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pixabay.com | claude05alleva

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Herbst im Sommer?

Trockenheit führt zu frühem Laubfall / Mastjahr schwächt Bäume zusätzlich.

Die Temperaturen sind sommerlich, kalendarischer Herbstanfang ist erst am 22. September – aber unter vielen Bäumen liegt schon buntes Laub. „Insbesondere Buchen werfen ihre Blätter dieses Jahr früh ab“, berichtet Johannes Enssle, Waldreferent beim NABU Baden-Württemberg. Enssle führt das in erster Linie auf die Witterung zurück: „Auf den relativ kühlen und nassen Frühsommer folgte eine trockene und heiße Phase. Inzwischen sind die Böden vielerorts ausgetrocknet.“ Droht Wassermangel, lassen die Bäume ihre Blätter fallen, um die Versorgung des restlichen Baumes mit Wasser sicherzustellen. Im Grundsatz sei das kein Grund zur Besorgnis.

Dass gerade Buchen vom frühen Laubfall betroffen sind, könnte damit zusammenhängen, dass 2016 wieder ein so genanntes Mastjahr ist. „In solchen Jahren produzieren die Bäume besonders viele Samen. Damit gehen ein geringeres Wachstum des Stammes und eine lichtere Belaubung einher. Durch die Anstrengung, viele Früchte zu bilden, ist der Baum insgesamt geschwächt. Bei Trockenstress wirft er dann schneller sein Laub ab, um Kräfte zu sparen“, erläutert Enssle.

Die Abstände zwischen den Buchen-Mastjahren scheinen sich zu verkürzen, 2016 ist bereits das vierte in nur sieben Jahren. Fachleute vermuten einen Zusammenhang mit dem Klimawandel, durch den milde Frühjahre und Hitze- und Trockenperioden im Sommer häufiger werden – notwendige Voraussetzungen für das Phänomen Mastjahr.

„Und hier besteht durchaus Grund zur Sorge“, sagt Enssle. Denn die Verkürzung des Mastjahrzyklus hat zur Folge, dass die Bäume auf lange Sicht geschwächt sind, weil sie ihre Energiereserven aufbrauchen. „Auf Extremereignisse wie Trocken- und Hitzeperioden, wie wir sie zum Beispiel im Rekordsommer 2003 erlebt haben, sind die Bäume dann schlechter vorbereitet. Umso wichtiger ist es, die Widerstandsfähigkeit der Wälder weiter zu stärken: zum einen durch den Aufbau vorratsreicher, naturnaher Mischwälder und zum anderen durch konsequenten Klimaschutz und eine Reduktion der Stickstoffemissionen“, betont der NABU-Waldexperte.

„Denn die viel zu hohen Stickstoffemissionen aus Verkehr, Industrie und vor allem durch zu viel Düngemittel in der Landwirtschaft sind eine tickende Zeitbombe für unsere Waldökosysteme. Ähnlich wie zu viel Zucker bei uns Menschen führt zu viel Stickstoff in der Natur zu einer Fehlernährung, die die Anfälligkeit für Krankheiten erhöht.“

Quelle

NABU
Baden-Württemberg 2016

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