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Österreich: C02 Emissionen um das Fünffache zu hoch

Klimaschutzabgabe jetzt beschließen.

Vor kurzem fand in Paris die Weltklimakonferenz statt. Dort beschlossen erstmals praktisch alle Länder der Welt gemeinsam den Kampf gegen den Klimawandel aufzunehmen mit dem Ziel den Temperaturanstieg auf deutlich unter 2°C zu beschränken. Die Wetterkapriolen weltweit unterstreichen ebenso die Wichtigkeit dieser Zielsetzung wie simple physikalische Fakten. Messdaten zeigen, dass im letzten Jahr der Kohlendioxidgehalt (CO2 Gehalt) der Atmosphäre den Wert von 400pm überschritten hat. Seit Auftreten des homo sapiens vor etwa 250 000 Jahren hat es noch nie einen so hohen CO2 Wert gegeben; er schwankte vor Beginn der Industrialisierung zwischen 180 und 280 ppm. Was hat das zu bedeuten?

CO2 Moleküle lassen die Sonnenstrahlen auf die Erde durch und behindern die Rückstrahlung der Wärme in das Weltall. Vereinfacht gesagt, je höher der CO2 Gehalt, desto stärker ändert sich das Klima Richtung Erwärmung. Die Hauptursache dieses hohen CO2 Gehaltes ist die Verbrennung riesiger Mengen fossiler Energien. Diese Energieträger bestehen zum überwiegenden Teil aus Kohlenstoff, der durch ihre Nutzung aus der Erdkruste geholt und dann durch die Verbrennung als CO2 in der Atmosphäre deponiert wird – 34 Milliarden Tonnen CO2 wurden auf diese Weise im letzten Jahr in die Luft geblasen: durch Häuser, die mit Öl oder Gas beheizt werden, durch Kraftwerke, die Kohle oder Gas verfeuern, durch Autos und Flugzeuge, die mit Diesel, Benzin oder Kerosin fahren oder fliegen. Wer ein Haus mit 3000 l Öl im Jahr heizt, emittiert 8 Tonnen klimarelevantes CO2, bei der gleichen Energiemenge von Gas sind es 5,7 Tonnen, bei der gleichen Energiemenge in Form von Holz, Hackgut, Pellets sind es Null kg, da der Kohlenstoff im Holz von den Pflanzen aus der Luft absorbiert wird und wieder an die Luft zurückgegeben wird, sei es durch Verbrennung oder durch mikrobiellen Abbau im Wald.

Das ist der große Unterschied zwischen der Nutzung der Biomasse und den fossilen Energieträgern.

Wenn wir die fossilen Energieträger nicht aus der Erde holten, würden sie für immer dort bleiben, wo sie im Laufe der Erdgeschichte eingelagert wurden. Wenn wir dagegen Biomasse nicht nutzen, wird sie durch Mikroorganismen abgebaut und der Kohlenstoff als Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufes an die Luft als CO2 zurückgegeben. Daher ist die nachhaltige Nutzung der Biomasse klimaneutral; das Klimaproblem können wir auf Sicht nur lösen, wenn wir Kohle, Öl und Gas in der Erde lassen und diese Energien durch erneuerbare Energiequellen wie Biomasse, Wind, Photovoltaik und Wasserkraft ersetzen.

Die Klimawissenschaft sagt uns, wenn die Verwendung von Öl, Gas und Kohle so weiter geht wie bisher, werden die Temperaturen in diesem Jahrhundert nicht um 2°C sondern um 4-6°C steigen, in Binnenländer wie Österreich bis zu 9°C. Dass aber würde in vielen Teilen der Welt zum Zusammenbruch der Ökosysteme führen, die die Grundlage der menschlichen Zivilisation sind. Vor diesem Hintergrund muss man die Beschlüsse von Paris verstehen. Es wurden nicht nur sehr ehrgeizige Ziele beschlossen sondern auch Verfahren, wie diese Ziele zu erreichen sind. Das ganze Abkommen läuft darauf hinaus, dass die Verwendung fossiler Energien rasch und drastisch reduziert werden muss und ihre Verwendung ab Mitte des Jahrhunderts überhaupt ausläuft. Dabei wurde vereinbart, dass die reichen Länder in diesem Umbau des Energiesystems vorangehen.

Legt man diese globalen Beschlüsse auf Österreich um, so zeigt sich, dass wir jährlich nur etwa 13 Millionen Tonnen (Mt) CO2 emittieren dürften, während wir tatsächlich etwa 67 Mt ausstoßen – fünf Mal so viel als mit dem 2°C vereinbar. Wenn alle Länder pro Kopf so viel CO2 emittieren wie Österreich, dann droht ein Klimadesaster. Jeder Monat mit so hohen Emissionen verringert die Möglichkeit, dass Österreich seinen Beitrag im Sinne des Pariser Übereinkommens leistet. Österreich droht vom Umweltmusterland zum unsolidarischen Nachzügler in der Klimapolitik zu werden. Die Dramatik wird noch verschärft, weil durch den Ölpreisverfall von 70% binnen 18 Monaten der Trend zu mehr Emissionen noch steigt.

Das Problem kann nur gelöst werden, wenn die Bevölkerung aktiver wird und die Politik sich ihrer Verantwortung bewusst wird. Um unseren Beitrag im Sinne des Pariser Abkommens zu erfüllen, müssen wir sofort eine ökologische Steuerreform durchführen, die die Lohnsteuern und Sozialabgaben ebenso wie die Lohnnebenkosten weiter senkt und die fossile Energie spürbar verteuert. Ebenso müssen wir wie in Dänemark die Installation von Ölbrennern verbieten und in allen Bereichen die erneuerbaren Energien – sei es Biomasse, Photovoltaik, Wasserkraft, Windenergie – rasch ausbauen. Innerhalb von 30 Jahren sollte Öl, Gas und Kohle aus dem Energiesystem verschwunden sein.

Das ist angesichts der Potentiale und der Technologien der erneuerbaren Energien möglich. Es würde nicht nur das Klima retten sondern endlich auch den Zustand beenden, dass wir mit unseren Öl- und Gasimporten Terror und Krieg finanzieren! Wenn Österreich aber weiter zuwartet und fünfmal so viele Treibhausgase emittiert als mit den Beschlüssen in Paris vereinbar, dürfen wir uns nicht wundern, wenn unsere Enkel in einer Welt leben werden, die mit der heutigen nicht mehr vergleichbar ist.

Quelle

oekonews.at | DI. Dr. Heinz Kopetz 2016

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