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Die Klimapolitik der Türkei zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Über die innenpolitischen Funktionsweisen der Türkei weiß man schon einiges – nach vielen Jahren der Beobachtung und diversen Urlaubsreisen. Doch über die Klimapolitik der Türkei weiß man bisher fast nichts. Das ändert sich nun mit einem neuen Buch. Eine Einschätzung von Professor Udo E. Simonis

Mit zunehmendem Wirtschaftswachstum und den damit einhergehenden Treibhausemissionen geraten auch Entwicklungs- und Schwellenländer immer häufiger in die „Klimafalle“, damit aber auch in die Verantwortung für nachhaltigere, umweltfreundliche Wirtschafts- und Lebensweisen. Die Türkei ist ein weiteres Beispiel für diese Problematik. Doch während man relativ viel weiß über die jüngsten wirtschafts- und sozialpolitischen Entwicklungen in diesem Land, ist das allgemeine Wissen über die türkische Klimapolitik noch sehr begrenzt.

In türkischen wie auch in internationalen politikwissenschaftlichen Analysen ist das Thema bisher nur in Ansätzen behandelt worden, sodass der vorliegende Band als grundlegende Einführung in die türkische Klimapolitik verstanden werden kann. Wolfgang Gieler und Hakan Cetinyilmaz wollen damit einen Beitrag der Kenntniserweiterung liefern. Sie tun dies in einfacher aber didaktisch überzeugender Weise: Sie analysieren die nationalen Einflussfaktoren, die für das Entstehen und die Ausformung der Klimapolitik wichtig waren, und sie betrachten die internationalen Faktoren, die dabei eine Rolle spielten – insbesondere die UN-Klimarahmenkonvention und die im Laufe der EU-Beitrittsverhandlungen diskutierten Fragen der Anpassung an europäische Standards und Regulierungsmechanismen. Neben den technischen und naturwissenschaftlichen Einschätzungen dieser Entwicklungen legen sie sozial- und politikwissenschaftliche Analysen vor und entwickeln – darauf basierend – auch Perspektiven für die Zukunft.

Die Klimapolitik der Türkei befindet sich nach Auffassung der Autoren inzwischen in einer dritten Phase, die zu einer sektoralen Vertiefung der politischen Maßnahmen und zu markanten Projekten der Klimapolitik geführt habe. Deren Effektivität für die Zukunft stehe nun jedoch zur Prüfung an. Auf diese Weise wird die Neugier der Leser auf die weiteren Entwicklungen geweckt. Ein Erfolg ist sowohl für die Türkei selbst als auch angesichts der großen ökonomischen Dynamik des Landes für Europa und die Welt insgesamt wichtig.

Man möchte dem Buch daher viele aufmerksame Leserinnen und Leser wünschen, auch weil sich am Beispiel der Türkei zeigt, unter welchen Bedingungen die nationale Klimapolitik erfolgreich sein und die wirksame Einbindung in den internationalen Kontext gelingen kann.

Wolfgang Gieler & Hakan Cetinyilmaz Die Klimapolitik der Türkei zwischen Anspruch und Wirklichkeit
Studien zur Internationalen Umweltpolitik, Band 16, Münster, Berlin, Wien: LIT Verlag 2015

Quelle

Udo E. Simonis 2015 ist Professor Emeritus für Umweltpolitik am Wissenschaftszentrum Berlin (WZB) und Redakteur des Jahrbuch Ökologie

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