen. Ein Patentrezept, das sich von den Bauern nicht so ganz ruckzuck umsetzen ließe. Und als Krönung wurde die Gentechnik ins Gespräch gebracht. Insbesondere die sogenannte Genschere, die einige Tage zuvor der Europäische Gerichtshof (EuGH) nicht gerade freundlich beurteilt hatte. Wahrscheinlich war dieser Begriff deshalb einigen noch in Erinnerung.

So lief die Diskussion bundesweit auf Hochtouren. 100 Meinungen und 100 Rezepte, die meisten an der Oberfläche, um nach Gebrauch wieder vergessen zu werden, wenn dereinst die nächste mediale Sau durchs Dorf getrieben sein würde. Ist es erstaunlich, dass das simple Rezept, welches nicht nur realistisch und volkswirtschaftlich sinnvoll ist, dagegen fast gar nicht zur Sprache kam? „Solar auf alle Dächer“. Das hatte, schon während der Trockenzeit, Volker Quaschning im Kloster Banz postuliert. Kaum bis gar nicht zur Sprache kamen in den Medien die verfehlten Klimaziele und die Frage, ob und wie sich die Bundesrepublik zum Pariser Klimaschutzabkommen verhält. Das ist den Kohorten der Medienanstalten und –unternehmen durchgerutscht, oder? Dabei ist das mit der Solarisierung doch so einfach. Es ist keiner der dummen Einfälle, wie die in den Medien scheindiskutierten. Es ist ein Plan! Denn wir sind bereits mit 99 Prozent von der Sonne versorgt – ohne sie wäre es ganz schön kalt auf unserer Erde, mindestens minus 200 Grad. Und jetzt steht das letzte Prozent an. Das wollen und müssen wir auch noch schaffen. „Make Solar great again“. Kein Thema für das Sommerloch und die Hitze im Sommer 2018? Was für ein Armutszeugnis der gutbezahlten Mainstream-Journaille.

Richard Mährlein | dgs.de
Quelle

Der Bericht wurde
von der 
Deutsche
Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (Klaus Oberzig) 2018
 verfasst – der
Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! 
SONNENENERGIE 02/2018 | Inhaltsverzeichnis
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