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pixabay.com | Gellinger | Die Luftfahrt will den Traum von zweistelligen Wachstumsraten weiterträumen.

© pixabay.com | Gellinger | Die Luftfahrt will den Traum von zweistelligen Wachstumsraten weiterträumen.

Europäisches CO₂-Ranking: „Ryanair ist die neue Kohle“

Neben den CO2-intensivsten Kohlekraftwerken zählt zu den zehn Top-Emittenten der EU zum ersten Mal eine Fluggesellschaft. Die Airline selbst sieht sich schon auf dem rechten Weg – wie die gesamte Branche. Für Umweltschützer sind das nur Rechentricks.

Bisher befanden sich nur Kohlekraftwerke mit ihrem hohen Kohlendioxid-Ausstoß in den „Top Ten“ der europäischen Klimasünder, die meisten davon aus Deutschland. Doch nun hat es erstmals eine Fluggesellschaft in diese unrühmliche Liste geschafft: die Billig-Airline Ryanair.

Die irische Fluggesellschaft emittierte im vorigen Jahr 9,9 Millionen Tonnen CO2, was ihr Platz neun in der Bilanz einbringt, die die EU-Kommission jetzt zum europäischen Emissionshandel vorgelegt hat. Als nächste Airline in dem Ranking folgt auf Platz 31 Easyjet.

Sieben der zehn Top-Emittenten sind hiesige Kohlekraftwerke, von Neurath (33 Millionen Tonnen) bis Boxberg (zehn Millionen). An der Spitze liegt erneut das Braunkohlekraftwerk Bełchatów in Polen (38 Millionen).

Der Emissionshandel reguliert den CO2-Ausstoß von Kraftwerken, der Industrie sowie der Luftfahrt innerhalb der EU. Die Brüsseler Daten zeigen, dass die Emissionen im Kraftwerkssektor durch den Umstieg auf grüne Energie tendenziell sinken, während die der Airlines rasant ansteigen.

Im vergangenen Jahr wuchs der CO2-Ausstoß im Flugverkehr um fünf Prozent, in den letzten fünf Jahren waren es insgesamt 26 Prozent. Die anderen Sektoren im Emissionshandel verzeichneten einen Rückgang um vier Prozent und seit 2013 um elf Prozent.

„Wir sind Europas grünste Fluglinie“

Der europäische Dachverband Transport and Environment (T&E) kritisiert die Entwicklung heftig. „Beim Klima ist Ryanair die neue Kohle“, sagte der T&E-Flugverkehrsexperte Andrew Murphy. Der Trend werde sich nicht umkehren lassen, solange die EU keine Maßnahmen ergreife, um den „zu niedrig besteuerten und zu wenig regulierten Sektor auf Kurs zu bringen“.

© Die zehn größten europäischen Einzelemittenten von CO2 – Ryanair liegt auf Platz neun. (Grafik: Moritz Wichmann/​neues deutschland/​Datawrapper; Daten: Europäische Kommission)


T&E fordert
eine Besteuerung von Kerosin und Vorschriften für die Branche, auf CO2-neutrale Treibstoffe umzusteigen. Airlines zahlen bisher keine Kraftstoffsteuer, außerdem sind Flugtickets für den internationalen Verkehr von der Mehrwertsteuer befreit.

Ryanair befördert rund 130 Millionen Fluggäste im Jahr, der CO2-Ausstoß des Unternehmens stieg 2018 um knapp sieben Prozent und seit 2013 um rund 50 Prozent. Bei anderen Airlines lag der Zuwachs im letzten Jahr nach einer T&E-Analyse sogar noch höher, darunter Billigflieger wie Jet 2, Wizz Air und Easyjet, aber auch nationale Carrier wie Finnair und Lufthansa.

Die Iren verteidigen sich denn auch gegen die Kritik der Umweltschützer. Ein Sprecher sagte: „Ryanair ist Europas grünste und sauberste Fluglinie.“ Dank moderner Flugzeuge habe man unter allen Airlines die niedrigsten CO2-Emissionen pro zurückgelegtem Personenkilometer.

Luftfahrt will „klimaneutral“ wachsen

Der Flugverkehr ist in der EU für rund drei Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes verantwortlich, wobei sich die Emissionen seit 1990 verdoppelt haben. Falls die Politik nicht gegensteuert, könnten sie sich bis 2050 erneut verdreifachen, warnte T&E-Experte Murphy. Sparsamere Jets und das von der UN-Luftfahrtorganisation ICAO beschlossene CO2-Kompensationsprogramm reichten nicht aus, um die Klimaziele zu erreichen.

Laut ICAO soll das Wachstum des internationalen Luftverkehrs von 2020 an klimaneutral erfolgen – allerdings nur rechnerisch, indem die Airlines weltweit in Klimaschutzprojekte investieren, um die Flugemissionen auszugleichen. T&E glaubt nicht daran, dass dieses System tatsächlich den versprochenen Klimaeffekt hat, denn es könne nicht ausreichend überwacht werden.

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Joachim Wille) 2019 verfasst – der Artikel
darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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