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Zu viel Arbeitslosigkeit, zu wenig Inklusion und verschärfte Bedrohungslage: die Welt 2017

Wirtschaftliche Ungleichheit, gesellschaftliche Polarisierung und zunehmende Umweltgefahren werden den größten Einfluss auf die globalen Entwicklungen der kommenden zehn Jahre haben – zu diesem Schluss kommt der Global Risks Report 2017 des Weltwirtschaftsforums. 

Die Mächtigen der Welt müssen dringend gemeinsame Maßnahmen ergreifen, um Not und Unsicherheit im kommenden Jahrzehnt einzudämmen.

  • Entwicklungen wie wachsende Einkommensungleichheit und gesellschaftliche Polarisierung haben 2016 zu politischen Umbrüchen geführt und könnten 2017 globale Risiken weiter verschärfen, falls die dringend nötigen Maßnahmen nicht ergriffen werden. Zu diesem Ergebnis kommt der Global Risks Report 2017.
  • Hauptrisikofaktoren können gestoppt oder umgekehrt werden, indem man für mehr gesellschaftliche Inklusion sorgt. Entscheidend sind dabei internationale Zusammenarbeit und langfristige Planung.
  • Der Klimawandel zählt neben Einkommensungleichheit und gesellschaftlicher Polarisierung zu den wichtigsten Entwicklungen für 2017 – wobei sich zum ersten Mal alle fünf Umweltrisiken unter den Risiken befinden, die am wahrscheinlichsten eintreten und global die weitreichendsten Auswirkungen hätten.
Für die diesjährige, jährlich durchgeführte Befragung beurteilten etwa 750 Fachleute 30 globale Risiken sowie 13 zugrunde liegende Trends, die sie verstärken oder ihr Zusammenspiel verändern könnten. Vor dem Hintergrund wachsender politischer Unzufriedenheit und Zerrüttung rund um den Globus haben sich drei zentrale Ergebnisse der Befragung herauskristallisiert:
  • Strukturen bleiben bestehen. Wachsende Einkommens- und Wohlstandsdisparität sowie zunehmende gesellschaftliche Polarisierung rangieren auf den Plätzen eins bzw. drei der zugrunde liegenden Trends, die globale Entwicklungen in den kommenden zehn Jahren bestimmen werden. Es überrascht daher nicht, dass das am stärksten miteinander verknüpfte Risikopaar in der diesjährigen Befragung hohe strukturelle Arbeitslosigkeit oder Unterbeschäftigung und tiefgreifende gesellschaftliche Instabilität ist.
  • Die Umwelt dominiert die globale Risikolandschaft. Klimawandel war dieses Jahr der zweitwichtigste zugrunde liegende Trend. Und zum ersten Mal wurden alle fünf Umweltrisiken in der Befragung sowohl als besonders risikoreich eingestuft als auch mit hoher Eintrittswahrscheinlichkeit bewertet, wobei extreme Wetterereignisse als bedeutendstes globales Risiko betrachtet wurden.
  • Die Gesellschaft hält nicht mit dem technologischen Wandel Schritt. Von den 12 neuen Technologien, die im Bericht beurteilt wurden, können aus Sicht der Fachleute künstliche Intelligenz und Robotik die größten potenziellen Vorteile bringen; hier besteht aber auch das größte Risiko für negative Auswirkungen sowie der größte Bedarf an besserer Regulierung.

Die Welt konnte 2016 mit der Ratifizierung des Pariser Abkommens durch zahlreiche Länder, darunter die USA und China, bedeutenden Fortschritt beim Klimawandel verzeichnen – aber die politischen Umwälzungen in Europa und Nordamerika gefährden diesen Fortschritt. Dadurch wird auch deutlich, welche Schwierigkeiten auf die politisch Verantwortlichen zukommen, wenn sie sich auf einen gemeinsamen internationalen Handlungsplan einigen wollen, um den größten wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Risiken die Stirn zu bieten.
„Führungskräfte müssen unbedingt etwas dafür tun, politische oder ideologische Differenzen zu überwinden. Sie müssen zusammenarbeiten, um die großen Herausforderungen zu meistern. Die positiven Entwicklungen im Jahr 2016 hinsichtlich des Klimawandels zeigen, dass das möglich ist, und sie geben Grund zu der Hoffnung, dass gemeinsames Handeln auf internationaler Ebene ebenfalls möglich sein kann, um andere Risiken abzuwenden“, so Margareta Drzeniek-Hanouz, Head of Global Competitiveness and Risks des Weltwirtschaftsforums.
Der Umgang mit den größten globalen Risiken ist das Diskussionsthema beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums 2017, das vom 17. bis zum 20. Januar unter dem Motto Verständnis- und verantwortungsvolle Führung stattfindet.
Von 2016 werden wohl vor allem die dramatischen politischen Ergebnisse in Erinnerung bleiben, die mit Konsenserwartungen gebrochen haben. Der Global Risks Report hat aber im vergangenen Jahrzehnt immer wieder auf die Warnsignale dafür hingewiesen, dass einige, besonders hartnäckige gesellschaftliche und wirtschaftliche Risiken zu realer Zerrüttung führen könnten.
  • 2006 warnte der Global Risks Report, die Abschaffung der Privatsphäre würde den gesellschaftlichen Zusammenhalt schwächen – damals wurde das als Worst-Case-Szenario eingestuft, mit einer Eintrittswahrscheinlichkeit von unter 1%.
  • 2013, lange bevor „postfaktisch“ das Wort des Jahres 2016 wurde, wies der Global Risks Report auf die schnelle Verbreitung von Falschinformationen hin und hielt fest, dass Vertrauen untergraben wurde und bessere Anreize geschaffen werden sollten, um Systeme der Qualitätskontrolle zu schützen.

Die komplexen Veränderungen, die die Welt aktuell erlebt – von der Vorbereitung auf eine kohlenstoffarme Zukunft über einen bislang ungekannten technologischen Wandel bis hin zur Anpassung an neue globale wirtschaftliche und geopolitische Realitäten –, erhöhen den Druck auf Führungskräfte, langfristig zu denken, zu investieren und international zu kooperieren.

„Wir leben in Zeiten der Zerrüttung, in denen technologischer Fortschritt gleichzeitig zu Herausforderungen führt. Ohne eine vernünftige Regulierung und die Umschulung von Arbeitnehmern wird die Technologie Arbeitsplätze schneller vernichten als schaffen. Die Regierungen können das historische Niveau der sozialen Absicherung nicht mehr aufrechterhalten und Anti-Establishment-Tendenzen greifen um sich: Neue politische Führungspersönlichkeiten geben der Globalisierung die Schuld an gesellschaftlichen Herausforderungen und schaffen dadurch einen Teufelskreis – denn ein geringeres Wirtschaftswachstum wird die Ungleichheit nur noch vergrößern. Zusammenarbeit ist wichtig, um die weitere Verschlechterung von Staatsfinanzen und die Verschärfung gesellschaftlicher Konflikte zu verhindern”, so Cecilia Reyes, Chief Risk Officer der Zurich Insurance Group.

In der Befragung (Global Risks Perception Survey), die für den Bericht durchgeführt wurde, sollte des Weiteren bewertet werden, inwieweit die vierte industrielle Revolution globale Risiken verschärfen kann. Von den 12 verschiedenen neuen Technologien, die beurteilt wurden, haben für die Fachleute künstliche Intelligenz (KI) und Robotik eindeutig sowohl das größte Potenzial für negative Folgen als auch den größten Bedarf an besserer Regulierung. Auch wenn sie dazu beitragen können, das Wirtschaftswachstum anzukurbeln und komplexe Herausforderungen zu bewältigen, bergen sie aus Sicht der Fachleute von den 12 Technologien auch das größte wirtschaftliche, geopolitische und technologische Risikopotenzial.

John Drzik, President Global Risks and Specialties von Marsh, erklärte: „Künstliche Intelligenz hat das Potenzial, dramatische Vorteile in Bereichen wie Fertigung und Transport bis hin zu Finanzdienstleistungen und der Gesundheitsversorgung zu liefern. Die zunehmende Abhängigkeit von KI wird allerdings neue Gefahren schaffen und bestehende wie Cyber und soziale Instabilität verstärken, was die parallele Entwicklung der Risiko-Governance ebenso entscheidend macht.“

Zum dritten Mal enthält der Global Risks Report auch länderspezifische Daten dazu, wie Unternehmen globale Risiken in ihren jeweiligen Ländern einschätzen.

Der Global Risks Report 2017 wurde mit Unterstützung unserer strategischen Partner Marsh & McLennan Companies und Zurich Insurance Group erarbeitet. Als akademische Berater für den Bericht fungierten zudem folgende Institutionen: die Oxford Martin School (Universität Oxford), die Nationaluniversität Singapur, das Wharton Risk Management and Decision Processes Center (Universität Pennsylvania) sowie das Beratungsgremium des Global Risks Report 2017.

  • Lesen Sie den vollständigen Bericht hier

/pixabay.com | Jan_Mallanderpixabay.com | Unsplash | Dürre in Ostafrika
Quelle

World Economic Forum 2017 

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