‹ Zurück zur Übersicht
pixelio.de | Bernd Kasper

© pixelio.de | Bernd Kasper

UN-Klimakonferenz in Lima legt kein tragfähiges Fundament für Klimavertrag

Ohne den erhofften und nötigen Durchbruch endete die UN-Klimakonferenz in Peru.

„In Lima sollten die Fundamente für den Weltklimavertrag von Paris 2015 gelegt werden, doch es wurde nicht einmal die Baugrube fertig gestellt“, sagt Martin Kaiser, Leiter des internationalen Klimateams von Greenpeace. „Der mühsam errungene Kompromiss ist enttäuschend, denn er verschiebt die wichtigsten Streitpunkte auf nächstes Jahr, statt erste Lösungen zu beschließen.“ 

Die Konferenz war mit großen Erwartungen gestartet. Im Vorfeld hatten sich die weltgrößten CO2-Emittenten USA und China erstmals auf ein Abkommen zum Klimaschutz geeinigt. Zudem hatte der Weltklimarat in seinem Anfang November vorgelegten fünften Klimareport nachdrücklich die Verbrennung fossiler Energien als Problem und  die erneuerbaren Energien als Lösung beschrieben. Doch diese Dynamik setzte sich in Lima nicht fort. Die Staaten konnten sich nicht auf eine einheitliche und vergleichbare Formulierung ihrer Klimaziele einigen. China und weitere Schwellenländer lehnten zudem eine verbindliche Bewertung dieser Vorschläge noch vor der Pariser Konferenz ab. Ohne diese aber lässt sich nicht sagen, ob die Klimaziele ausreichen oder nachgebessert werden müssen. „Wenn man bedenkt, dass die bisherigen Klimaziele einen Temperaturanstieg um 3 bis 4 Grad bedeuten, ist das schlicht verantwortungslos“, so Kaiser. 

Erster Entwurf für Klimavertrag nennt Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas als Ziel 

In Lima wurde ein erster Entwurf für einen neuen Klimavertrag verabschiedet. Darin finden sich wichtige Ziele, zum Beispiel der vollständige Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas bis zum Jahr 2050 oder die Verkürzung von Klimaschutzzielen auf fünf Jahre. „Bundeskanzlerin Merkel muss diese guten Ansätze während der deutschen G7-Präsidentschaft aufgreifen und verstärken“, so Kaiser. 

Fortschritte gab es zumindest in Finanzierungsfragen. Der Grüne Klimafonds, der Geld für besonders vom Klimawandel betroffene Ländern bereitstellen soll, wuchs auf mehr als 10 Milliarden Dollar an. Dennoch weigerten sich die USA, die Europäische Union und andere Industriestaaten hartnäckig, neue Finanzhilfen für die Zeit nach 2020 zuzusagen. Ab dann soll der Fonds mit jährlich 100 Milliarden Dollar ausgestattet werden, um die Folgen des sich verstärkenden Klimawandels in den ärmeren Ländern zu begrenzen. Wie diese Gelder zusammen kommen sollen, ist jedoch weiterhin unklar.© Greenpeace

……………………………………………………………………………………………………………………………………

BUND: Klimagipfel in Lima endet mit Vereinbarung „auf kleinstem gemeinsamen Nenner“

Herausforderungen beim Klimaschutz wird nicht entsprochen. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sind die Ergebnisse des Klimagipfels in Lima eine herbe Enttäuschung. Verantwortlich für das unbefriedigende Resultat sei der fehlende politische Wille vieler Staaten zum Handeln.

„Es gelang nicht wirklich, die Grundlagen für ein wirksames Paris-Abkommen zu legen. Das hat Fortschritte auf dem Weg zu einem neuen globalen Klimaschutzabkommen vereitelt. Lima brachte die Welt auf dem Weg in eine Energiewirtschaft ohne Kohleverstromung, Öl, Atomkraft und Gas nicht einen Schritt weiter“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger zum Ende der 20. UN-Klimakonferenz. Auch für den Zeitraum bis 2020 seien keinerlei Verpflichtungen zur Verringerung der CO2-Emissionen eingegangen worden.

„Mit dem Argument, wir warten erstmal ab, was die anderen tun, haben die Regierungen es sich in der Hängematte bequem gemacht“, sagte Weiger. Der BUND-Vorsitzende warnte davor, dass die nationalen Klimaschutzpläne, die bis März 2015 auf den Tisch der UN gelegt werden sollen, nicht ausreichen würden, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten.

„Weder die USA, noch China, noch die meisten anderen Staaten befinden sich derzeit auf dem Weg in eine klimafreundliche Zukunft. Die Staatengemeinschaft hat sich in Lima auf den kleinsten gemeinsamen Nenner verständigt, mehr nicht. Lima setzt ein falsches Signal: Alle können die Atmosphäre ungestört weiter aufheizen“, sagte der BUND-Vorsitzende. © BUND

……………………………………………………………………………………………………………………………………

NABU: Viel Vertrauen verspielt und noch mehr Baustellen für die Staatengemeinschaft

„In Lima hat die Staatengemeinschaft unzählige Chancen ungenutzt liegen lassen. Nach einem positiven Auftakt steht am Ende ein zäh ausgehandeltes, schwaches Papier. Besonders schwach und ungenügend sind die Anforderung ausgefallen, die die Länder hinsichtlich Transparenz und Vergleichbarkeit der nationalen Reduktionsziele erfüllen müssen. Der Weg nach Paris ist damit nicht leichter geworden. Allen großen Worten zum Trotz, wie wichtig Klimaschutz zur Abwendung einer globalen Katastrophe sei, sind in Lima Rahmenbedingungen vereinbart worden, die dazu führen werden, dass das 2-Grad-Ziel deutlich verfehlt wird,“so NABU-Präsident Olaf Tschimpke.

„Immerhin eine gute Nachricht nehmen wir aus Lima mit: Der Green Climate Funds hat die Schwelle von zehn Milliarden US-Dollar erreicht. Besonders positiv ist das auch, weil sogar Entwicklungsländer in den Fonds eingezahlt haben. Allerdings reicht diese Summe bei Weitem nicht aus, um die Anpassungen an den Klimawandel auch tatsächlich zu finanzieren. Daher ist die Bundesregierung gefragt: Als G7-Präsident muss sie im kommenden Jahr unbedingt einen Fahrplan für die Auffüllung des Fonds vorantreiben.

Außerdem hat Lima eine weitere Schwierigkeit offengelegt: Die Verhandlungen haben, vor allem zum Ende hin, gezeigt, wie viel Vertrauen unter den Staaten verloren gegangen ist. Und wie wenig kompromissbereit einige Länder sind. Daher sind jetzt Deutschland und alle anderen Industrienationen gefragt, ein Zeichen zu setzen. Sie müssen den Entwicklungsländern zeigen, dass sie uns in der Frage der Finanzierung vertrauen können. Nur mit einer vertrauensvollen Basis und Kompromissbereitschaft  können wir hoffentlich schon bald die historische Unterscheidung zwischen Entwicklungs- und Industrieländern ad acta legen. Das ist dringend notwendig, wenn wir 2015 ein starkes Klimaschutzabkommen in Paris wollen.“ © NABU

Weitere Informationen
KLIMARETTER.INFO „Die Bedeutung der Paragraphen – Was steht drin im Vertragstext von Lima?“

Quelle

Greenpeace e.V. | Gregor Kessler 2014 | Bund 2014 | NABU 2014

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren