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Fotolia.com | Julien Eichinger | Immer mehr Menschen haben innovative Ideen für einen umweltfreundlicheren Konsum.

© Fotolia.com | Julien Eichinger | Immer mehr Menschen haben innovative Ideen für einen umweltfreundlicheren Konsum.

Leihen, tauschen, teilen

Immer mehr Menschen suchen Alternativen zur Wegwerfgesellschaft und zum klassischen Konsum. Das macht Spaß, spart bares Geld und schont die Umwelt.

Der Trend zur Nachhaltigkeit, zum Teilen, Wiederverwenden, Reparieren und Tauschen hat inzwischen viele Lebensbereiche erreicht und reicht von der Kleiderbörse über die Mitfahrzentrale bis hin zur gemeinschaftlichen Reparaturwerkstatt im Kiez. Überall auf der Welt entwickeln Menschen, sei es aus ökonomischen, ökologischen oder sozialen Gründen, neue Ideen und eine neue Kultur des Konsumierens. Viele dieser Initiativen haben das Potenzial, Ressourcen zu schonen, die Umweltbelastung zu verringern und neue Impulse für die Gesellschaft zu setzen. Wir stellen die interessantesten Trends vor.

Carsharing ist besonders in Großstädten verbreitet, wo das gut ausgebaute ÖPNV-Netz ein eigenes Auto häufig überflüssig macht und das Fahrrad angesichts von Stau und Parkplatzproblemen eine gute, umweltfreundliche Alternative ist.

Viele kommerzielle Anbieter bieten inzwischen Autos zum Teilen an. Das Prinzip ist einfach: man registriert sich beim entsprechenden Anbieter und holt das Auto an speziellen Stationen oder Standorten ab. Neben diesem stationsgebundenen Carsharing hat sich – vor allem in großen Städten – das flexible Carsharing etabliert, bei dem man bequem mit dem Mobiltelefon prüft, an welcher nächsten Ecke ein freies Fahrzeug verfügbar ist. Abgerechnet wird nach Nutzungsdauer und/oder –intensität direkt über den Anbieter. Ein koordinierter Ausbau von flexiblem Carsharing und öffentlichem Nahverkehr könnte die klimaschädlichen CO2-Emissionen um mehr als sechs Millionen Tonnen pro Jahr senken. Das entspricht rund vier Prozent der verkehrsbedingten CO2-Emissionen in Deutschland. Hier gibt es einenÜberblick über in Deutschland aktive Anbieter.

Daneben vermieten mittlerweile auch private Autobesitzer ihr Fahrzeug weiter – immerhin stehen die meisten Autos die meiste Zeit ungenutzt herum. Vermittlung und Abwicklung erfolgen über Internetplattformen.

Fast schon klassisch ist dagegen die Fahrgemeinschaft, zum Beispiel unter Kollegen zum Arbeitsplatz. Aber auch Fremde finden über Online-Plattformen zueinander.

Natürlich kann man nicht nur Autos teilen, sondern auch Fahrräder. Besonders interessant ist das, wenn man eine fremde Stadt mit dem Rad erkunden möchte, das eigene Rad aber nicht dabei hat. Das ist umweltfreundlich und – im Vergleich zu einem Mietwagen – viel preisgünstiger. Hier gibt es einen Überblick über die Marktentwicklung und Anbieter.

Second Hand-Läden für gebrauchte Kleidung sind keine neue Idee. Mittlerweile gibt es aber viele Varianten dieser Idee, zum Beispiel private Kleidertauschpartys, auf denen überhaupt kein Geld fließt. Auch Online-Plattformen bieten mittlerweile die Möglichkeit, Kleidung zu tauschen, zu teilen oder zu verleihen, viele haben sich bereits fest etabliert.

Das Prinzip lässt sich natürlich auch auf andere Produkte übertragen, nicht nur Kleidung kann getauscht, geteilt oder verliehen werden, sondern auch Bücher, Spiele und alle möglichen anderen Dinge – bis hin zu selten benutzten Werkzeugen wie Schleif- und Bohrmaschinen, für die eine eigene Anschaffung kaum lohnt. Beispiel Bücher: In vielen Städten und Gemeinden gibt es inzwischen für jedermann zugängliche Bücherschränke – wer ein Buch hineinstellt, darf sich auch wieder eines herausnehmen. Nach dem gleichen Prinzip funktionieren auch die entsprechenden Online-Plattformen.

Gemeinschaftliches Wohnen – sei es in einer gemeinsamen Wohnung (als klassische Wohngemeinschaft) oder innerhalb eines Hauses oder Häuserkomplexes bietet ebenfalls die Chance, die Umwelt zu schonen und Kosten zu sparen. Außerdem ermöglichen gemeinschaftliche Wohnformen gegenseitige Hilfe und Unterstützung Auf diese Weise können zum Beispiel Senioren lange selbständig in ihrer gewohnten Umgebung leben, ohne auf sich allein gestellt zu sein. Durch die gemeinsame Nutzung werden weniger Geräte wie Kühltruhen, Waschmaschinen oder Trockner benötigt. Das verringert den Materialverbrauch, spart Energie und entlastet die Umwelt. Positiv ist auch, dass weniger Wohnfläche pro Person benötigt wird. Nach den Ergebnissen einer gerade veröffentlichten Studie, die im Auftrag des UBA durchgeführt wurde, ließen sich pro Jahr rund eine Million Tonnen Baumaterialien einsparen, wenn rund 1,6 Millionen Menschen zusätzlich in gemeinschaftlichen Wohnformen wohnen würden. Der geringere Wohflächenbedarf senkt auch die Heizkosten. Dies kommt nicht nur der Haushaltskasse zugute, sondern verringert auch die CO2-Emissionen.

Gerade in Großstädten, wo der Platz knapp ist, haben sich in den letzten Jahren zahlreiche gemeinschaftliche Gartenprojekte etabliert. Die Bandbreite dieser Projekte ist vielfältig und reicht vom kleinen Beet in einer vom Nachbarschaftsverein bewirtschafteten Brache bis hin zur Solidarischen Landwirtschaft, bei der monatlich ein fester Betrag gezahlt wird und frisches Obst und Gemüse quasi als Dividende ausgeschüttet wird. 
Neue Projekte entstehen ständig, hier gibt es einen ersten Überblick über gemeinschaftliche Gärten in Deutschland.  Hier finden Sie Höfe, die in solidarischer Landwirtschaft arbeiten.

Auch Nahrungsmittel können geteilt werden. Jeder Deutsche wirft zwei volle Einkaufwagen mit guten Lebensmitteln in den Müll – jedes Jahr. Das verschwendet Ackerland, Transportkapazität und erzeugt überflüssige CO2-Emissionen beim Anbau und Transport. Auch hier gibt es mittlerweile zahlreiche Initiativen, um der Verschwendung Einhalt zu gebieten. In vielen Städten gibt es sogenannte Tafeln, die übrig gebliebene Lebensmittel von Unternehmen und Privatpersonen einsammeln und an Bedürftige verteilen. Aber auch die private Weitergabe von Nahrungsmitteln (Stichwort Foodsharing) hat viele Mitstreiter gefunden, die dazu zum Beispiel die Gruppenfunktion in sozialen Netzwerken nutzen. Außerdem gibt es die Online-Plattform „Foodsharing“.

Nachhaltige Entwicklung heißt nicht nur, Dinge zu teilen oder weiterzuverwenden, sondern auch, sie generell lange zu benutzen und – wenn irgend möglich – zu reparieren, anstatt sie zu ersetzen. Und wer das alleine nicht kann, geht in ein Repair-Café. In gemeinschaftlichen Werkstätten gibt es Anleitung und Unterstützung von erfahrenen Laien oder Experten, den defekten Fernseher oder den kaputten Mixer wieder instand zu setzen. Hier gibt es eine Liste von Repair-Cafés. Ähnlich funktionieren auch andere „Do it yourself“-Projekte wie Nähcafés.

Links

Publikationen

Quelle

Umweltbundesamt 2015

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