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Unzureichende Migrationspolitik kostet Deutschland 10 Millionen Fachkräfte bis 2040

Wirtschaftsforscher Prognos: Deutschland ist ein Einwanderungsland, das endlich seine demografischen Hausaufgaben machen muss.

Mangelnde Integration hat vor allem bei hohen Zuwanderungszahlen gravierende Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. In einer Simulationsrechnung hat Prognos die langfristigen Folgen hoher und niedriger Zuwanderung miteinander verglichen und für beide Fälle berechnet, wie sich erfolgreiche und unzureichende Integration auswirkt.

„Deutschland muss endlich seine demografischen Hausaufgaben machen, und zwar mit dauerhaft hohen Zuwandererzahlen“, sagt Prognos Geschäftsführer Christian Böllhoff. Nur dann könne das Land sein Arbeitskräfteangebot bis ins Jahr 2040 wenigstens annähernd halten: Bei einer jährlichen Netto-Zuwanderung von durchschnittlich 500.000 Personen sei lediglich ein geringer Rückgang zu erwarten, nämlich um 600.000 bis 1,5 Million Personen. Niedrige Zuwanderung (100.000 p.a.) führe dagegen zu über 8 Millionen weniger Arbeitskräften als im Vergleichsjahr 2013.

„Wenn Deutschland die positiven Effekte höherer Zuwanderung dann auch nutzen will, darf es die Fehler der Integrationspolitik vergangener Jahrzehnte nicht wiederholen“, sagt Böllhoff. Bleibe es dabei, dass Menschen mit Migrationshintergrund statistisch erheblich schlechtere Bildungs- und Jobaussichten haben als die übrige Bevölkerung, sei das problematisch für Deutschlands wirtschaftliche Zukunft. „Spätestens die Kinder von Zuwanderern müssen die gleichen Möglichkeiten der Teilhabe bekommen wie die übrige Bevölkerung“, sagt Böllhoff.

Nötig seien auch Anstrengungen zur gezielten Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Insgesamt ginge es um rund 10 Millionen qualifizierte Fachkräfte mehr oder weniger: Im besten Fall (hohe Zuwanderung von 500.000 jährlich in Kombination mit guter Integration) steige deren Zahl bis ins Jahr 2040 um fast 3 Millionen. Bei niedriger Zuwanderung (100.000 jährlich) seien dagegen über 7 Millionen Fachkräfte weniger zu verzeichnen. 

Zudem seien bei guter Integration in Kombination mit hoher Zuwanderung (500.000 jährlich) 2,5 Millionen weniger Geringqualifizierte zu erwarten als bei unzureichender Integration. „In einer digitalisierten Wirtschaft mit steigenden Anforderungen an die Mitarbeiter ist dies umso wichtiger, sonst drohen Arbeitslosigkeit und zusätzliche Kosten für den Sozialstaat“, sagt der Prognos-Chef.

Deutschland müsse jetzt raus aus dem Krisenmodus und stattdessen weitsichtig handeln, um die Herausforderungen zu meistern. „Ohne große Anstrengungen und Investitionen in Bildung und in gezielte Arbeitsmarktintegration ist das nicht möglich“, sagt Böllhoff. Im Erfolgsfall seien dann aber ähnliche Qualifizierungsrenditen zu erwarten wie bei der übrigen Bevölkerung. Dass das Land parallel auch seinen humanitären Verpflichtungen nachkommen müsse, verstehe sich von selbst.

Neben den Folgen für den Arbeitsmarkt hat Prognos auch weitere Handlungsfelder betrachtet. Beispiel Kinderbetreuung: Die Erwerbsbeteiligung von Frauen mit Migrationshintergrund liegt derzeit noch deutlich unterhalb der nicht-zugewanderten Frauen. Zugleich besuchen Kinder mit Migrationshintergrund seltener Kindertageseinrichtungen. Das legt den Schluss nahe, dass eine auf die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung weiblicher Zuwanderer ausgerichtete Politik auch einen Ausbau der Betreuungsmöglichkeiten erfordern wird.

Fachartikel zur Simulationsrechnung

Quelle

prognos 2016

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