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© pixelio.de | Rike | Die Stilllegung von Kohle wird wahrscheinlich in den nächsten zehn Jahren von China, Indien und den USA vorangetrieben. Diese Länder machen zusammen mehr als 58% der geplanten Stilllegungen aufgrund Alter und Unwirtschaftlichichkeit aus.

Die „gute Seite“ des Klimawandels

Was die Politik nicht angehen mag, dafür sorgt vielleicht der Klimawandel in Deutschland selbst: Kohlekraftwerke müssen voraussichtlich immer häufiger heruntergefahren werden, weil Flüsse nicht mehr die benötigte Kühlleistung erbringen.

Durch den Klimawandel steigen nicht nur die Temperaturen – auch der Wasserhaushalt verändert sich. Niederschlag, Verdunstung und Grundwasserneubildung werden in Zukunft einem neuen Rhythmus gehorchen. Welche Folgen hier Veränderungen bewirken, haben Forscher des Climate Service Center Germany (GERICS) in einem neuen Bericht „Der Einfluss des Klimawandels auf die terrestrischen Wassersysteme in Deutschland (link is external)“ zusammengestellt.

Die GERICS-Studie, die im Februar 2017 erschienen ist, fasst die Ergebnisse von 29 Einzelstudien zusammen, die zwischen 2009 und 2013 entstanden sind und sich mit den Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt in Deutschland beschäftigen. So zeigen Beobachtungen, dass die Niederschläge in Deutschland seit 1881 um 11 % zugenommen haben – eine Entwicklung, die sich Prognosen zufolge fortsetzen wird. Fast überall in Deutschland regnet es im Winter deutlich mehr, teils ist die Niederschlagsmenge in der kalten Jahreszeit um 30 %  gestiegen. Im Sommer dagegen ist es in vielen Bundesländern deutlich trockener geworden.

Als Folge werden sich auch die Pegelstände der großen Flüsse verändern, schreiben die Autoren. Generell gehen die Autoren davon aus, dass sich Phasen mit niedrigen Wasserständen bis zum Ende des Jahrhunderts verlängern werden. Das hat beispielsweise Auswirkungen auf die Binnenschifffahrt. Für die Elbe rechnen Hagemann und Kollegen ab dem Jahr 2050 mit einer schlechteren Schiffbarkeit im Sommer, vor allem in den Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. „Das Niedrigwasser wird früher eintreten, länger andauern und unter die üblichen Niveaus fallen“, heißt es in dem Bericht.

Doch die sinkenden Wasserstände im Sommer wirken sich auch auf die Energieversorgung aus, die große Mengen Flusswasser zur Kühlung benötigt. Wenn nicht genug Kühlwasser zur Verfügung steht, müssen Kern- und Kohlekraftwerke zunächst gedrosselt und dann ganz heruntergefahren werden. Ein weiteres Problem: Auch die Wassertemperaturen in den deutschen Flüssen steigen durch den Klimawandel an, was die Kühlung der Kraftwerke erschwert. Weil hohe Wassertemperaturen und niedrige Wasserstände häufiger als bisher gemeinsam auftreten werden, werde sich die Kraftwerksleistung in den Sommermonaten bereits während der kommenden 40 Jahre verringern, schreiben die GERICS-Forscher.

Im Winter steigt nach Angabe der Autoren dagegen die Hochwassergefahr – unter anderem, weil in den Gebirgen weniger Niederschlag als Schnee fällt. Das Regenwasser wird daher in niedrigeren Lagen sofort von den Flüssen abtransportiert und bleibt nicht bis zum Frühjahr liegen. Genauere Prognosen für die Zukunft seien aber schwierig, da die Häufigkeit von Hochwasser nicht nur vom Klima, sondern auch von vielen anderen Faktoren abhängt, etwa von der Landnutzung oder von Talsperren.

Der Klimawandel wirkt sich auch auf das Grundwasser aus, aus dem der größte Teil des Trinkwassers gewonnen wird. Die deutsche Bevölkerung wird jedoch auch in Zukunft nicht unter Wasserknappheit leiden. Der Studie zufolge wird im ganzen Land genügend Wasser vorhanden sein. Allerdings kann es in einigen Regionen zeitweise zu Engpässen kommen, etwa in Brandenburg oder in Ostbayern, schreiben die Forscher. Außerdem werden die Grundwasserspiegel in Zukunft stärker schwanken – zum einen, weil sich ein Teil der Niederschläge vom Sommer in den Winter verschoben hat, zum anderen, weil im Sommer während trockener Perioden mehr Grundwasser zur Bewässerung entnommen werden muss. Gleichzeitig erwarten die Forscher aber einen Rückgang des Wasserbedarfs, weil die Bevölkerung zurückgeht. In jedem Fall sollten sich Wasserversorger mit den Folgen des Klimawandels auseinander setzen, empfehlen die Autoren – etwa, um Bedarfsspitzen an heißen Tagen oder in Trockenperioden decken zu können.

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SONNEWIND&WÄRME 03/2017
Quelle

SONNEWIND&WÄRME | Volker Buddensiek / Stefan Hagemann 2017

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