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NABU | Guido Rottmann | Immer noch herrscht bei vielen Verbrauchern Unsicherheit über Pfand- und Mehrwegflaschen. Der NABU hat deshalb einen Mehrweg-Guide mit den wichtigsten Fragen und Antworten entwickelt.

© NABU | Guido Rottmann | Immer noch herrscht bei vielen Verbrauchern Unsicherheit über Pfand- und Mehrwegflaschen. Der NABU hat deshalb einen Mehrweg-Guide mit den wichtigsten Fragen und Antworten entwickelt.

Einwegindustrie verdient Milliarden durch nicht zurückgebrachte Flaschen und Dosen

Anlässlich der Milliardengeschäfte der Einwegindustrie mit Plastikflaschen und Dosen fordert der NABU den Bundestag auf, Mehrweg- und ökologisch vorteilhafte Einweggetränkeverpackungen zu stärken.

„Dafür brauchen wir eine verbindliche Quote. Wenn wir auch weiterhin die ursprünglich in der Verpackungsverordnung angestrebten 80 Prozent verfehlen, benötigen wir wirkungsvolle Sanktionen und neue Lenkungsinstrumente“, sagt NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.

Dazu schlägt der NABU eine Getränkeverpackungssteuer vor, die sich an der CO2-Belastung der Verpackungen orientiert. Außerdem sollten die Einnahmen aus dem so genannten Pfandschlupf umgelenkt werden. Als Pfandschlupf gilt die Summe aller Flaschen und Dosen, für die Pfand gezahlt wurde, die aber nicht mehr zurückgebracht wurden. Die nicht rückgezahlten Gelder verbleiben aktuell in den Kassen der Getränkeabfüller und des Einzelhandels.

Nach NABU-Schätzung haben Einwegindustrie und Handel alleine 2015 mit den nicht zurückgebrachten Flaschen rund 180 Millionen Euro verdient. Seit Einführung des Zwangspfands 2003 summieren sich die Pfandschlupf-Erlöse auf mehr als 3,5 Milliarden Euro. Außerdem behält der Handel die zurückgenommenen Flaschen und Dosen und kann sie als Sekundärrohstoffe gewinnbringend weiterverkaufen oder selbst verwerten.

„Verzichtet ein Verbraucher auf das Pfand und wirft seine Dose in den Müll oder in die Landschaft, dann verbleiben 25 Cent bei der Getränkewirtschaft, die Entsorgungskosten tragen alle. Das ist ökologischer Unsinn und nichts anderes als eine Subvention von Einweg-Plastikflaschen und Dosen“, so Miller. „Das Geld darf nicht in den Kassen der Einwegabfüller und Händler landen, sondern sollte verpflichtend für Mehrweginitiativen und andere Abfallvermeidungsprojekte ausgegeben werden.“

„Ohne das deutsche Pfandsystem wären diese Einnahmen nicht möglich gewesen. Das Zwangspfand auf Einweggetränkeverpackungen hatte zwei Ziele: weniger Dosen und Einwegplastik in der Landschaft und eine Förderung von wiederbefüllbaren Mehrwegflaschen. Am zweiten Ziel ist man kolossal gescheitert“, sagt NABU-Ressourcenschutzexperte Sascha Roth.

Der Anteil von MövE-Verpackungen sank innerhalb von zehn Jahren (2004 bis 2014) von gut 71 auf 46 Prozent. Mit einer zusätzlichen Umweltabgabe auf Einwegverpackungen würden Mehrwegalternativen für Verbraucher wieder attraktiver. So könnten 400.000 Tonnen Plastikmüll und 1,5 Millionen Tonnen CO2 jährlich vermieden werden.

Hintergrund: In der derzeit gültigen Verpackungsverordnung ist eine Quote für Mehrweg- und ökologisch vorteilhafte Einweggetränkeverpackungen in Höhe von 80 Prozent als Ziel vorgeschrieben. Allerdings gibt es keine klaren Adressaten, wer für die Erreichung dieser Quote verantwortlich ist und es gibt keine Sanktionen beim Nicht-Erreichen der Quote. Die politischen Vertreter scheuen den Aufwand von Fördermaßnahmen für umweltfreundliche Getränkeverpackungen und möchten stattdessen die Quote in einem geplanten Verpackungsgesetz komplett streichen.

Quelle

NABU 2017

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