‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | tiburi

© pixabay.com | tiburi

Tierversuche sind Gesundheitsrisiko

Jedes dritte Medikament schadet Menschen.

32% der neu zugelassenen Medikamente bergen Gesundheitsrisiken und müssen mit Warnhinweisen versehen oder vom Markt genommen werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle, in einem medizinischen Fachjournal veröffentlichte Studie. Die bundesweite Vereinigung Ärzte gegen Tierversuche sieht darin einen weiteren Beleg, dass die noch immer auf Tierversuchen basierende Medikamententestung unkalkulierbare Gefahren für Menschen birgt und ein Richtungswechsel hin zu einem System, das auf Humanrelevanz mittels tierversuchsfreier Methoden setzt, dringend geboten ist.

Aus einer im Mai im Journal of the American Medical Association veröffentlichten Studie* geht hervor, dass 71 von 222 und damit 32 % der von der Amerikanischen Arzneimittelbehörde (FDA) zwischen 2001 und 2010 zugelassenen neuen Medikamente aufgrund von unerwarteten Nebenwirkungen entweder vom Markt genommen oder mit Warnhinweisen versehen wurden. Bei Anwendung am Menschen zeigten sich nach Zulassung unerwünschte Nebenwirkungen wie schwere Hautreaktionen, Leberschäden, Krebs bis hin zur Todesfolge.

Betrachtet wurden 183 Arzneimittel und 39 Biopharmaka, d.h. mittels Biotechnologie hergestellte Arzneistoffe, zur Behandlung von weit verbreiteten Erkrankungen wie Krebs, des Herz-Kreislauf-Systems, psychiatrischen Leiden oder Infektionen. Davon wurden für 71 Arzneien insgesamt 123 Sicherheitswarnungen herausgegeben. In drei Fällen kam es zu einer Marktrücknahme aufgrund von lebensbedrohlichen Risiken; bei einem Entzündungshemmer sowie Medikamenten zur Behandlung von Schuppenflechte und einer Darmerkrankung. 61 Mal wurden Black-Box-Warnungen, bei denen im Beipackzettel vor schwerwiegenden Nebenwirkungen gewarnt wird, und 59 Mal Sicherheitswarnungen ausgesprochen. Besonders betroffen sind Biopharmaka und Medikamente zur Behandlung von psychiatrischen Erkrankungen.

„Vor der Marktzulassung eines Medikamentes werden umfangreiche Tierversuche durchgeführt, welche jedoch keine Sicherheit für die potenzielle spätere Anwendung am Menschen bieten, da es einem Lotteriespiel gleicht, ob Mensch und Tier zufällig ähnlich auf eine Substanz reagieren“, erläutert Dipl.-Biol. Silke Strittmatter, Sprecherin von Ärzte gegen Tierversuche. Der Verein verweist auf jüngere Studien, die dem Tierversuch eine Versagensquote von rund 95 % attestieren. Die an Tieren für sicher und wirksam befundenen Arzneien wirkten in der klinischen Prüfung, bei der sie erstmals an menschlichen Probanden getestet werden, anders, gar nicht oder führten zu Schäden. Dass selbst von den 5 % der Medikamente, die eine Marktzulassung erhalten, ein Drittel schwerwiegende Schäden beim Menschen hervorruft, sieht der Verein als weiteren Beleg, dass sich der Tierversuch nicht eignet, sichere Medikamente zu entwickeln. Zudem würden im Tierversuch möglicherweise Wirkstoffe aussortiert, die für den Menschen nützlich sein könnten.

Die Ärztevereinigung warnt schon lange vor der Gefahr, Tierversuchsergebnisse auf den Menschen zu übertragen. Bereits die klinische Prüfung, d.h. Testung an Probanden und Kranken, die nach den Tierversuchen folgen, sei mit unvorhersehbaren Risiken für die Menschen behaftet, wie unter anderem der Medikamentenskandal 2016 in Frankreich zeigt. Beim Test eines Schmerzmittels kam ein Proband zu Tode und fünf weitere trugen schwerwiegende Schäden davon.

Der Verein fordert im Sinne von Mensch und Tier eine medizinische Forschung, die am Menschen orientierte, tierversuchsfreie Methoden nutzt wie Computersimulationen mit Humandaten und Organchips, mit denen sich lebensecht menschliche Stoffwechselvorgänge abbilden und Medikamententests durchführen lassen, um zu zuverlässigen Ergebnissen zu gelangen.

Quelle

Ärzte gegen Tierversuche e.V. 2017

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren