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Vorrang für Erdverkabelung beschlossen

Der lange politische Einsatz für Erdkabel statt Freileitungen für die neuen großen Stromtrassen hat sich gelohnt. Heute hat das Bundeskabinett den Vorrang der Erdverkabelung vor den Freileitungen beschlossen.

Damit können Anwohnerschutz und Naturschutz mit den richtigen neuen Erdverkabelungstechniken gewährleistet werden. Der Bundestag wird die Gesetzesänderung voraussichtlich in den kommenden Sitzungswochen beschließen.

Nun kommt es auf die richtigen Ausführungen der Netzbetreiber und der Bundesnetzagentur an. Erst kürzlich hatte das Bundeswirtschaftsministerium von Mehrkosten der Erdkabel von drei bis acht Milliarden gegenüber Freileitungen für die beiden neuen HGÜ-Leitungen SuedLink und Südostleitung gewarnt.

Es wird Zeit, dass sich auch die Beamten im Wirtschaftsministerium endlich mit den neuesten Technologien der Erdkabel und Verlegungen ernsthaft beschäftigen. Auch bedeutet der Vorrang der Erdkabel ja keine Verpflichtung, Teilstrecken mit Freileitungen zu errichten. Gerade eine volle Verkabelung des SuedLink bietet enorme Kostenvorteile, da die Übergangsbauwerke zwischen Freileitungen und Erdkabeln sehr aufwändig, teuer und optisch beeinträchtigend sind sowie eine zusätzliche Unsicherheit im Betrieb (z.B. Blitzeinschläge, Terrorangriffe) bedeuten. Eine Vollverkabelung scheint die beste Lösung zu sein und kann auch vollzogen werden, wenn sich bei der Prüfung jeder Teilstreck herausstellt, dass Erdkabel samt den dafür notwendigen Übergangsbauwerken vorteilhafter und kostengünstiger sind. Auch die notwendige schnelle Verwirklichung der Vollverkabelung liegt auf der Hand, weil es dann kaum mehr Bürgerproteste geben wird, auch nicht gegen Teilverkabelungsstrecken. Alle auf dem Tisch liegenden technischen Varianten müssen nun endlich vorurteilsfrei geprüft werden, auch die der Firma Infranetz, derzufolge eine Vollverkabelung sogar günstiger ist als Freileitungen und damit den Berechnungen des BMWi widerspricht.

Wie wichtig der schnelle Ausbau der Leitungen ist, zeigen die neuesten Diskussionen um die Abschaltkosten von Erneuerbare-Energien-Anlagen aufgrund von Netzengpässen. Über 1 Mrd. Euro für 2015 rechnet heute Unionsvize Michael Fuchs in der Bildzeitung vor, weil dieser ungenutzte Ökostrom ja dennoch vom Stromkunden bezahlt werden muss. Dies ist notwendig, weil ansonsten ja viele Anlagenbetreiber, die man nicht für die Netzengpässe verantwortlich machen kann, in Konkurs gehen könnten.

In der Tat ist also ein schneller Netzausbau wichtig, um diesen ungenutzten Ökostrom besser an Stromnutzer zu verteilen, z.B. um mit Stromüberschüssen endlich auch in die Wärmeerzeugung zu liefern (Power-to-Heat). Doch dafür braucht es den Ausbau der Netze, und eben auch der überregionalen neuen großen Höchstspannungsnetze. Ansonsten führt diese von MdB Fuchs erneut angestoßene Debatte zu einem weiteren Drosseln des Ausbaus der Erneuerbaren Energien. Mit dieser Zielvorstellung hatte MdB Fuchs ja auch in der Vergangenheit immer wieder tatsächliche und überzogene Kostenbelastungen öffentlich vorgestellt.

Lesen Sie dazu auch die Stellungnahme im Bayerischen Rundfunk

Quelle

Hans-Josef Fell 2015 | Präsident der Energy Watch Group (EWG) und Autor des EEG

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