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Geflüchtete werden zu Facharbeitern für Windenergieanlagen

Sie kamen als Geflüchtete nach Deutschland – zukünftig sollen sie als Facharbeiter in der Windenergiebranche arbeiten. Integration mit Rückenwind: „Empower Refugees“

Sie kamen als Geflüchtete nach Deutschland – zukünftig sollen sie als Facharbeiter in der Windenergiebranche arbeiten. Seit März 2018 nahmen zwölf geflüchtete junge Männer aus Syrien und dem Iran am ersten Modul des Projekts „Empower Refugees“ teil. Alle Teilnehmer haben Mitte August die erste Hürde genommen und diesen Teil des Projekts erfolgreich absolviert. 

In der fünfmonatigen Weiterbildungsmaßnahme der KRAFWERKSSCHULE E.V. (KWS) im Essener Stadtteil Kupferdreh wurden die Teilnehmer auf eine Ausbildung im elektrotechnischen Bereich mit dem Schwerpunkt Windenergieanlagen vorbereitet. Ein wichtiger Bestandteil dieser Maßnahme war ein fünfwöchiges Praktikum, in dem die Teilnehmer in bisher vier Unternehmen der Windenergiebranche ihr bereits erworbenes Wissen unter Beweis stellen konnten. Noch in diesem Jahr sollen die Teilnehmer die Möglichkeit erhalten, in einer 16-monatigen Umschulung den Beruf des Industrieelektrikers Betriebstechnik (IHK) in der Windenergie zu erlernen. Das Besondere: Danach winkt der direkte Einstieg ins Berufsleben, denn die beteiligten Unternehmen haben bereits vor Beginn der Maßnahme Einstellungsgarantien für alle Absolventen unterzeichnet.

Nun freuten sich die zwölf geflüchteten Männer aber erst einmal darüber, dass sie die Teilnahmebescheinigungen für den ersten Schritt der Weiterbildungsmaßnahme von Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen erhielten. In Anwesenheit der Firmenvertreter, Vertreter des JobCenters Essen, der EnergieAgentur.NRW und der Neuen Arbeit Diakonie gratulierte der Oberbürgermeister zur erfolgreichen Teilnahme und begrüßte das Engagement der KWS ausdrücklich: „Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist ein wesentlicher Schlüssel für eine erfolgreiche Integration. Insofern wurde hier in Essen ein Projekt ins Leben gerufen, das in der Gesellschaft ein Zeichen setzt und Vorbildcharakter hat. So gelingt gesellschaftliche Teilhabe. Darüber hinaus werden sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze in einer Wachstumsbranche geschaffen, die dringend Fachkräfte braucht. In die Ausbildung zu investieren heißt, in die Zukunft zu investieren.“

Es sei anfänglich nicht einfach gewesen, geeignete Interessenten für die Qualifizierungsinitiative zu finden, erinnert sich Christian Jaffke, Projektleiter bei der KWS. Fast ein Jahr lang wurde in Deutschkursen für Geflüchtete sowie bei ehrenamtlichen und öffentlichen Institutionen für das Projekt „Empower Refugees“ geworben. So kamen rund 130 Interessenten zu mehreren Informationsveranstaltungen zur KWS, in denen der Projektablauf detailliert erläutert wurde. Durch die besonderen Eingangsvoraussetzungen wurde der mögliche Teilnehmerkreis allerdings schnell kleiner. Neben körperlicher Fitness und Schwindelfreiheit, die Anlagen sind rund 100 Meter hoch und müssen oft mehrmals täglich aus eigener Kraft bestiegen werden, sind Teamgeist und eine sehr hohe Reisebereitschaft nötig. Die größte Hürde war aber das deutsche Sprachniveau, das nötig ist, um die sichere Kommunikation im Arbeitsteam zu garantieren.

Charakteristisch für alle Module des Projekts sind die enge Verknüpfung zwischen Theorie und Praxis und damit auch die intensive Zusammenarbeit zwischen Industrie und KWS sowie die Ausrichtung auf Berufsbilder in der Windbranche. Eine Besonderheit ist die durchgängige sozialpädagogische Betreuung, die dafür sorgt, dass sich die Teilnehmer voll und ganz auf ihre Ausbildung konzentrieren können.

Christian Jaffke führte weiter aus, dass es nur durch die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit allen beteiligten Institutionen möglich gewesen sei, dieses zukunftsorientierte Projekt auf die Beine zu stellen. Einen besonderen Dank verdienten aber die Teilnehmer des Pilotkurses. Sie beeindruckten die Dozenten der KWS und auch die Mitarbeiter der beteiligten Unternehmen mit ihrem Engagement und ihrem Enthusiasmus, insbesondere aber mit ihrem ganz selbstverständlichen Teamgeist. Der erfolgreiche Pilotkurs hat dafür gesorgt, dass diese Weiterbildungsmaßnahmen in Essen und den umliegenden Städten einen höheren Bekanntheitsgrad erlangt haben.  „Wir haben schon mehr als 30 geeignete Interessenten für die nächste fünfmonatige Maßnahme, die im März 2019 beginnen könnte. Damit laufen wir in ein Luxusproblem, weil wir nur 24 Personen pro Kurs aufnehmen können“, so Christian Jaffke.

Zur Bedeutung, die Nordrhein-Westfalen in der Windenergiebranche hat, sagte Dr. Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW: „Die nordrhein-westfälische Windenergiebranche ist seit Jahren ein Wachstumsmarkt. Mehr als 20.000 Menschen sind in NRW in der Windenergiebranche tätig; vor allem die Zulieferindustrie ist stark. So dreht sich weltweit wohl kaum eine Anlage ohne Technik aus NRW. Fachkräfte in dieser Branche sind sehr gefragt. Aus diesem Grund haben wir uns dafür entschieden, das deutschlandweit einzigartige Projekt „Empower Refugees“ zu begleiten. Die EnergieAgentur.NRW ist landesweit seit 28 Jahren sehr gut vernetzt, und so konnten wir manche Tür öffnen und entscheidende Kontakte vermitteln, etwa zur Regionalagentur MEO für Mülheim-Ruhr, Essen und Oberhausen.“ 

Sowohl Dietmar Gutschmidt, Fachbereichsleiter des JobCenters Essen, als auch die Vertreter der Unternehmen betonten, dass der Fachkräftemangel in der Windbranche besonders hoch sei und dass es schon seit Jahren kaum geeignete Bewerber gäbe. Insofern sei man besonders erfreut, bei den Geflüchteten so viel Bereitschaft zu finden, sich den Herausforderungen dieses anspruchsvollen Berufsbildes zu stellen. Besonders die Erfahrungen in den Praktika waren durchweg positiv. Stellvertretend für die zwölf Teilnehmer berichteten Abdulbaset Alhmidi, Mahiadin Baklaro und Hossein Mowludi von ihren Erfahrungen während des Praktikums und der Weiterbildungsmaßnahme und zeigten sich sehr optimistisch, auch die Umschulung erfolgreich zu absolvieren. 

Den Schlusspunkt der Veranstaltung setzten dann alle Teilnehmer der Weiterbildungsmaßnahme mit einer kulinarischen Überraschung. Sie ließen es sich nicht nehmen, typische iranische und syrische Speisen zuzubereiten und die Anwesenden zu bewirten. Selbstverständlich hatten sich alle eingebracht, und wenn sie ihre Arbeit so gut machen, wie sie kochen, sind die Windräder in Zukunft in sehr guten Händen. 

Quelle

EWG – Essener Wirtschaftsförderungsgesellschaft mbH | 2018 | EnergieAgentur.NRW 2018

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