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Aus Sicht der Deutschen tun Unternehmen beim Klimaschutz zu wenig

Die Deutschen möchten ihren CO2-Fußabdruck verkleinern, doch es fehlen passende Produkte und Dienstleistungen: 61 Prozent der Deutschen machen sich darüber Gedanken, wie sich Produkte oder Dienstleistungen auf das Klima auswirken. 

Die Europäische Investitionsbank (EIB) hat heute den fünften Teil der Ergebnisse einer gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut YouGov durchgeführten Umfrage veröffentlicht. Die Umfrage gibt Aufschluss darüber, was die Menschen in der Europäischen Union, in den Vereinigten Staaten und in China über den Klimawandel denken. Die neue Ergebnisreihe zeigt, was die Bürgerinnen und Bürger im Kampf gegen den Klimawandel von Unternehmen erwarten.

Laut der Umfrage fühlt sich die Mehrzahl der Deutschen (53 Prozent) von den Unternehmen bei ihren Klimaschutzbemühungen allein gelassen. Die übrigen Europäerinnen und Europäer sehen das ähnlich: 54 Prozent finden, dass die Unternehmen sie beim Kampf gegen den Klimawandel nicht unterstützen.

Auf die Frage, wie Unternehmen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen bewegt werden könnten, sprach sich die Mehrheit der Deutschen (56 Prozent) für staatliche Regulierungsmaßnahmen aus – etwas mehr als im europäischen Durchschnitt (52 Prozent). Genau genommen glauben 36 Prozent der Deutschen, dass Vorschriften und Sanktionen Unternehmen dazu bringen, auf klimafreundlichere Geschäftsmodelle zu setzen, während 20 Prozent sich mehr Erfolg von finanziellen Anreizen in Form von Subventionen und Steuererleichterungen versprechen.

Die Umfrage zeigt auch, dass das Konsumverhalten der Deutschen sehr von Klimaüberlegungen beeinflusst wird: 61 Prozent berücksichtigen beim Einkauf von Produkten oder der Nutzung von Dienstleistungen, wie sich diese auf das Klima auswirken. Allerdings sind das weniger als im europäischen Durchschnitt (67 Prozent). Darüber hinaus zeichnet sich ein Unterschied zwischen den Geschlechtern ab: 65 Prozent der Frauen in Deutschland achten bei Produkten und Dienstleistungen auf deren Auswirkung auf das Klima. Das sind sieben Prozentpunkte mehr als bei den Männern (58 Prozent).

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, dass das Angebot der Unternehmen womöglich nicht zur Bereitschaft der Bürgerinnen und Bürger zu einem klimafreundlicheren Konsumverhalten passt. Ferner werden die derzeitigen klimafreundlichen Angebote als zu teuer betrachtet. Der Strommarkt ist dafür ein gutes Beispiel. Die Befragten nannten die folgenden drei Gründe dafür, dass sie keinen grünen Strom nutzen: 28 Prozent finden ihn „zu teuer“, 19 Prozent sagen, es sei „nicht immer möglich“ und 24 Prozent antworteten mit „weiß nicht“. Die Antwort „weiß nicht“ könnte auf einen Informationsmangel und eine zu geringe Sensibilisierung für nachhaltige Energiequellen hindeuten.

Geografisch gesehen schneiden die Europäer beim klimafreundlichen Konsumverhalten besser ab als Amerikaner und Chinesen. In den Vereinigten Staaten und in China geben jeweils 57 Prozent an, dass Klimaauswirkungen beim Kauf von Produkten oder der Nutzung von Dienstleistungen eine recht wichtige oder sehr wichtige Rolle spielen. Bei den Europäern sind es 67 Prozent. Die Meinungen gehen auch bei der Frage auseinander, ob Unternehmen klimafreundliches Verhalten unterstützen: Nur 12 Prozent der Chinesen, aber 45 Prozent der Amerikaner fühlen sich von Unternehmen nicht unterstützt. In Europa sind es 54 Prozent.

Emma Navarro, Vizepräsidentin der EIB mit Aufsicht über Finanzierungen in den Bereichen Klimaschutz und Umwelt, kommentierte die Ergebnisse der EIB-Klimaumfrage wie folgt: „An der Bekämpfung des Klimawandels müssen sich alle beteiligen, auch Unternehmen kommt dabei eine wichtige Rolle zu. Die Umfrage zeigt, dass die Bürgerinnen und Bürger von den Unternehmen mehr Einsatz erwarten. Gleichzeitig muss uns klar sein, dass Klimaschutzmaßnahmen gut fürs Geschäft sind, beträchtlich zum Wirtschaftswachstum beitragen und neue Arbeitsplätze schaffen können. Deshalb müssen wir mithilfe von Anreizen, Regulierungsmaßnahmen und Investitionen die CO2-arme Wirtschaft der Zukunft schaffen. Die EIB ist bereit, noch mehr zu tun. 2018 haben wir 4,74 Milliarden Euro für Projekte in Deutschland vergeben, davon fast 1,6 Milliarden Euro für den Klimaschutz. Ein beträchtlicher Teil entfiel auf den privaten Sektor, dem die EIB Darlehen in Höhe von insgesamt 374 Millionen Euro für Klimaprojekte gewährte.“

Abbildung 1 – Maßnahmen, die Unternehmen nach Ansicht der Deutschen am ehesten dazu bewegen, weniger Treibhausgase auszustoßen

  • Staatliche Regulierungsmaßnahmen – 56 %, z. B.:
    • Vorschriften und Sanktionen – 36 %
    • Steuerliche Anreize/Subventionen/Steuererleichterungen für Unternehmen, die in grünere Produkte und Verfahren investieren – 20 %
  • Förderung von Investitionen in klimafreundliche Unternehmen und Technologien – 14 %
  • Förderung der Grundlagenforschung, um den Klimawandel besser zu verstehen und klimafreundliche Technologien zu entwickeln – 7 %
  • Wettbewerb in freien Märkten (d. h. der Wettbewerb wird die Unternehmen automatisch dazu bringen, weniger Treibhausgase auszustoßen) – 6 %
  • Förderung klimafreundlicher öffentlicher Dienstleistungen und staatlicher Betriebe – 5 %
  • Förderung des Teilens klimafreundlicher Technologien mit anderen Unternehmen, selbst Wettbewerbern – 4 %

 
Weitere Ergebnisse der Studie finden Sie hier: www.eib.org/climate-survey-companies

Quelle

Europäische Investitionsbank (EIB) 2019

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