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China will den Import von Plastikabfall verbieten

Die westlichen Länder haben sich auf China zum billigen und gewinnträchtigen Recyceln von Plastik verlassen.

Die Herstellung von Plastik hat sich vom Westen nach Asien verschoben. Damit ging einher, dass sich auch das Recycling von Plastik, sofern es überhaupt stattfindet (Milliarden Tonnen an biologisch nicht abbaubaren Plastikmüll haben sich in der Umwelt angesammelt), nach Asien verschoben hat. Nur ein Bruchteil des neu hergestellten Plastiks wird überhaupt recycelt, nach Schätzungen sind es gerade einmal 5 Prozent. China ist der weltgrößte Produzent von Plastik und der weltgrößte Importeur von Plastikabfall, aber auch von anderem Abfall. Mehr als 50 Prozent gehen nach China.

Hauptexporteur ist die EU, wo über 80 Prozent in China landen. China hat den westlichen Plastikabfall benötigt, weil das im Land hergestellte oft von schlechter Qualität ist und sich nicht zum Recyceln eignet, aber eine große Nachfrage nach Plastik besteht. 2016 kamen mehr als 7 Millionen Plastikabfälle nach China, 1,6 Millionen Tonnen aus Europa.

Aber das soll sich ändern. Im Juli erklärte China gegenüber der Welthandelsorganisation WTO, dass man den Import von 24 Abfallarten aus dem Ausland bis Ende des Jahres unterbinden will. Nach dem Umweltministerium sollen mit der Abwehr von yang laji (ausländischem Müll) die Umwelt und die Gesundheit der Menschen besser geschützt werden. Es ist zwar oft billiger, Rohstoffe wie Kupfer oder Eisen, Papier oder Plastik zu recyceln, als sie herzustellen.

In den letzten 10 Jahren wuchsen die chinesischen Importe von Abfall um das Zehnfache. Aber mit dem oft unsortierten Müll kommen auch giftige Bestandteile, die dann wie bei elektronischem Schrott die Umwelt belasten, zumal oft kleine Betriebe das Recyceln betreiben. Schon 2013 wurde von der Regierung die „Operation Grüner Zaun“ gestartet, um die Einfuhr von Müll besser zu kontrollieren und gefährliche Materialien nicht ins Land zu lassen. Damit wurden Recyclingfirmen im Ausland gezwungen, ihren Müll besser zu sortieren und zu kontrollieren.

Mit dem „Nationalen Schwert 2017“ wird die Einfuhr von bestimmten Abfällen generell verboten. Das wird bedeuten, dass mehr toxischer Abfall in den westlichen Ländern auf den Müllplätzen landet und dann die Umwelt dort belastet, wo die Waren gekauft und benutzt wurden. Verboten werden neben Metall- und Elektronikschrott die meisten Plastiksorten wie PET, PVC, Polyethylen oder Polystyrol, aber auch Mischpapier und Kunststoffschlacke.

Das gefällt manchen Exporteuren nicht, wie dem Institute of Scrap Recycling Industries, einem Verband amerikanischer Recycling-Unternehmen, die allerdings nicht recyceln, sondern nur Abfall sammeln und exportieren. Man befürchtet jetzt hohe Einnahmeeinbußen, schließlich wurde 2016 nach China Abfall im Wert von 5,6 Milliarden US-Dollar exportiert, darunter 1,42 Millionen Tonnen Plastik.

Das Verbot könne Zehntausende von Arbeitsplätzen und viele Unternehmen gefährden, weil der Abfall nicht mehr ins Ausland entsorgt werden kann, sondern nun im Inland verbleibt. Immerhin sind Abfälle und Recyclingmaterialien das sechstgrößte Export“gut“, das die USA an China verkaufen. In den USA gibt es kaum Möglichkeiten, den Abfall zu recyceln, weswegen das chinesische Verbot die Preise für Recyclingabfall in den Keller treibe, meint ein anderer Verband. Es sei oft billiger, Abfall nach China zu transportieren als ihn auch nur über eine kurze Strecke in den USA.

Was wird also mit dem Plastikabfall in Europa und den USA geschehen, wenn China kein Müllplatz mehr sein will? Es wird, wenn die Preise fallen, verfeuert werden oder auf dem Müllplatz landen oder weiter in die Umwelt und die Meere (Müllhalde Ozean) gelangen. Oder man wird andere Länder wie Indien, Vietnam und andere asiatische Länder als Müllplätze finden, die bislang aber nur einen Bruchteil dessen aufgenommen haben, was China geschluckt hat. Das chinesische Verbot könnte aber auch dazu genutzt werden, endlich die Verwendung von Plastik drastisch einzuschränken.

Ob das Verbot in China große Auswirkungen hat, kann bezweifelt werden. Es werden große Mengen an Plastik im Land hergestellt und nicht recycelt. 80 Prozent der mit Plastikmulch bedeckten landwirtschaftlich genutzten Fläche befinden sich in China.  

Quelle

Telepolis 2017 | Florian Rötzer 2017

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