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Nach „Beweisen“ Moskaus war der Chemiewaffenengriff in Douma inszeniert

Die Weißen Helme und Dschihadisten haben, so das russische Verteidigungsministerium, im amerikanischen oder britischen Auftrag den Angriff gefakt, als Beleg wird ein Interview mit Ärzten vorgelegt. Von Florian Rötzer

Das russische Verteidigungsministerium schob heute vor dem Besuch der OPCW-Inspekteure noch angebliche Belege nach, dass der Chemiewaffenangriff in Douma gar nicht stattgefunden haben soll, sondern nur inszeniert war. Sergei Rudskoy vom russischen Generalstab hatte bereits Anfang März behauptet, man habe Beweise, dass „amerikanische Ausbilder“ verschiedene Rebellengruppen bei al-Tanfa, wo es einen amerikanischen Stützpunkt gibt, trainiert haben, um „Provokationen mit Chemiewaffen“ in Südsyrien auszuführen.

Gestern sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Generalmajor Igor Konashenkov, man habe „überwältigende Beweise“, dass in Douma am 7. April eine solche „geplante Provokation“ inszeniert worden sei, um die Weltgemeinschaft zu täuschen. Zweck sei es gewesen, Raketenangriffe seitens der USA auszulösen.

Hintergrund ist, dass die Dschihadisten von Jaysh al-Sham, die nicht wie andere Rebellengruppen aus Ost-Ghouta ausziehen wollten, kurz vor der Niederlage standen. Dass sie, um das Vorrücken der syrischen Truppen zu verhindern, einen Giftgasangriff mit den Weißen Helmen inszenieren könnten, ist durchaus ein mögliches Szenario. Schließlich ist bekannt, dass ein Chemiewaffeneinsatz immer eine rote Linie darstellt und in der Regel dem Assad-Regime unterstellt wird.

Das russische Verteidigungsministerium verweist auf Bilder und Videos, die schnell von den Weißen Helmen über den angeblichen Chemiewaffenangriff verbreitet wurden und für die westlichen Regierungen, zunächst weitgehend unhinterfragt, als Beweis gegen Assad und Russland instrumentalisiert wurden. Russland hatte bereits erklärt, dass nach Abzug der Dschihadisten in den Krankenhäusern keine Opfer eines Chemiewaffenangriffs gefunden wurden. Tatsächlich sind bislang keine Opfer aufgetaucht, die das bezeugen würden, die Weißen Helme sind abgetaucht. RT hat bereits versucht, Unstimmigkeiten in einem Video der Weißen Helme aufzuzeigen. Das war allerdings nur bedingt überzeugend.

Dass sich keine Zeugen melden, kann natürlich auch mit Angst verbunden sein, dann zum Opfer werden zu können, um zum Schweigen gebracht zu werden. Das russische Verteidigungsministerium hat nun angeblich – was plausibel zu sein scheint – zwei Männer aufgespürt, die zufällig auf einem Video der Weißen Helme auftauchten, das diese zum Beleg des Chemiewaffenangriffs mit Chlorgas oder gar mit Sarin aufgenommen und verbreitet haben. In einem Video des Verteidigungsministeriums berichten die beiden Männer, was nach ihrer Ansicht geschehen war. Sie zeigen auch auf Aufnahmen des Videos der Weißen Helme aus der Notaufnahme, wo sieangeblich zu sehen sind.

Dass diese Interviews ebenso inszeniert sein können, ist selbstverständlich, zumindest ist von uns nicht nachprüfbar, ob die beiden Männer, angeblich ein Arzt und ein Medizinstudent, die Wahrheit sagen oder vielleicht nur so versuchen, ihre Haut zu retten. Nach ihren Aussagen hätten sie erst einmal gar nicht bemerkt, gefilmt worden zu sein. Nach einem gewiss oberflächlichen Eindruck wirken die beiden Ärzte nicht eingeschüchtert, sondern scheinen relativ entspannt zu sein.

Nach ihren übereinstimmenden Aussagen war eine Bombe in dem Haus eingeschlagen. Dadurch waren Menschen getötet worden und andere zeigten wegen der Staub- und Rauchentwicklung Erstickungssymptome. Die oberen Stockwerke des Hauses seien zerstört worden, im unteren Bereich sei ein Feuer ausgebrochen. Das hatte übrigens auch SOHR berichtet, wo man erklärte, dass es keineswegs sicher sei, dass es sich um einen Chemiewaffenangriff gehandelt habe.

Die Betroffenen, so die beiden Ärzte, die in die Notaufnahme gebracht wurden, hätten keine Zeichen einer Chemiewaffenvergiftung gezeigt. Während sie die Menschen behandelt hätten, wären Unbekannte aufgetaucht und hätten gesagt, es sei ein Chemiewaffenangriff gewesen. Danach sei Panik unter den Menschen entstanden und sei zu den Szenen gekommen, in denen die Menschen sich mit Wasser abspritzten und KInder mit Asthmasprays behandelten. Ein Mädchen habe Luftröhrenasthma wegen des Rauchs gehabt.

Überdies behauptet das russische Verteidigungsministerium, dass Mitarbeiter der Weißen Helme zwischen dem 3. Und 6. April durch „London“ gedrängt worden seien, die geplante Provokation schnell umzusetzen. Sie erhielten die Nachricht, dass Kämpfer der Jaysh al-Islam Damaskus in der Zeit beschießen würden (das wiederum würde wiederum bedeuten, dass die Weißen Helme doch nicht so eng mit den Dschihadisten kooperieren, wie die russische Regierung gerne sagt). Auf die Angriffe der Dschihadisten würden die syrischen Streitkräfte reagieren, was die Weißen Helme nutzen sollten, um „provokative Angriffe mit angeblichen Chemiewaffen“ auszuführen.

Das kann man glauben oder auch nicht. Ob die OPCW-Mission in Douma überhaupt nachweisen kann, ob ein Chemiewaffenangriff mit Chlorgas stattgefunden hat, ist zweifelhaft. Der Auftrag ist sowieso nur, einen solchen Angriff festzustellen, nicht nachzuweisen, wer ihn durchgeführt hat. Sollten aber keinerlei Spuren und auch keine Opfer gefunden werden, würde dies schlecht für manche westliche Regierungen, vor allem für die französische, und auch manche Medien aussehen.

Nicht nur Macron, sondern auch die US-Regierung bzw. Nikki Haley, die UN-Botschafterin der USA, erklärt letztlich, man habe Beweise, dass es die syrische Regierung war: „We know who did this. Our allies know who did this. Russia can complain all it wants about fake news, but no one is buying its lies and its cover ups.“ Aber Fake News kann man nur entkräften, wenn man Facts präsentiert.

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „TELEPOLIS“ (Florian Rötzer)
2018
 verfasst – der Artikel darf nicht ohne
Genehmigung von Florian Rötzer 2018 weiterverbreitet
werden! 

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