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Claus Scheuber | PV-Seminaristen, Mitte: Seminarleiter und Projektinitiator Claus Scheuber

© Claus Scheuber | PV-Seminaristen, Mitte: Seminarleiter und Projektinitiator Claus Scheuber

Claus Scheuber und seine Aktivitäten für und mit Flüchtlingen in Ravensburg

Fluchtursache Klimawandel. Klimafreundlich-erneuerbare Energien können jedoch auch bei der Flüchtlingsbetreuung in Deutschland helfen. Konkret . Sofort. Wie, zeigt sich in Ravensburg (Baden-Württemberg) jetzt bundesweit zum ersten mal in einem beachtlichen Projekt: Geflohene montieren Solarmodule auf ihre Unterkünfte.

„UNSER LAND HAT VIEL SONNE“

Rund zehn Jahre hat der Ravensburger Claus Scheuber (*1956) in der  Solarbranche gearbeitet. Heute gibt der Kaufmann Füchtlingen Deutschunterricht. Schnell erkannte der gelernte Vermessungstechniker dabei: Viele der Geflohenen würden gerne sofort arbeiten. Das tat Scheuber mit jungen Männern aus Gambia zunächst Sommer/Herbst 2015 beim Ausreisen von ‚Indischem Springkraut‘ in oberschwäbischen Wäldern.

Dann bot er den Wissbegierigen aus Gambia und Syrien  Kurse an. Über mehrere Wochenenden lernten sie mit ein paar weiteren deutschen Interessierten bei Vorträgen auf deutsch und englisch genaueres über Solartechnik. Doch es blieb nicht beim Zuhören. Jetzt, Januar/Februar 2016 haben die rund 20 Kursteilnehmer unter fachhandwerklicher Betreuung Solarmodule auf Flüchtlingesunterkünfte in Ravensburg geschraubt.

Zusammen lernen, gemeinsam arbeiten. Das verbindet. Und bringt die Mitmachenden auf helle Gedanken. „Unser Land hat viel Sonne“, berichtet ein 28jähriger Gambier nach Montage der Module.“Aber die meisten Menschen wissen nur wenig über Solarenergie. Wenn ich wieder nach Hause gehe, kann ich ein Geschäft starten und andere Leute ausbilden“, freut sich der Gambier. Ein anderer Kursteilnehmer aus Syrien ergänzt: „Der Vorteil ist, dass für die Energiequelle keine Kosten entstehen.“

Kosten senken die jetzt in Ravensburg auf Flüchtlingsunterkünfte geschraubten Solarmodule auch für die Trägerin der Einrichtung: Die Stadt Ravensburg bekommt Strom aus den Solarzellen in den Flüchtlingsräumen drunter weitaus billiger als aus dem Netz. So sinkt der Aufwand für die Wohnräume der Geflohenen.

„Die ansprechende Beschäftigung“, die Solarexperte Claus Scheuber da vermittelt, zeigt derweil rasch weitere Früchte. Drei Viertel derjenigen, die er so unterrichtet, kann er in Arbeits- oder Ausbildungsverhältnisse bringen. Integration pur. Und zwar prompt.

Scheubers so in Deutschland erstmaliges Sonnenprojekt – unterstützt vom Bundesprogramm „Demokratie leben“  – weist da noch viel weiter. Denn Solarzellen können Elektrizität auch dort erzeugen, wo es keine Stromnetze wie in Europa gibt. Etwa in vielen Ländern Afrikas. Mit Licht dank solch sonnig gewonnener Elektrizität lassen sich abends zum Beispiel Schulbücher beleuchten. Außerdem arbeiten Solarmodule, ohne  ein Gramm des Klimagases Kohlenstoffdiioxid (CO 2) in die Luft zu blasen. Extreme Wettereinflüsse gelten als Folge des Klimawandels. Wetterextreme wie Dürren oder Hochwässer. So erlebte etwa Syrien während der  Jahre vor dem jetzigen Bürgerkrieg die schlimmste Dürre, seit dem in dem arabischen Staat das Wetter gemäß heutigen Messmethoden beobachtet wird. 

Das „positive Gemeinschafserlebnis“, Solarmodule auf Dächer zu schrauben, braucht freilich nicht auf Flüchtlinge in Ravensburg beschränkt zu bleiben. „Andere Gemeinden haben sich schon gemeldet und wollen das auch mit uns machen“, berichtet Claus Scheuber.

Claus Scheuber | Modulmontage auf Asylbewerber-UnterkunftClaus Scheuber | Modulmontage auf Asylbewerber-Unterkunft, zu sehen ist mit dem Seminaristenteam Franz Lorinser, sunworks GmbH Oberzell.
Quelle

Julian Aicher 2016

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