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Hat Europa eine Zukunft?

Sind die Politik der Europäischen Union, der Euro und das Zusammenspiel der europäischen Institutionen überhaupt noch zukunftsfähig?

Das ist die zentrale Frage, mit der sich Autor und Co-Autoren dieses Buches befassen. Die Hinwendung zu qualitativem Wachstum, das finanzierbar ist, statt des Festhaltens an dem quantitativen Wachstum von gestern, die Einführung von Qualitätsnormen, die auch dem Schutz des europäischen Marktes dienlich sind, sowie die konsequente, flächendeckende Umsetzung der Energiewende auf kommunaler Ebene und die europaweite Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft sind nur einige der von ihnen aufgezeigten Wege, die eingeschlagen werden könnten, um der europäischen Wirtschaft und dem europäischen Arbeitsmarkt neue positive Impulse zu verleihen.

Mit einem Vorwort von Franz Alt

Die Europäische Union steckt in der tiefsten Krise ihrer Geschichte. Eine Gesellschaft ohne Visionen hat keine Zukunft – weiß schon das Alte Testament. Welche Visionen hat Europa?

Wir verbrauchen an  einem  Tag heute so viel Kohle, Gas Öl und Uran wie die Natur in einer Million Tagen geschaffen hat. Deutschland, Frankreich, Italien, England, Spanien, Österreich, die Schweiz und Luxemburg müssen pro Jahr für circa 380 Milliarden Euro Energie importieren, sind abhängig von Ölscheichs und Gasbaronen und zerstören mit diesem Wahnsinn auch noch die Umwelt. Sind wir noch zu retten? Oder könnte sich Homo Sapiens auch etwas intelligenter benehmen? Die Frage ist schon lange nicht mehr, ob dieses Energiesystem und die auf ihr basierende Wirtschaft Zukunft hat, sondern nur noch  wie lange?

Allein die Sonne schickt uns 15.000mal mehr Energie als zurzeit alle sieben Milliarden Menschen verbrauchen: Hinzu kommen die Windkraft, die Bioenergie, die Wasserkraft, die Geothermie, die Wellen- und Meeresenergie der Ozeane. Es gibt von Natur aus gar kein Energieproblem.

Öko-Effizienz und Öko-Effektivität sind die Basis erfolgreichen Wirtschaftens in der Zukunft. Morgen erfolgreich sein, heißt: Nicht mehr gegen die Natur, sondern mit der Natur wirtschaften und rechnen. Denn heute

  • Ist die Übersäuerung der Meere höher als in den letzten 300 Millionen Jahren
  • Haben wir mehr CO2 in die Luft geblasen als in den letzten 800.000 Jahren
  • Emittieren wir täglich 150 Millionen Treibhausgase zusätzlich
  • Rotten täglich 150 Tier- und Pflanzenarten aus und
  • Vergrößern die Wüsten jeden Tag um 50.000 Hektar.

Die nächste industrielle Revolution ist eine ökologische oder es wird keine industrielle Revolution mehr geben. Produktivität ist, wenn möglichst alle Menschen zu den Gewinnern gehören. Voraussetzung für eine gute Zukunft muss werden, dass wir die Leitkultur grenzenlosen Wachstums auf der Basis der Ressourcenverschwendung rasch überwinden.

Nur diese Politik und Wirtschaft ist enkeltauglich, ökologisch vertretbar und ökonomisch sinnvoll. Wir brauchen im alten Europa endlich einen neuen Schwung für eine ökosoziale Marktwirtschaft, also für eine Gemeinwohl-Ökonomie. Das heißt: Wir werden lernen müssen, so zu leben, dass auch unsere Kinder und Enkel sowie die Menschen im noch armen Süden ein gutes Leben führen können. Dass dies möglich ist, beweisen die Autoren dieses Buches. Gandhis Erkenntnis muss zu unserer Leitkultur werden: Es reicht für Jedermanns Bedürfnisse, nicht aber für Jedermanns Habgier.

Fast alle Politiker fast aller Parteien Europas wollen die Probleme unserer Zeit mit immer mehr „Wachstum“ lösen. Doch Stefan Koch nennt in diesem Buch das quantitative Wachstum „Wachstum von gestern“ und „eine Chimäre“. Wie aber geht qualitatives Wachstum? Das Buch gibt erste Antworten. Die kleine föderative Schweiz sei ein Vorbild für das große zentralisierte Europa. Also keine Angst vor mehr Föderalismus. Small is beautiful. Eine Verschweizerung Europas ist eine spannende Vision, näher an den Bürgern unseres Kontinents.

Michael Braungaard zeigt an vielen positiven Beispielen wie eine intelligente Kreislaufwirtschaft gewinnbringend und nachhaltig organisiert werden kann. Unser Kontinent braucht dringend eine ökologische und soziale Transformation nach dem Motto: Ökosozial statt marktradikal. Wie kluge Unternehmer zukunftsfähig werden können, beweist Maxililian Gege, der seit 30 Jahren kleinen, mittleren und großen Unternehmen lehrt wie aus Quantität Qualität werden kann. Und Peter Heck macht deutlich, dass und wie die EU in wenigen Jahrzehnten den 100 %-Umstieg auf erneuerbare Energie schaffen kann. Sonne und Wind schicken keine Rechnung, es entfallen die Brennstoffkosten und damit die immensen Folgekosten des Klimawandels – welch eine Chance für die gesamte EU-Wirtschaft von morgen. Richtig ist: Die Energiewende kostet, aber keine Energiewende kostet die Zukunft.

Je rascher wir das Solarzeitalter erreichen, desto mehr ökologischer Wohlstand für alle. Wir können schon lange Häuser und Fabriken bauen, die mehr Energie erzeugen als sie verbrauchen – aber wir tun es noch kaum. Wir können Mobilität organisieren mit einem Fünftel oder einem Zehntel des heutigen Energieaufwands. Stattdessen verbrennen wir weiterhin unser Geld und zerstören unsere Lebensgrundlagen. Dieses Buch zeigt – auch bei der Elektromobilität – dass es nicht an Erkenntnissen fehlt, wohl aber am Willen zur Umsetzung. Deshalb die vielen positiven Bespiele zwischen diesen beiden Buchdeckeln – Geschichten von einem besseren Lebensstil und einer gelingenden Zukunft.

Michail Gorbatschow träumte vor 25 Jahren von „einem gemeinsamen Haus Europa“- er löste dafür den Warschauer Pakt auf. Aber auf diese mutige Politik hat der Westen bis heute noch keine entsprechende Antwort gefunden. Wo bleibt der westliche Gorbatschow?

Das große Friedensprojekt Europa braucht eine ökosoziale Erweiterung, damit es auch für andere attraktiv wird. Es gibt Vorreiter für ein neues Europa. Sie kommen aber nicht aus Brüssel, Paris oder Berlin. Sondern sie arbeiten in allen europäischen Bürgergesellschaften: Umweltgruppen, grüne Parteien, ökologisch und nachhaltig orientierte und talentierte Unternehmer und Unternehmerinnen, sozial inspirierte Ingenieure und ökologisch orientierte Architekten, Bürgerinitiativen, die eine menschliche Flüchtlingspolitik fordern sowie nachhaltig denkende Finanzfachleute. Und der Papst hat angekündigt, dass er erstmals und bald eine Öko-Enzyklika verfassen wird.

Wenn Europa Zukunft haben will, muss es anders werden. Nicht nur Deutschland ist erneuerbar, sondern auch Frankreich und die gesamte EU. Dieses anregende Buch möge Lust auf Zukunft provozieren.

Baden-Baden, September 2014 – Franz Alt     

  • Stéphane Koch „Hat Europa eine Zukunft“ | Online bestellen!
    Mit Beiträgen von Michael Braungart, Maximilian Gege, Peter Heck und Martin Oldeland
Quelle

Franz Alt 2014 | Morstadt Verlag 2014

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