16.04.2018
Fukushima: Den Worten müssen Taten folgen
"Es
ist daher nicht akzeptabel, der Bevölkerung Strahlendosen von bis zu 20
Millisievert im Jahr zuzumuten, womit sonst nur Nukleararbeiter
belastet werden.“ Nach der Atomkatastrophe in Fukushima mussten rund
200.000 Menschen ihre Heimat verlassen. Die japanische Regierung möchte
ihre Rückkehr in die verstrahlten Gebiete forcieren. Zu diesem Zweck
hatte sich Japan in den letzten Jahren von dem international üblichen
Grenzwert von 1 mSv zusätzliche Strahlenbelastung pro Jahr entfernt und
die Rückkehr in Zonen erlaubt, die deutlich höhere Strahlendosen
aufwiesen.
Insbesondere die Drohung, im März 2019 die
finanziellen Unterstützungen für Evakuierte zu beenden, wurden als
Druckmittel interpretiert, um Menschen zur Rückkehr zu bewegen.
Menschen, die nicht offiziell evakuiert wurden, sondern die verstrahlten
Gebiete 2011 freiwillig verlassen hatten, wurde bereits 2017
finanzielle Unterstützungen gestrichen. Die japanische Regierung hat
wiederholt darauf hingewiesen, dass die Japaner das Trauma der
Atomkatastrophe hinter sich lassen sollten und positiv in die Zukunft
blicken sollten.
Nach großem internationalen Druck hatte die
japanische Regierung nun am 16. März 2018 bekannt gegeben, dass sie die
Empfehlungen des UN-Menschenrechtsrat umsetzen würde, der von Japan eine
Stärkung der Rechte von Evakuierten in Fukushima gefordert hatte. Nun
fordern Menschenrechtsanwälte, dass die japanische Regierung auf ihre
Worte Taten folgen lassen sollte. Konkret ging es um vier Empfehlungen
der Delegationen Deutschlands, Österreichs, Portugals und Mexikos:
- Deutschland hatte darauf hingewiesen, dass die japanische Regierung die Menschenrechte der Bewohner Fukushimas, insbesondere von Schwangeren und Kinder, respektieren sollte, unter anderem indem es zum international üblichen Grenzwert von 1 mSv pro Jahr an zusätzlicher Strahlenexposition zurückkehrt und Evakuierten nicht höhere Strahlendosen zumutet.
- Österreich rief die Behörden in Japan auf, freiwillig Evakuierten weiterhin finanzielle Hilfe zukommen zu lassen.
- Portugal wies darauf hin, dass Frauen und Männer gleichermaßen an Entscheidungsprozessen zur Umsiedlung beteiligt sein sollten.
- Mexiko forderte garantierte Gesundheitsdienstleistungen für die Evakuierten ein.
Basierend auf den offiziellen Angaben zur Freisetzung von Radioaktivität durch den mehrfachen Super-GAU in Fukushima muss in Japan mit rund 4.000 bis 16.000 zusätzlichen Krebserkrankungen gerechnet werden, von denen 2.000 bis 9.000 tödlich verlaufen würden. „Schon heute sehen wir einen signifikanten Anstieg von Schilddrüsenkrebsfällen, die nicht mit einem so genannten Screening-Effekt erklärt werden können“, so Rosen. „Allein in der Präfektur Fukushima mussten bereits 160 Kinder wegen rasanten Tumorwachstums, einer ausgeprägten Metastasierung oder einer Gefährdung vitaler Organe operiert werden, einige sogar mehrfach, da der aggressive Krebs nach der Operation zurück kam.“
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