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Ajepbah / Wikimedia Commons / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 | Das Steinkohlekraftwerk Moorburg im gleichnamigen Hamburger Stadtteil entstand seit 2007 am Standort des drei Jahre zuvor abgerissenen Gaskraftwerks.

© Ajepbah / Wikimedia Commons / Lizenz: CC-BY-SA-3.0 | Das Steinkohlekraftwerk Moorburg im gleichnamigen Hamburger Stadtteil entstand seit 2007 am Standort des drei Jahre zuvor abgerissenen Gaskraftwerks.

Moorburg: Deutschland größtes Steinkohlekraftwerk am Netz

Deutschlands wohl umstrittenstes und größtes Steinkohlekraftwerk geht ans Netz.

Der Betreiber Vattenfall wird Moorburg in dieser Woche offiziell in Betrieb nehmen. Das Hamburger Großkraftwerk ist ein ökologisches und ökonomisches Desaster. Mittlerweile gibt es wohl kaum noch Befürworter des nun größten deutschen Steinkohlekraftwerks. 2007 vom CDU-Bürgermeister Ole von Beust genehmigt, sehen es viele eher als ein Denkmal gestriger Energiepolitik an als ein Zeichen für eine moderne, dezentrale und in die Zukunft gerichtete Energieversorgung. Vattenfall wird mit dem Kraftwerk wohl keine schwarzen Zahlen schreiben können, zumal der Brennstoff Steinkohle teurer wird.

In der Vattenfall-Zentrale wird sogar gemunkelt, heute würde man ein solches Kraftwerk nicht mehr bauen. Denn es ist wirtschaftlich und ökologisch ein Desaster. Drei Milliarden Euro hat der Atom- und Kohlekonzern in den Bau gesteckt und musste viele zusätzliche Umweltauflagen einhalten, nachdem die Grünen in der Regierung das Projekt nicht mehr stoppen und nur noch Modifikationen vorschreiben konnten. Es musste ein zusätzlicher Kühlturm errichtet werden, die Entnahme von Kühlwasser aus der Elbe wurde eingeschränkt.

Gebraucht wird das Kohlekraftwerk ohnehin nicht, in Deutschland herrscht ein großes Überangebot an Strom, besonders aus schmutzigen Kohlekraftwerken. Mit einem Wirkungsgrad von 45 bis 46,5 Prozent gehört Moorburg immerhin zu den effektivsten Kohlekraftwerken des Landes – und sieht dennoch im Vergleich mit neuen Gaskraftwerken und Erneuerbaren Energien schlecht aus. Bei Volllast benötigt das Kraftwerk 11.000 Tonnen Steinkohle pro Tag, bei einer Leistung von 1.650 Megawatt stößt es im Jahr sage und schreibe 8,7 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid aus – ein Klimakiller.

Moorburg macht Klima- und Luftreinhalteplanung zunichte

Auf dem Papier könnte Moorburg damit 85 Prozent des Hamburger Energiebedarfs decken, doch gerade in Norddeutschland, in Schleswig-Holstein und Niedersachsen, gibt es genug sauberen Windstrom. Vattenfall wird den Strom deshalb vor allem an der Strombörse verkaufen müssen. Zudem stellt es den Hamburger Senat vor weitere Probleme. Mit seinem gigantischen CO2-Ausstoß wird Moorburg die Emissionen der Hansestadt von derzeit rund 18 Millionen Tonnen Kohlenstoffdioxid um einen Schlag um fast die Hälfte erhöhen. Das neue Kraftwerk im Süden der Stadt passt so gar nicht zu den Klimaplänen des Ersten Bürgermeisters Olaf Scholz (SPD), den CO2-Ausstoß Hamburgs bis 2020 um 40 Prozent gegenüber 1990 und bis 2050 um 80 Prozent zu senken.

Die EU hat außerdem wegen mangelnden Umweltschutzes bei der Genehmigung des Steinkohlekraftwerks ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Deutschland eingeleitet. Im November 2014 entschied zudem das Hamburger Verwaltungsgericht, die Stadt müsse „in den Luftreinhalteplan Maßnahmen aufnehmen, die zu einer möglichst schnellen Einhaltung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid führen sollen“. Hamburg verstößt seit fünf Jahren regelmäßig gegen die EU-Grenzwerte zum Schutz der Atemluft. Das neue Kohlekraftwerk Moorgburg wird die Situation in Hamburg weiter verschärfen.

Quelle

energiezukunft.eu | cw 2015

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