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Überraschende Zunahme des Meereises am Südpol

Berechnungen Gießener Physiker lassen auf menschengemachte Ursachen schließen – Natürliche Schwankungen mit hoher Wahrscheinlichkeit auszuschließen.

Wie Satellitenaufzeichnungen zeigen, hat die Ausdehnung des Meereises in der Antarktis seit 1979 deutlich zugenommen. Dieser Befund ist überraschend, da am Nordpol das Meereis in den letzten Jahrzehnten deutlich als Folge der globalen Klimaerwärmung abgenommen hat. Auch für die Südpolregion sagen die gängigen Klimamodelle eine ähnliche Entwicklung voraus.

Ein deutsch-chinesisches Forscherteam rund um die Physiker Prof. Dr. Armin Bunde, Dr. Josef Ludescher und Dr. Naiming Yuan  der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) ist nun der Frage nachgegangen, ob sich die beobachtete Zunahme des Meereises noch im Rahmen seiner natürlichen Schwankungen bewegt und damit lediglich die erwartete Abnahme des Meereises kurzfristig maskiert – oder ob die Zunahme selbst, so erstaunlich das klingt, menschengemacht sein kann.

Zur Klärung dieser Frage setzten die Forscher moderne Methoden der Statistischen Physik ein, mit denen die natürlichen Schwankungen des Meereises modelliert und damit von menschengemachten Trends unterschieden werden können. Die Berechnungen ergaben, dass eine natürliche Schwankung mit hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann. Damit gehen die Wissenschaftler davon aus, dass auch für die Zunahme des Meereises der menschengemachte Klimawandel verantwortlich sein muss. Als Ursachen kämen zum Beispiel Blockaden in Folge der Klimaerwärmung in Frage, die dafür sorgen, dass in der Antarktis die warmen Nordwinde ausbleiben. Signifikant ist die Zunahme des Meereises vor allem in der Region Rossmeer.

„Der genaue Mechanismus muss noch erforscht werden“, sagt Prof. Bunde. „Eine Trendumkehr ist unseren Berechnung zufolge in den nächsten Jahrzehnten aber eher nicht zu erwarten.“ Eine Prognose darüber, ob das in den gängigen Klimamodellen befürchtete Abschmelzen des antarktischen Meereises ausbleiben wird, möchten die Gießener Forscher aber nicht abgeben. Trotzdem bestehe Anlass zur Hoffnung: „Ich würde mir größere Sorgen um zukünftige Überschwemmungen machen, wenn die antarktischen Temperaturen ähnlich wie in der Arktis steigen und das Meereis am Südpol ebenso auf dem Rückzug wäre“, erklärt Prof. Bunde.

Naiming Yuan, Minghu Ding, Josef Ludescher & Armin Bunde: Increase of the Antarctic Sea Ice Extent is highly significant only in the Ross Sea. Scientific Reports 7, 41096; 
doi: 10.1038/srep41096 (2017)

Quelle

Universität Gießen 2017

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