‹ Zurück zur Übersicht
Fotolia.com | SeanGladwell

© Fotolia.com | SeanGladwell

Aus Schrott wird Geld

Elektromüll hat in der heutigen Zeit ein immenses Volumen, der Verbrauch elektronischer Geräte steigt seit Jahren kontinuierlich. Eine neue Studie der UN prognostiziert bis 2017 steigende Schrott­mengen, wodurch Recycling immer lukrativer wird.

Durch die Entsorgung von elektronischen Konsumgütern entstehen derzeit mehr als 41 Millionen Tonnen Elektroschrott jährlich. Bis 2017 könnte dieser Wert sogar auf 47 Millionen Tonnen ansteigen, schätzen Wissenschaftler der United Nations University. Grund dafür sind die stetig steigenden Zahlen der weltweit gekauften Smartphones, Tablets und Laptop. Dieser Konsumtrend ist für die Hersteller und Recyclingindustrie ein Segen – für die Umwelt hat diese Entwicklung lediglich Nachteile. Denn die Hochtechnologie­branchen benötigen für die Herstellung der Produkte eine Vielzahl für Mensch und Umwelt giftiger und seltener Materialien wie etwa Tantal, Lithium und Blei. Besonders Smartphones finden rasanten Absatz und werden mit Hilfe vieler dieser Stoffe gefertigt die Umwelt und Gesundheit beeinträchtigen können.

Gift am Ohr

Kenner der Problematik wünschen sich daher mehr consumer awareness, also eine erhöhte Aufmerksamkeit bei den Kunden dafür besonders problematische Produkte zu meiden. Das US-amerikanische Zentrum für Ökologie, HealthyStuff.org, beschäftigt sich mit der Frage, welche Schadstoffe in Produkten des täglichen Gebrauchs zu finden sind. Es testete unter anderem 36 Smartphones auf ihren Schadstoffgehalt und fand heraus, dass während des gesamten Lebenszyklus potenziell giftige Stoffe an die Umwelt abgegeben werden können. Dies fängt bei der Extraktion der Minerale an und zieht sich durch die einzelnen Verarbeitungsschritte bis hin zum Recycling.

Gefahr für Mensch und Umwelt

Verläuft der Prozess des Recyclings nach modernen Richtlinien wie dem internationalen R2-Standard sind die Chancen gut, dass die Aufbereitung der wertvollen und der schädlichen Stoffe nachhaltig und sicher stattfindet. Jedoch ist der R2-Standard freiwillig und daher nicht von jedem Land umgesetzt. In Hong-Kong beispielsweise werden Minerale oft durch einfache Säureauswaschung oder Zerhäckselung vom eigentlichen Schrott getrennt. Diese Prozesse sind im Vergleich zu modernen Verfahren ineffizient und schädlich für die oft schlecht ausgerüsteten und mangelhaft geschützten Arbeiter. Eine große Menge des Elektroschrotts, der in westlichen Industrienationen erzeugt wird landet in derartigen Schrottbetrieben. In einem Versuch des MIT und des Basel Action Network (BAN) wurden zu recycelnde elektronische Geräte aus den USA mit einem GPS-Tracker ausgestattet und konnten zu 40 Prozent in Fremdländern wieder gefunden werden.

Da es viele unseriöse Firmen gibt die Verbrauchern eine kostenfreie Entsorgung und Wiederaufbereitung Ihrer Produkte anbieten, ist der Markt groß und schwer überschaubar. Die Wahrscheinlichkeit, dass derartige Anbieter die gesammelten Geräte lediglich in ein Drittland verschiffen und dort nur grob nach wertvollen Inhaltsstoffen trennen lassen, ist daher groß. Branchenkenner sprechen von regelrechtem „Recyclingbetrug“, da die Verbraucher, die glauben sich ethisch korrekt zu verhalten getäuscht werden.

Mit Arbeitsteilung zum Erfolg

Der globale Markt für moderne Smartphones und Laptops wächst indes stetig weiter und damit auch die Nachfrage nach Unternehmen, die billiges Recycling mit geringen Umweltstandards anbieten. Die StEP-Initiative (Solving the E-Waste Problem) wird von der United Nations University unterstützt und ist zusammengesetzt aus verschiedenen Akteuren von Industrie, NGOs und Bildungseinrichtungen. StEP verfolgt für Entwicklungs- und Schwellenländer einen Ansatz der Best-of-2-Worlds (Bo2W) genannt wird, also „Das Beste aus zwei Welten“.

Dieser schlägt vor, dass lokale Firmen die Altgeräte grob teilen, also Platinen und wertvollere Bauteile von Plastik und nicht recycelbaren Stoffen trennen. Dies sei nämlich bereits mit groben mechanischen Verfahren und wenig Know-How gut möglich. Danach könnten die so getrennten Teile in Länder verschifft werden, die effizientere Einrichtungen zur Wiederaufbereitung der kostbaren Minerale unterhalten. Zumindest auf kurze Sicht können so Risiken beim unsachgemäßen recyceln minimiert werde. Auf lange Sicht ist jedoch der Transfer wichtiger Technologien zur Wiedergewinnung teurer Materialien für die wirtschaftlich aufstrebenden Nationen die bessere Lösung.

Quelle

energiezukunft.eu | bm 2016

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren