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Deutsche Umwelthilfe | Maximilian Ursch | Unsichtbar und gefährlich: Die Belastung unserer Atemluft durch das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid! Wir gehen davon aus, dass hunderttausende Menschen direkt vor ihrer eigenen Haustür dem krankmachenden Stickstoffdioxid ausgesetzt sind. Machen Sie jetzt mit und decken Sie auf, wo Wohnen ungesund ist!

© Deutsche Umwelthilfe | Maximilian Ursch | Unsichtbar und gefährlich: Die Belastung unserer Atemluft durch das Dieselabgasgift Stickstoffdioxid! Wir gehen davon aus, dass hunderttausende Menschen direkt vor ihrer eigenen Haustür dem krankmachenden Stickstoffdioxid ausgesetzt sind. Machen Sie jetzt mit und decken Sie auf, wo Wohnen ungesund ist!

„Decke auf, wo Atmen krank macht“

Deutsche Umwelthilfe startet bundesweite Mitmach-Aktion für „Saubere Luft“

Unter Dieselabgasen leidende Bürger sollen unter www.duh.de/abgasalarm bisher unbeachtete Hot-Spots der Luftverschmutzung melden – DUH wird im Februar zeitgleich an 500 Orten bzw. Stadtteilen die Belastung der Atemluft mit dem Dieselabgasgift Stickstoffdioxid (NO2) messen – Amtliches Messnetz mit 247 verkehrsnahen Messstationen reicht nicht aus, um das Ausmaß der NO2-Belastung in Deutschland ausreichend zu erfassen.

DUH wird an doppelt so vielen verkehrsnahen Punkten wie das Umweltbundesamt die NO2-Werte ermitteln und aufzeigen, dass in weit mehr als den bisher bekannten 90 Städten gesundheitsschädliche Konzentrationen des Abgasgifts die Luft verpesten – Umweltverband geht von mehreren hundert Städten und Gemeinden aus, in denen Diesel-Fahrverbote bzw. technische Nachrüstungen nötig sind, um die Schadstoff-Grenzwerte einzuhalten

Das offizielle Messnetz für Stickstoffdioxid (NO2) ist mit bundesweit 247 verkehrsnahen Messstationen aus Sicht der Deutschen Umwelthilfe (DUH) zu grobmaschig, um das Ausmaß der NO2-Belastung in Deutschland ausreichend abzubilden. Die meisten der knapp über 11.000 Städte und Gemeinden in Deutschland wähnen sich somit als nicht vom Abgasproblem betroffen. Tatsächlich werden an stark befahrenen Straßen auch in mittelgroßen oder kleinen Gemeinden ähnlich hohe NO2-Konzentrationen gemessen, wie an Hauptverkehrsstraßen von Großstädten.

Um unter schmutzigen Dieselabgasen leidenden Menschen an ihrem Wohnort, Arbeitsplatz, der Schule oder dem Kindergarten zu helfen, startet die DUH heute unter dem Motto „Decke auf, wo Atmen krank macht“ die bisher umfangreichste Messaktion für den Luftschadstoff NO2. Über die Internetadresse www.duh.de/abgasalarm können Bürger Straßenabschnitte in ihrer Gemeinde mit einer besonders hohen Luftverschmutzung melden. Unter den eingehenden Vorschlägen wählt die DUH in einem ersten Schritt 500 Orte und freiwillige Helfer für die im Februar simultan durchgeführten Messungen der Luftqualität aus. Die Ergebnisse werden Mitte März 2018 erwartet.

„Am Dieselabgasgift NO2 sterben in Deutschland vier Mal so viele Menschen wie durch Verkehrsunfälle. Wir möchten mit unserer Mitmach-Aktion den Bürgern eine Stimme geben, die abseits des viel zu lückenhaften amtlichen Messnetzes an den Abgasen der Dieselfahrzeuge leiden und daher bisher keine Aussicht auf Verbesserung ihrer Lebenssituation haben“, sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH. „Die Gefahr liegt in der Luft – und zwar nicht nur in den 90 Städten mit amtlich bestätigten Grenzwertüberschreitungen. Wir gehen davon aus, dass wir durch unsere Messungen an 500 bisher nicht im Messnetz enthaltenen Orten mehrere hundert weitere Hot-Spots der Luftverschmutzung identifizieren können“, so Resch weiter.

Regionale und örtliche Messungen von Rundfunkanstalten wie dem SWR in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz und dem RBB in Berlin sowie des Vereins Green City in München haben bereits einige Dutzend bisher unbekannte NO2-Problemorte ermittelt. Es zeigte sich, dass auch in kleineren Gemeinden oder Randzonen von Großstädten vielerorts die Grenzwerte für das Dieselabgas NO2 teils erheblich überschritten werden.

Für die vom 1. Februar bis zum 1. März 2018 geplanten Messungen setzt die DUH auf eine bewährte und amtlich zugelassene Technik. Mittels Passivsammlern wird die DUH in 500 Gemeinden bzw. Stadtteilen in Deutschland die NO2-Belastung in der Atemluft ermitteln. Dabei wird die DUH auch viele Orte untersuchen, in denen bisher nur die sogenannte „Hintergrundbelastung“ erfasst wurde. „Es ist ein bis heute andauerndes Ärgernis, dass in zahlreichen deutschen Gemeinden bei der Luftverschmutzung aus Dieselmotoren absichtlich weggeschaut wird, indem die amtlichen Messstellen fernab in Parkanlagen oder auf der grünen Wiese platziert wurden, von wo sie dauerhaft niedrige Werte melden“, sagt Resch. Von den 535 amtlichen Messstationen des Umweltbundesamtes sind nur 247 „scharf gestellt“, das heißt an verkehrsnahen Orten aufgestellt. „288 amtliche Messstationen messen praktisch nur das Hintergrundrauschen. Durch das lückenhafte Messnetz leiden viele hunderttausend Menschen in Deutschland unerkannt an zu hohen Dieselabgaswerten. Sie werden damit im Unklaren gelassen über die Gefahren in der Atemluft ihrer Lebensumgebung“, kritisiert Resch.

Laut eines im Herbst 2017 von der EU-Kommission veröffentlichten Berichts der Europäischen Um-weltagentur ist NO2 für jährlich 12.860 vorzeitige Todesfälle in Deutschland verantwortlich. Dabei ist der EU-Grenzwert für Stickstoffdioxid zum Schutz der menschlichen Gesundheit bereits seit 2010 einzuhalten. Die DUH klagt derzeit 19 Städten für saubere Luft und hat alle bisher entscheidenden Verfahren gewonnen. Doch auf Druck der Autokonzerne weigert sich die Bundesregierung bisher, ebenso wie auch alle von der DUH beklagten Landesregierungen, die in Gerichtsentscheidungen benannten notwendigen Maßnahmen zur Wiederherstellung einer „Sauberen Luft“ für unsere Städte zu ergreifen und die Bürger wirksam vor den giftigen Dieselabgasen zu schützen.

„Anfang Februar plant Bundeskanzlerin Angela Merkel den nunmehr vierten Diesel-Gipfel in fünf Monaten. Nicht einmal die Finanzierung der den Gemeinden versprochenen eine Milliarde Euro Sofortmittel für die Beseitigung der Luftverschmutzung ist geklärt. Und auf eine behördlich angeordnete technische Nachrüstung als einzig wirksame Maßnahme, den neun Millionen von Diesel-Fahrverboten bedrohten Besitzern von Euro 5+6 Diesel-Pkw zu helfen, verzichtet die Bundesregierung auf Druck von BMW, Daimler und Volkswagen. Mit Micky-Maus-Software-Updates und Bewilligungsbescheiden nur für neue Maßnahmenpläne wird die Luft nicht sauber.“

Die DUH fordert flächendeckende Messungen, auch an Kitas, Schulen und anderen Orten, die täglich passiert werden und an denen Menschen leben.

Da moderne Euro 5+6 Diesel-Pkw mit ihren Stickoxid-Emissionen erheblich zur Vergiftung der Atemluft beitragen, müssen diese technisch nachgerüstet oder mittels Fahrverboten von der Einfahrt in belastete Gebiete ausgesperrt werden. 

Da sich Deutschland bislang unter anderem weigert, Diesel-Fahrverbote zu erlassen, hat die EU-Kommission bereits 2015 ein Vertragsverletzungsverfahren eingeleitet. Am 25. Januar 2018 entscheidet sie über die Klageerhebung vor dem Europäischen Gerichtshof gegen die Bundesrepublik Deutschland. Am 22. Februar 2018 verhandelt das Bundesverwaltungsgericht Leipzig über die Zulässigkeit von Diesel-Fahrverboten.

Hintergrund:
Die Messungen mit Passivsammlern sind ein international anerkanntes Messverfahren, das auch von den zuständigen Landesämtern ergänzend angewandt wird. Die DUH arbeitet für ihre Messaktion mit dem akkreditierten schweizerischen Analyselabor Passam AG zusammen. Das Labor wird auch die Auswertung vornehmen.

Passivsammler sind kleine Röhrchen, in denen sich eine chemische Substanz befindet, die die Messkomponente – in Fall der DUH-Messung Stickstoffdioxid (NO2) – bindet. Sobald das Röhrchen geöffnet wird, wird der Messprozess in Gang gesetzt. Der Wert der NO2-Konzentration in der Luft wird durch eine chemische Analyse nach Ablauf des Messzeitraumes ermittelt.

Pro Messort wird mit zwei Passivsammlern gemessen, um Fehlmessungen auszuschließen. Der Messzeitraum von vier Wochen entspricht den Standards und ermöglicht ein valides Ergebnis ohne nennenswerten Einfluss saisonaler Schwankungen.

Ablauf:
Über ein Anmeldeformular unter www.duh.de/abgasalarm kann der DUH mitgeteilt werden, an welchen Orten gemessen werden sollte. Der Schwerpunkt wird auf Orten oder Stadtteilen mit hohem Verkehrsaufkommen liegen. Gerade in stark befahrenen Straßenschluchten mit wenig Luftaustausch, an Straßenkreuzungen oder -einmündungen ist die Stickstoffdioxidbelastung oft besonders hoch. Einsendeschluss für die vorgeschlagenen Messorte ist der 21. Januar 2018.

Quelle

Deutsche Umwelthilfe 2018

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