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pixelio.de | Margit-Voeltz | Die Malediven als Teil der Allianz der Kleinen Inselstaaten (AOSIS) unterstützen das 1,5 Grad-Ziel.

© pixelio.de | Margit-Voeltz | Die Malediven als Teil der Allianz der Kleinen Inselstaaten (AOSIS) unterstützen das 1,5 Grad-Ziel.

Wie könnte der Klimawandel auf 1,5 Grad begrenzt werden?

Eine neue Studie zeigt, was für klimapolitische Maßnahmen nötig wären, um die weltweite Erwärmung bis zum Jahr 2100 auf weniger als 1,5 Grad Celsius zu begrenzen.

Grundsätzlich wäre eine solche Begrenzung machbar, so die jetzt in Nature Climate Change veröffentlichte Studie eines Teams von Forschern unter anderem des International Institute for Applied Systems Analysis (IIASA) und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Das 1,5-Grad-Ziel wird von mehr als hundert Ländern für sicherer gehalten als das international vereinbarte Ziel von 2 Grad Celsius – obwohl auch dieses etwas weniger ehrgeizige Ziel bereits eine starke Verringerung des Ausstoßes von Treibhausgasen erfordern würde.
„Um die weltweite Erwärmung bis 2100 auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen sind ganz ähnliche Maßnahmen erforderlich wie für das Ziel einer Begrenzung auf 2 Grad“, sagt Joeri Rogelj vom IIASA, einer der Leit-Autoren.

„Allerdings lässt das ambitioniertere 1,5-Grad-Ziel keine Zeit für weitere Verzögerungen bei der weltweiten Emissionsreduktion, und die Verringerung der Treibhausgase müsste in den kommenden Jahrzehnten sehr rasch hochgefahren werden.“ Die Autoren weisen darauf hin, dass bereits für das Einhalten des 2-Grad-Ziels die ökonomischen, politischen und technologischen Voraussetzungen nicht einfach zu erfüllen sind. Ihr Ziel ist es, im Vorfeld der Klimaverhandlungen in Paris Ende des Jahres die Entscheider möglichst umfassend zu informieren über mögliche Klimaziele und Strategien, diese zu erreichen. 

Maßnahmen: Schnelle Steigerung der Energie-Effizienz, und CO2-Abscheidung

Die Studie hat eine Reihe von Maßnahmen identifiziert, die für das Einhalten des 1,5-Grad-Ziels bis 2100 unverzichtbar sind. Von fundamentaler Bedeutung ist die enge Begrenzung künftiger CO2-Emissionen. „In Szenarien zum 1,5-Grad-Ziel wird das verbleibende Emissionsbudget für CO2 im Vergleich zu 2-Grad-Szenarien fast halbiert,“ erklärt Gunnar Luderer vom PIK, gleichfalls einer der Leit-Autoren. „Entsprechend müssten in allen Wirtschaftssektoren tiefere Einschnitte bei den Emissionen erreicht werden, und weltweit müsste die CO2-Neutralität zehn bis zwanzig Jahre früher erreicht werden als in den 2-Grad-Szenarien.“

Eine schnelle Steigerung der Energie-Effizienz hat sich in der Studie ebenfalls als Schlüsselfaktor für das 1,5-Grad-Ziel erwiesen. Zudem zeigen alle Szenarios zu diesem Ziel, dass irgendwann in diesem Jahrhundert die Emissionen unter Null sinken müssen – was bedeutet, dass erhebliche Mengen CO2 aus der Atmosphäre entzogen werden müssen. Dies könnte etwa durch die Kombination von Energie aus Biomasse mit dem Abscheiden und Verpressen von Treibhausgasen geschehen (Carbon Capture and Storage, CCS) – diese Technologie ist bislang aber im großen Maßstab noch nicht erprobt, sie kann den Druck auf die Nahrungsmittelerzeugung erhöhen, und sie ist teils gesellschaftlich nicht akzeptiert. Eine andere Möglichkeit wäre Aufforstung, denn Wälder speichern CO2 in Baumstämmen und Blättern. Auch Aufforstung aber müsste, genau wie der Anbau von Energiepflanzen, sorgfältig ausbalanciert werden mit der Nutzung von Flächen insbesondere für die Erzeugung von Nahrungsmitteln.

Die Grenze kurzfristig überschreiten, um sie langfristig einzuhalten

Im Gegensatz zu vielen bislang untersuchten Szenarien, in denen die 2-Grad-Grenze als absolute Grenze gesetzt wird, die zu keinem Zeitpunkt überschritten werden darf, beziehen sich die 1,5-Grad-Szenarien auf das langfristige Ziel. Untersucht wird, wie nach einem zwischenzeitlichen Überschreiten die Temperaturen bis 2100 wieder auf das Zielniveau gesenkt werden könnten. „Im Grunde überschreiten alle unsere 1,5-Grad-Szenarien gegen Mitte des Jahrhunderts diese Temperaturgrenze, bevor sie dann wieder absinken, wenn mehr und mehr CO2 aktiv aus der Atmosphäre herausgeholt wird,“ erklärt Rogelj.

Der jüngste Bericht des Weltklimarats IPCC hat noch nicht in allen Einzelheiten darlegen können, was genau nötig wäre, um die weltweite Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten. Dabei haben mehr als 100 Länder weltweit – die Mehrheit der Länder der UN Klimarahmenkonvention (UNFCCC), darunter die Allianz der Kleinen Inselstaaten (AOSIS) und die am wenigsten entwickelten Länder (LDC) – ihre Unterstützung für das 1,5 Grad-Ziel erklärt. Dieses Ziel liegt also bei den Klimaverhandlungen mit auf dem Tisch. Die neue Studie füllt jetzt diese Informationslücke.

Die Autoren machen klar, dass nur mit einer klaren Steigerung der internationalen Bemühungen um eine Verringerung der Treibhausgase das 1,5-Grad-Ziel erreichbar ist. „Dieses Ziel lässt sehr wenig Spielraum,“ so Luderer. „Jede Einschränkung – sei es eine weitere Verzögerung bei der internationalen Klimapolitik oder ein Scheitern von großtechnischen Verfahren, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen – würde das 1,5-Grad-Ziel in diesem Jahrhundert unerreichbar machen.“

Artikel: Rogelj, J., Luderer, G., Pietzcker, R.C., Kriegler, E., Schaeffer, M., Krey, V., Riahi, K. (2015): Energy system transformations for limiting end-of-century warming to below 1.5°C. Nature Climate Change [Link zum Artikel, sobald er veröffentlicht ist: DOI: 10.1038/NCLIMATE2572]

Quelle

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung 2015

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