04.02.2019
Österreichische Treibhausgas-Bilanz steigt und steigt
Die ausschlaggebenden Faktoren sind die Steigerung des Einsatzes
fossiler Energieträger im Energie- und Industriebereich sowie im Verkehr
und Gütertransport. Die Emissionen aus dem Verkehr sind um ca. 2,9
Prozent gestiegen, der Gebäudesektor legte um rund 1,8 Prozent zu. Ein
Emissions-Minus im Vergleich zu 2016 ist hingegen in der
Abfallwirtschaft (um 4,2% ) und in der Landwirtschaft (um 1,4%) zu
verzeichnen.
2017 sei es also nicht gelungen, das hohe Wirtschaftswachstum vom
Einsatz fossiler Energieträger zu entkoppeln, wird in einer Aussendung
des Umweltbundesamtes über die österr. Treibhausgas-Bilanz für das Jahr
2017 bilanziert. „Seit dem Jahr 1990 verzeichnen wir im Verkehrssektor
eine Steigerung der Treibhausgas-Emissionen in der Höhe von 71,8%.
Anreize und Maßnahmen zum Umstieg auf klimaverträgliche Mobilitätsformen
sind unumgänglich“, erklärt Umweltbundesamt-Geschäftsführerin Monika
Mörth.
Für die Jahre 2013 bis 2020 gelten in Österreich jährliche
Höchstmengen für die Freisetzung von Treibhausgasen aus Verkehr,
Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und allen weiteren Quellen,
die nicht im Emissionshandel geregelt sind. Das nationale Klima-Ziel für
2017 wurde laut aktueller Treibhausgas-Bilanz nicht erreicht.
Die tatsächlichen Emissionen dieser Sektoren liegen bei rd. 51,7
Mio. Tonnen und damit um rund 2,1 Mio. Tonnen über dem Zielwert von 49,5
Mio. Tonnen. Auf Basis der aktuellen Zahlen ist eine Erreichung der
Klimaziele 2020 ohne zusätzliche Maßnahmen noch nicht gesichert. Und bis
2030 hat Österreich seine Emissionen um 36% gegenüber 2005 außerhalb
des Emissionshandels zu reduzieren. Dafür sind weitreichende
Transformationsschritte zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie
erforderlich.
Umweltschutzorganisationen kritisieren den Klimakurs der Regierung scharf: "Es braucht endlich eine Kehrtwende im Klimakurs der Regierung.” Die
klimaschädlichen Treibhausgasemissionen sind das dritte Jahr in Folge
gestiegen und haben erstmals die gesetzlichen Höchstwerte für Österreich
im Rahmen der EU-Ziele überschritten. In diesem Fall schreibt das
österreichische Klimaschutzgesetz vor, umgehend Maßnahmen zu ergreifen,
um die Treibhausgase zu reduzieren. Greenpeace fordert die
österreichische Regierung in einer Aussendung auf, sofort ein
Notfallprogramm zu starten, um dem Negativtrend wirksam gegenzusteuern.
Erst kürzlich warnten hauseigene ExpertInnen der Bundesregierung
sowie die Bundesländer vor einem Totalversagen beim Erreichen der
nationalen Klimaziele. Vor allem die Maßnahmen im Verkehrsbereich würden
bei weitem nicht genügen, um das ohnehin schwache Reduktionsziel von
rund 30 Prozent in diesem Sektor zu erreichen.
“Uns bleiben nur mehr zwölf Jahre, um den weltweiten Ausstoß der
klimaschädlichen Treibhausgase zu halbieren und so den Klimakollaps zu
verhindern. In Österreich gibt es hingegen einen neuen Negativrekord bei
den Treibhausgasen. Das ist fatal” und es müsse "unbedingt der
öffentliche Verkehr gestärkt werden, etwa durch günstigere Bahntickets
oder eine höhere Pendlerpauschale für Öffis.”
„Das ist kein Problem, das man aussitzen kann. Angesichts der
schlechten Klimabilanz Österreichs, darf die Bundesregierung den Kopf
nicht länger in den Sand stecken", heißt es auch von Global 2000, die
darauf hinweisen, dass der EU-Kommission bis Ende des Jahres ein
„Nationaler Energie- und Klimaplan“ vorgelegt werden müsse, der zeigen
müsse, wie Österreich seine Klimaziele erreichen wird. Gelingt das
nicht, drohen Strafzahlungen von 8 Mrd. Euro. Weiters steht der
Beschluss eines „Erneuerbaren-Ausbaugesetzes“ zur Umsetzung des Ziels
100 Prozent erneuerbaren Stroms bis 2030 und die Ausarbeitung einer
Wärmestrategie auf dem Programm sowie eine Ökologisierung des
Steuersystems.
„Die heute veröffentlichte Treibhausgas-Bilanz 2017 zeigt das
Versagen der österreichischen Klimaschutzpolitik“, kritisieren auch die
Grünen. Seit Jahren wurde verabsäumt, wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu
setzen. „Während eine vernünftige und verantwortliche Klimaschutzpolitik
zu einer Emissionsreduktion führen müsste, weist die
Treibhausgas-Bilanz einen weiteren Anstieg aus. Das kommt einer
Unterlassungstäterschaft der jeweiligen Bundesregierungen gleich.“
Das könnte sie auch interessieren