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Foulspiel: Warum das Tragen von Fußballtrikots mehr Geld bringt als das Nähen

Rekordverdächtige Sponsorenverträge vor der Fußball-WM 2018 versus Hungerlöhne für die NäherInnen von Trikots. Die Initiative „OUR GAME“ fordert faire Bezahlung für ArbeiterInnen.

Der heute veröffentlichte Bericht der Clean Clothes Kampagne „Foul Play“ (Foul Spiel) vergleicht die enormen Sponsorengelder für Nationalteams, Vereine und Fußballer mit den Hungerlöhnen von Tausenden Frauen, die Trikots und Fußballschuhe nähen. Die österreichische Initiative „OUR GAME – Unser Spiel für Menschenrechte“ startet heute eine Petition für eine faire Bezahlung von ArbeiterInnen.

adidas und Nike. Der Kampf ums Image 
22 der 32 Teams, die sich für die Fußball-Weltmeisterschaft qualifiziert haben, werden von adidas und Nike gesponsert. Ein neuer Vertrag mit adidas sichert dem deutschen Nationalteam bis zur nächsten WM 65 Mio. Euro an Sponsorgeldern pro Jahr; das Dreifache der Summe des letzten Vertrages. Das französische Nationalteam muss mit etwas weniger auskommen. Nike zahlt dem französischen Team in den nächsten Jahren etwas mehr als 50 Mio. Euro pro Jahr.

Leben mit Hungerlöhnen 
Ein Großteil der Sportbekleidung von adidas und Nike wird in Indonesien hergestellt. Die Arbeiter und Arbeiterinnen verdienen zwischen 82 und 200 Euro pro Monat. 80% der Beschäftigten des Sektors sind Frauen. „Diese Löhne reichen nicht für ein menschenwürdiges Leben. Trotz harter Arbeit können viele Frauen nicht einmal das Nötigste mit ihrem Lohn finanzieren, geschweige denn ihren Familien ein angemessenes Leben ermöglichen“, sagt Kurt Wachter von fairplay-VIDC, Koordinator der Initiative OUR GAME, die sich für bindende Menschenrechtsstandards bei Sportgroßereignissen einsetzt. Nach dem Berechnungsmodell Asia Floor Wage (Asiatischer Grundlohn) müssten die ArbeiterInnen zumindest 363 Euro monatlich verdienen, um für sich und ihre Familie sorgen zu können. Raja, eine indonesische Gewerkschafterin, sagt: „Wir fordern eine neue Vereinbarung über Löhne. Die Lohnkosten für ein in Indonesien produziertes T-Shirt machen kaum 1% des Ladenpreises aus. Für mich erscheint es logisch, dass die Lohnkosten ein wenig erhöht werden können, oder? Aber die Sportartikelmarken weigern sich bis jetzt, sich dafür einzusetzen.“

Weniger Geld für das Tragen, mehr für das Nähen 
Wenn Nike und adidas ihre Sponsorenverträge auf dem Niveau von 2012 gehalten hätten, statt sie auf ein beispielloses Niveau zu erhöhen, hätten sie genug Geld gespart, um existenzsichernde Löhne an alle ArbeiterInnen in ihren Hauptproduktionsländern China, Vietnam, Indonesien und Kambodscha zu bezahlen. „Das Tragen von Trikots wird eindeutig besser bezahlt als das Nähen“, sagt Konrad Rehling von Südwind, Mitinitiator von OUR GAME. „Arbeiterinnen und Arbeiter müssen endlich einen fairen Anteil am Geschäft mit den Sportartikeln bekommen! Immerhin würde es diese Produkte ohne ihre Arbeit schlichtweg gar nicht geben“, meint Rehling.

Start in Indonesien 
Zur Förderung der Gewerkschaftsarbeit in Indonesien unterzeichneten adidas, Nike und vier weitere Sportbekleidungsmarken, große Zulieferbetriebe und lokale Gewerkschaften im Jahr 2011 das sogenannte Indonesian Freedom of Association Protocol (indonesische Protokoll zur Vereinigungsfreiheit). Die Anerkennung der gewerkschaftlichen Rechte der ArbeiterInnen und die Ausübung dieser Rechte sollte aber erst der Anfang sein. In einem nächsten Schritt hätte über Lohnsteigerung und Maßnahmen gegen prekäre Beschäftigungen verhandelt werden sollen. Die Verhandlungen sind jedoch ins Stocken geraten. OUR GAME fordert gemeinsam mit der Clean Clothes Kampagne und Gewerkschaften von adidas und Nike, die Verhandlungen für bessere Löhne und fixe Anstellungsverhältnisse wieder aufzunehmen, und starten dazu heute eine Petition.

OUR GAME – Wir machen die WM zu „unserem Spiel“ 
OUR GAME steht für Teamgeist, Gleichberechtigung, ein solidarisches Miteinander und globales Fair Play. Während der Fußball-WM bietet OUR GAME u.a. alternative Public Viewings an. Rund um Live-Screenings von WM-Spielen gibt es gesellschaftspolitische Kurzfilme, Diskussionen, Fußballturniere und vieles mehr. Mehr Informationen finden Sie unter www.ourgame.at.

Petition 
Existenzlöhne für ArbeiterInnen in der Sportartikelindustrie

Südwind | Clean Clothes Campaign | Ein Großteil der Sportbekleidung von adidas und Nike wird in Indonesien hergestellt. Die Arbeiter und Arbeiterinnen verdienen zwischen 82 und 200 Euro pro Monat. 80% der Beschäftigten des Sektors sind Frauen.
Quelle

Südwind 2018

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