‹ Zurück zur Übersicht
photocase.de | suze | So gut sichtbar wie hier sind die Belastungen der Atemluft heute meist nicht mehr, die gesundheitlichen Gefahren sind dennoch vorhanden.

© photocase.de | suze | So gut sichtbar wie hier sind die Belastungen der Atemluft heute meist nicht mehr, die gesundheitlichen Gefahren sind dennoch vorhanden.

Schwarze Lungen, schwaches Herz

Noch immer verbrennen rund 145 Kraftwerke in Deutschland Kohle – das rußige Gold. Trotz strenger Umweltauflagen bedrohen die Emissionen die Gesundheit Tausender Menschen. Erhöhtes Risiko besteht dabei für die Lungen.

Wann der Ascheregen in Espenhain begonnen hatte, konnte zum Schluss kaum noch jemand genau sagen. Das tägliche Kehren der Straßen und Bürgersteige, um die dicke, grau-weißliche Schicht zu entfernen, war in dem Ort südlich von Leipzig zur Gewohnheit geworden. Oft sah man den schmutzigen Niederschlag schon kommen, wenn er sich noch als graue Wolke vor die Sonne schob. Manchmal war die Luft so staubig, dass Autos mitten am Tag mit Licht fahren mussten.

Für die Espenhainer und ihre Kinder waren bestimmte Leiden zur Normalität geworden: Sie husteten viel, starben früher als der Durchschnitt und häufig zogen sich rotgeschwollene, schuppige Entzündungen über ihre Haut. Die Beschwerden machten nicht an der Ortsgrenze halt – im ganzen Raum Halle/Leipzig, heute als mitteldeutsches Kohlerevier bekannt, waren sie zu spüren, wenn auch schwächer.

Die Region litt, weil die DDR im nahe gelegenen Kombinat Espenhain ihre Staatsziele verfolgte: die Sicherung der Energieversorgung durch den Abbau von Braunkohle und die Veredelung zu Koks und Briketts sowie zu Strom und Wärme. Nach der Wende wurden Produktion und Verarbeitung eingestellt, das Kohlekraftwerk Espenhain lief noch bis 1996. Manche Espenhainer leiden noch immer an Spätfolgen in Form von Lungenerkrankungen.

Kohlekraftwerke belasten die Luft nicht nur mit CO2

Heutzutage sieht man in Deutschland in der Nähe von Kohlekraftwerken nicht mehr regelmäßig Aschewolken. Die Anlagen sind moderner geworden, nutzen Filter. Dass man das Problem nun nicht mehr sehen kann, heißt aber nicht, dass es nicht mehr da ist. Gerade hat die Europäische Umweltagentur EEA in einer Auswertung ihres Industrieanlagenregisters gezeigt, dass Kohlekraftwerke nicht nur die größten Klimakiller in Europa sind, sondern auch die Luft stärker mit gesundheitsschädigenden Stoffen belasten als Ölraffinerien, Chemiefabriken oder Stahlwerke.

Immer noch verbrennen etwa 145 Kraftwerke in Deutschland das rußige Gold, um Strom und auch Wärme zu produzieren.

Hier können Sie den Hintergrund weiterlesen

Coal-fired power plants remain top industrial polluters in Europe mit Grafik (Location of Europe’s top polluting industrial facilities to air and water)

(Grafik: EEA) Europaweit gibt es noch jede Menge luftbelastender Kraftwerks-Anlagen.
Quelle

Der Hintergrund wurde von der Redaktion „KLIMARETTER.INFO“ (Susanne Götze und Susanne Schwarz) 2017 verfasst – das Nachrichten- und Debattenmagazin zu Klima und Energiewende – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung von „Klimaretter.info“ (post@klimaretter.info) weiterverbreitet werden!  

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren