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Meine Seele kriegt ihr nie

„… der Raub der Freiheit meiner Seele“ – die Gefangenschaft und Zwangskonversion des Carl Campeau

Der brisanteste Gerichtsprozess des Jahres

Carl Campeau ist seit Jahren für die UN in den gefährlichsten Ländern der Welt im Einsatz. Bis er in Syrien von Terroristen der al-Nusra-Front entführt wird und einen unvorstellbaren Horror erlebt. Er wird verschleppt, eingesperrt und psychisch gefoltert. Campeau kämpft täglich gegen die Verzweiflung und seine Frau, eine Syrerin, versucht über Telefon und Skype das Leben ihres Mannes zu retten.

Irgendwann kann Campeau fliehen und für ihn beginnt der lange Weg zurück ins Leben. Dieser Weg kreuzt sich auf spektakuläre Weise erneut mit einem seiner Geiselnehmer: Dieser wird als anerkannter Flüchtling in Deutschland festgenommen. Es kommt zu einem aufsehenerregenden Prozess, der durch die internationalen Medien geht.

Für Campeau ist dieser Prozess ein weiterer Kampf, den er durchstehen muss. Neben dem Trauma der Entführung ist es besonders die Zwangskonversion zum Islam, die ihn zutiefst geprägt hat. Inzwischen wieder Christ, setzt er sich damit auseinander, beschreibt, wie er die Konversion als psychische Belagerung erlebt hat und wie er mit dem Islam, aber auch dem Christentum nach seiner Befreiung umzugehen versucht.

Ein herausragendes Buch, das mit der Konversion ganz andere Themen in den Fokus setzt als vergleichbare Bücher. Und das die Geschichte eines Mannes erzählt, der nicht nur um sein Leben und seinen Glauben, sondern auch um Gerechtigkeit kämpft.

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2013 wurde der UN-Mitarbeiter Carl Campeau von islamistischen Terroristen verschleppt. Über die Erlebnisse während seiner Geiselnahme und über den Prozess eines seiner Kidnapper erzählt er in seinem aufsehenerregenden Buch Meine Seele kriegt ihr nie, das jetzt zur Buchmesse erschienen ist. Einen ersten Einblick gibt er in unserem Interview:
 
Herr Campeau, Sie wurden 2013 in Syrien entführt und waren für acht Monate Geisel der Nusra-Front. Was war das Schlimmste?
Carl Campeau: Natürlich war die Todesangst überwältigend. Was mich auch gequält hat, war der Gedanke, dass ich meine Kinder niemals wiedersehen würde, meine Frau, geliebte Menschen, meine Freunde. Manchmal schien dann der Tod nicht das Schlimmste zu sein. Ich hätte ihn vielleicht sogar vorgezogen.
 
Wie hat man versucht, Sie zum Konvertieren zu zwingen, und wie hat Sie das verändert?
Sie haben gleich zu Beginn meiner Gefangenschaft begonnen, mich unter Druck zu setzen, und versucht, mich zu bekehren. Nach meiner Konvertierung haben sie zu mir gesagt: „Jetzt bist du ein Bruder, wir können dich nicht mehr töten.“ Es war, als hätte man meine Seele vergewaltigt. Für mich ist jetzt noch mehr klar und unbezweifelbar: Jeder muss eine echte Wahl haben zu entscheiden, woran er glauben möchte.

Wie konnten Sie entkommen?
Die Chance zu entfliehen kam am 16. Oktober 2013, dem zweiten Tag des islamischen Opferfestes. Nach dem Morgengebet zusammen mit den Entführern kehrte ich alleine in den Raum zurück, in dem ich eingesperrt war. Normalerweise wäre mir jemand gefolgt, um die Tür abzuschließen. An diesem Morgen jedoch vergaßen sie es. Zwei Stunden später, als alle draußen waren beim täglichen Training, nutzte ich die Gelegenheit und floh.

Einer ihrer Wächter wurde später in Deutschland gefasst, er ist anerkannter Asylsuchender. Wie haben Sie den Prozess erlebt?
Das Gerichtsverfahren war für mich eine echte Herausforderung, sowohl als Zeuge als auch als Opfer. Neun lange Tage habe ich vor Gericht ausgesagt und mich dabei gefühlt, als ob ich es wäre, der auf der Anklagebank sitzt. Ich glaube, dass mein Entführer an einem schweren Verbrechen beteiligt war, einem Kriegsverbrechen, und dafür sollte er angemessen bestraft werden – nicht mehr und nicht weniger. Ich hoffe für ihn, dass er allen radikalen Überzeugungen abgeschworen hat, die er hatte, bevor er als Asylsuchender nach Deutschland gekommen ist, und dass er sich nach seiner Haft an die Gesetze des Landes halten wird, in dem er leben kann.

Nachbemerkung: Am 20. September wurde der Angeklagte vom OLG Stuttgart zu einer 3 ½-jährigen Haftstrafe verurteilt. Ein Fall, der Justizgeschichte schrieb, denn erstmals stand ein Flüchtling wegen eines Kriegsverbrechens vor Gericht, und erstmals wurde in Deutschland seit Erlass des Völkerstrafgesetzbuchs im Jahr 2002 ein Kriegsverbrechen gegen humanitäre Operationen abgeurteilt.  Mehr zum Buch

Carl Campeau (53) stammt aus Kanada, er ist studierter Jurist und Philosoph. Er arbeitet seit fast zwanzig Jahren für die UN. Er war in Bosnien, Albanien, dem Kosovo, Liberia und Syrien im Einsatz. Ab 1997 an war er als Wahlbeobachter, Menschenrechtsbeauftragter und Berater in Kriegs- und Krisengebieten tätig. 
Carl Campeau ist seit Jahren für die UN in den gefährlichsten Ländern der Welt im Einsatz. Bis er in Syrien von Terroristen der al-Nusra-Front entführt wird und einen unvorstellbaren Horror erlebt. Er wird verschleppt, eingesperrt und psychisch gefoltert. Campeau kämpft täglich gegen die Verzweiflung und seine Frau, eine Syrerin, versucht über Telefon und Skype das Leben ihres Mannes zu retten. Irgendwann kann Campeau fliehen und für ihn beginnt der lange Weg zurück ins Leben.

Dieser Weg kreuzt sich auf spektakuläre Weise erneut mit einem seiner Geiselnehmer: Dieser wird als anerkannter Flüchtling in Deutschland festgenommen. Es kommt zu einem aufsehenerregenden Prozess, der durch die internationalen Medien geht. Für Campeau ist dieser Prozess ein weiterer Kampf, den er durchstehen muss. Neben dem Trauma der Entführung ist es besonders die Zwangskonversion zum Islam, die ihn zutiefst geprägt hat. Inzwischen wieder Christ, setzt er sich damit auseinander, beschreibt, wie er die Konversion als psychische Belagerung erlebt hat und wie er mit dem Islam, aber auch dem Christentum nach seiner Befreiung umzugehen versucht.

Ein herausragendes Buch, das mit der Konversion ganz andere Themen in den Fokus setzt als vergleichbare Bücher. Und das die Geschichte eines Mannes erzählt, der nicht nur um sein Leben und seinen Glauben, sondern auch um Gerechtigkeit kämpft.

 

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Quelle

Verlag Herder 2017

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