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obs/ZDF/Forschungsgruppe Wahlen | Einen möglichst schnellen Kohleausstieg finden 73 Prozent sehr wichtig oder wichtig, 18 Prozent weniger wichtig und nur 7 Prozent überhaupt nicht wichtig (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").

© obs/ZDF/Forschungsgruppe Wahlen | Einen möglichst schnellen Kohleausstieg finden 73 Prozent sehr wichtig oder wichtig, 18 Prozent weniger wichtig und nur 7 Prozent überhaupt nicht wichtig (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht").

Mehrheit für schnellen Kohleausstieg

Fast zwei Drittel der Bundesbürger wollen so schnell wie möglich aus der Braunkohle aussteigen. Das zeigt eine aktuelle Umfrage. In den ostdeutschen Kohleländern sieht das allerdings anders aus. Energieunternehmen kündigen zugleich massive Investitionen in Erneuerbare für die Braunkohleregionen an.

Mehr als ein halbes Jahr hat die Kohlekommission nun gearbeitet. Am heutigen Freitag ist sie zum voraussichtlich vorletzten Mal zusammengetreten. Doch der Fahrplan für den Kohleausstieg, den das Gremium entwerfen soll, fehlt nach wie vor – zu weit auseinander liegen die Positionen in der Kommission. 

Das Votum der Bürger ist da eindeutiger. Laut dem aktuellen Deutschlandtrend im ARD-Morgenmagazin wollen 59 Prozent der Wahlberechtigten einen „möglichst schnellen“ Ausstieg aus der Braunkohle – und zwar aus Klima- und Naturschutzgründen. Die Umfrage wurde von Infratest Dimap durchgeführt. Ein gutes Drittel der Befragten – 36 Prozent – will hingegen an einem längeren Abbau der Braunkohle festhalten.

Am größten ist die Zustimmung für einen schnellen Ausstieg laut Umfrage bei den Grünen-Anhängern (88 Prozent), gefolgt von denen der Linken (66 Prozent), der SPD (65 Prozent), der FDP (59 Prozent) sowie der Union (56 Prozent). Selbst 42 Prozent der AfD-Anhänger sind für einen möglichst schnellen Ausstieg aus der Braunkohle.

Ganz anders sieht es hingegen in den ostdeutschen Braunkohle-Ländern aus. Von den Befragten in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt befürworten nur 34 Prozent einen schnellen Ausstieg. 61 Prozent sprechen sich hingegen für ein längeres Festhalten an der Kohle aus. Sie fürchten Jobverluste und mögliche Versorgungsengpässe, falls Kohlekraftwerke abgeschaltet werden.

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) wich heute morgen im ARD-Morgenmagazin erneut der Frage aus, wann das letzte Kohlekraftwerk in der Region abgeschaltet werden kann. Stattdessen behauptete Woidke, bei einem Kohle-Ausstieg würde der Strompreis auf „35, 40 oder vielleicht sogar 50 Cent“ pro Kilowattstunde steigen. Das Ausstiegsdatum hänge, so Woidke, von der Versorgungssicherheit und Preisentwicklung ab.

Konzerne kündigen Solar- und Windparks für die Lausitz an

Allerdings zeichnet sich mittlerweile ab, dass in den Braunkohle-Regionen durchaus neue Arbeitsplätze entstehen werden, die den Wegfall der Kohlejobs kompensieren könnten. Gerade haben die Energiekonzerne Vattenfall und Baywa angekündigt, dort ab 2020 Solar- und Windparks im großen Stil bauen zu wollen – vor allem in der Lausitz, die vom Kohleausstieg besonders stark betroffen sein wird.

Laut Handelsblatt wollen Vattenfall und Baywa Photovoltaikanlagen und Windräder mit einer Leistung von bis zu 40.000 Megawatt installieren. „Die Braunkohlereviere könnten so als Energie-Regionen erhalten bleiben“, sagte Claus Wattendrup von Vattenfall. Die Anlagen zu bauen und in Betrieb zu halten sei „mit vielen Tausend Jobs verbunden“.

Dass die Tagebauregionen „grundsätzlich gute Ausgangsvoraussetzungen“ für Vorhaben im Bereich der Erneuerbaren bieten, hatte auch eine Studie des Bundeswirtschaftsministeriums vor zwei Monaten ergeben. Allein für die Lausitz ermittelte die Studie allein auf den bergbaulichen Flächen ein Zubaupotenzial von knapp 2.000 Megawatt Windkraft und sogar 9.000 Megawatt Photovoltaik. Gerade Solarkraftwerke seien in der Lausitz bisher deutlich unterrepräsentiert.

Das gilt auch für das zweite ostdeutsche Kohlerevier bei Leipzig. Dort ist laut Studie ein Solar-Potenzial von 4.500 Megawatt erschließbar, nur geringe Möglichkeiten gebe es jedoch bei der Windenergie. Das Rheinische Braunkohlerevier wiederum bietet nach Ansicht der Studienautoren ein Potenzial von jeweils 1.000 Megawatt bei Wind und Sonne. Alles in allem könnten somit in den engeren Tagebauregionen mehr als 17.000 Megawatt Solar- und Windkapazität neu installiert werden.

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Verena
Kern) 2019
 verfasst – der Artikel
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