‹ Zurück zur Übersicht
pixabay.com | geralt

© pixabay.com | geralt

Forscher: Daran wird der Klimagipfel scheitern

Vier Experten für Kooperations­forschung und Verhandlungsdesign warnen, dass der Klimagipfel in Paris scheitern muss – und erläutern, woran das liegt. Die renommierten Wissenschaftler haben sich zusammengetan und richten einen Appell an die Politiker.

Vier renommierte Wissenschaftler haben sich in einem gemeinsamen Appell an die Klimapolitiker der Welt gewandt und zu einer gemeinsamen Verpflichtung in Sachen Klimaschutz aufgerufen. Die Kooperationsforschung lehre eindeutig, dass gemeinsame Verpflichtungen essentiell seien, andernfalls werde der Klimagipfel in Paris mit Sicherheit scheitern.

Die Kölner Wirtschaftswissenschafler Axel Ockenfels und Peter Cramton hatten sich mit ihren US-amerikanischen Kollegen David MacKay und Steven Soft zusammengetan und erklären, warum trotz diplomatischem Zweckoptimismus auch in Paris nicht mit einem nachhaltigen Erfolg im Kampf gegen den Klimawandel gerechnet werden kann.

„Ich kooperiere, wenn ihr auch kooperiert, so ein Klassiker aus der Verhaltensforschung der Spieltheoretiker“, erklärte Professor Ockenfels. Er ist ein international bekannter Experte für Kooperationsforschung und Verhandlungsdesign. Für einen Verhandlungserfolg sei es wichtig, gemeinsame Verpflichtungen anzustreben. „Alle Wissenschaftsdisziplinen, die sich mit Kooperation beschäftigen, haben gezeigt, dass Gegenseitigkeit der Schlüssel zum Erfolg ist. Das gilt für den Abwaschplan in einer Wohngemeinschaft genauso wie für internationale Handels- oder Rüstungsabkommen. So entstehen Anreize mitzumachen und letztlich auch das Vertrauen, das für jede Kooperation essenziell ist. Gegenseitigkeit kann aber nur mit einer gemeinsamen Verpflichtung funktionieren. Leider setzt Paris aber auf hunderte, selbst-definierte und unvergleichbare Pläne der Staaten. So schafft man vielleicht Misstrauen, aber keine Kooperation“, erläuterte Ockenfels den Anlass des gemeinsamen Appells.

Sein Kollege Professor Dr. Peter Cramton teilt diese Meinung. Er ist ein weltweit bekannter Marktdesigner und Mitglied der Kölner International Faculty. Professor Dr. David MacKay ist Professor of Engineering an der Universität Cambridge und war von 2009 bis 2014 wissenschaftlicher Berater des Department of Energy and Climate Change (DECC) der britischen Regierung. Dr. Steven Stoft ist Ökonom und Berater aus Berkeley.

Nach Ansicht der Wissenschaftler sei das Problem, „dass sich Paris allein auf das altruistische Wohlwollen der Staaten verlasse“. Die Erfahrung und die Kooperationsforschung lehren jedoch, dass dies bei weitem nicht für die notwendigen Kooperationsanstrengungen ausreichen werde. Die Wissenschaftler schlagen konkret vor, dass sich die Verhandlungen auf ein internationales Preisziel für die Emission von Kohlenstoffdioxid konzentrieren. Das sei unterm Strich das effizienteste Vehikel, die Klimapolitik weltweit zum Positiven zu wenden.

Zumindest ist die Idee nicht kleinteilig wie beim damaligen Kyoto-Prozess. Damals wurde viel gestritten, welches Land wie viel von der globalen CO2-Reduzierung umsetzen solle. Ein weltweiter Preis für Kohlestoffdioxid wäre für alle Staaten gleichermaßen bindend. Gleichzeitig könnte jede Regierung selber entscheiden, wie sie die Vorgaben umsetzt, ob etwa über eine CO2-Steuer oder ein Emissionshandelssystem wie in Europa. Letzteres funktionierte allerdings nicht, weil die Vorgaben, also die Preise für den CO2-Ausstoß, viel zu gering sind. Das zeigt: Niemand gibt sich Mühe, nicht einmal die EU. Und so wundert es nicht, dass niemand in den großen Industrienationen mehr an Rettung glaubt – nicht einmal die für die Klima-Rahmenkonvention zuständige Generalsekretärin der UN, Christina Figueres. Die treibende Kraft der Länder sei Eigeninteresse, ließ sie jüngst frustriert verlauten.

Die zwanzig am stärksten vom Klimawandel bedrohten Staaten – viele von ihnen sind sehr arm – haben sich indes zur Gruppe „V20“ zusammengeschlossen, um ihre Kräfte zu bündeln und ein Gegengewicht zu der G20-Gruppe der führenden Industrie- und Schwellenländer zu bilden. „V“ steht für „Vulnerability“, also Verletzlichkeit. David gegen Goliath.

Weitere Details dazu können sie auch als Download im pdf-Format herunterladen

Quelle

energiezukunft.eu | rr 2015

Diese Meldung teilen

‹ Zurück zur Übersicht

Das könnte Sie auch interessieren