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pixabay.com | Myriams-Fotos | Viel zu viel Gülle: Das ist nicht nur die Schuld der Bauern, sondern auch von Agrarverbänden, Politik, Handel, Industrie und Lebensmittelkäufern.

© pixabay.com | Myriams-Fotos | Viel zu viel Gülle: Das ist nicht nur die Schuld der Bauern, sondern auch von Agrarverbänden, Politik, Handel, Industrie und Lebensmittelkäufern.

Gülle stoppen, Wasser schützen

Deutschland hat ein schweres Gülleproblem. Jetzt schlägt die Wasserwirtschaft Alarm und verlangt, die Milliarden-Subventionen für die großindustrielle Agrarwirtschaft zu stoppen. Am 20. Januar wird außerdem in Berlin für eine andere Landwirtschaftspolitik demonstriert.

Gülle-Notstand in Norddeutschland: In vielen Agrarbetrieben der nördlichsten Bundesländer sind die Fäkalientanks am Überlaufen. Eilig wurden Notfallgenehmigungen erteilt und provisorische Jauchegruben ausgehoben, um das Grundwasser vor dem Schlimmsten zu bewahren. Sichtbar wurde damit die Spitze eines Problems, das zum Himmel stinkt.

Während man die Klimafolgen der „modernen“ Landwirtschaft mit ihrem steigenden Treibhausgasausstoß nicht direkt sehen kann, ist – neben dem Rückgang der Artenvielfalt – vor allem das Gülleproblem unmittelbar zu spüren. Eigentlich ist Gülle ein natürlicher Dünger, aber der Boom der Massentierhaltung sorgt für immer größere Mengen an tierischen Exkrementen.

Ein völlig unnötiger Boom, denn im Inland geht der Verbrauch tierischer Produkte zurück. Die deutsche Massentierhaltung kann nur durch Exporte wachsen, die oft genug als Dumping wirken. Auch Arbeitsplätze entstehen im Endeffekt nicht.

Weil Deutschland besonders laxe Düngegesetze hat, wird sogar noch Gülle aus Nachbarländern „importiert“. Hinzu kommen die Gärrückstände aus den vielen „Biogas“-Anlagen. Gleichzeitig sind aber die verfügbaren Flächen begrenzt. Die Folge: Die Pflanzen können die großen Nährstoffmengen nicht mehr aufnehmen. Böden, Gewässer und selbst die Wälder werden geschädigt.

Ungewöhnliches Bündnis

Und nun ist auch das Trinkwasser dran. Die Nitratwerte im Grundwasser übersteigen heute an jeder dritten Messstelle die erlaubten Grenzen. Das gilt bundesweit, denn auch Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen oder Bayern sind betroffen. Im vergangenen Jahr hat deswegen sogar die EU-Kommission Klage beim Europäischen Gerichtshof gegen Deutschland eingereicht.

Inzwischen müssen die Wasserwerke Nitrat-Wasser mit sauberem Wasser mischen oder das Nitrat für viel Geld wieder herausholen. Das wird die Wasserpreise bald ansteigen lassen, warnt der Branchenverband BDEW und hat eine Kampagne für die „Kehrtwende in der Landwirtschaftspolitik“ gestartet – gemeinsam mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und mehreren Umweltverbänden.

Das ungewöhnliche Bündnis fordert einen Dünge-Stopp in belasteten Gebieten, eine Bilanzpflicht für die Agrarbetriebe, Schranken für den Gülle-Tourismus – und eine andere Agrarpolitik: „Die Milliarden-Subventionen für die großindustrielle Agrarwirtschaft müssen sofort zugunsten einer gewässer- und umweltverträglichen Bewirtschaftung der Flächen umgeschichtet werden.“ Das nützt, wie die Umweltverbände betonen, auch dem Klima. Jeder und jede kann dafür jetzt online unterschreiben.

 

In die gleiche Richtung und noch etwas weiter geht die Großdemonstration „Wir haben es satt“ am 20. Januar anlässlich der Agrarschau „Grüne Woche“ in Berlin. „Vier weitere verschenkte Jahre in der Agrarpolitik können wir uns nicht leisten“, macht ein breites Bündnis aus Umwelt-, Bio- und Entwicklungsverbänden den Ernst der Lage klar. Ab 11 Uhr geht es „mit Kochtöpfen und Ohrstöpseln“ vom Berliner Hauptbahnhof durchs Regierungsviertel zum Brandenburger Tor.

wir-haben-es-satt.dewir-haben-es-satt.de
Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ 2018 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden!   

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