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Synthetische Chemie beim Klimawandel oft ignoriert

Trotz der ständigen Zunahme bei der Produktion und Freisetzung synthetischer Chemikalien mangelt es laut einer Studie des Cary Institute an Forschung zu den ökologischen Folgen von Arzneimitteln, Pestiziden und Industriechemikalien.

Dieser blinde Fleck untergräbt laut den in „Frontiers in Ecology and the Environment“ veröffentlichten Forschungsergebnissen die Anstrengungen zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele und des weltweiten Klimaschutzes.

Situation seit den 1970ern

Laut Studienautorin und Süßwasserökologin Emma J. Rosi wurde die Verschmutzung durch synthetische Chemikalien bei bei der Einschätzung der weltweiten Klimaveränderung bisher ignoriert. „Gerade diese Chemikalien nehmen jedoch stärker zu als andere Faktoren wie die Emission von CO2 oder der Nährstoffüberschuss.“ Die Forscher haben die weltweiten Trends in der Verschmutzung durch diese Substanzen seit den 1970er-Jahren analysiert und verglichen diese Ergebnisse mit anderen Faktoren. In einem nächsten Schritt wurden Veröffentlichungen in führenden Fachmagazinen, Vorträge bei Tagungen und die Finanzierungen durch die National Science Foundation verglichen.

Weniger als ein Prozent der Artikel, 1,3 Prozent der Vorträge und 0,01 Prozent der Finanzierung untersuchte die Folgen oder den Werdegang dieser Chemikalien. Laut der Biochemikerin Emily S. Bernhardt von der Nicholas School of the Environment ist die Forschung in diesem Bereich seit den 1970er-Jahren gleichgeblieben. Aktuell würden jedoch 80.000 dieser Chemikalien wirtschaftlich genutzt. „Diese Wissenslücke wird derzeit zu einer Kluft mit ganz konkreten Auswirkungen auf das Ökosystem.“

Massive Folgen für die Umwelt

Synthetische Chemikalien entsprechen den Kriterien des Millennium Ecosystem Assessment für Faktoren, die für weltweite Klimaveränderungen verantwortlich sind: Sie werden weltweit eingesetzt, sie nehmen in Relation zur menschlichen Bevölkerung und dem wirtschaftlichen Wachstum zu und sie haben wissenschaftlich erforschte Auswirkungen auf Organismen. Trotzdem sind die laut der Studie großteils bei der weltweiten Risikobeurteilung nicht berücksichtigt worden.

Pestizide, Medikamente und Industriechemikalien können schwere Folgen für Ökosysteme haben. Die in Laborsituationen durchgeführte traditionelle Ökotoxikologie zur Untersuchung der Auswirkungen einzelner Chemikalien weist nur wenige Entsprechungen zum Verhalten dieser Substanzen in der Natur auf. Manche sammeln sich im Nahrungsnetz an, andere werden durch die Kombination mit anderen bereits in der Umwelt vorhandenen Chemikalien oder durch die Umwandlung durch andere Organismen oder das Sonnenlicht noch giftiger.

Für Mitautor Mark O. Gessner vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei in Berlin sind zur Identifizierung der gesamten Bedrohung durch synthetische Chemikalien neue Konzepte und eine deutlich intensivierte Forschungsarbeit nötig. Derzeit gebe es großteils nicht mehr als unzureichende Informationen. Das gelte vor allem für die Auswirkungen im großen Rahmen und in langen Zeiträumen.             

caryinstitute.org | Diagramme: Immer mehr Chemiekalien in der Umwelt
Quelle

pressetext.redaktion | Moritz Bergmann 2017   

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